US-Börsen feiern Zinssenkung

von Tobias Bayer (Frankfurt) und Annette Berger (Hamburg)

Die US-Notenbank hat den Leitzins am Abend weniger stark gesenkt als erwartet. Der Zins werde um 75 Basispunkte auf nun 2,25 Prozent zurückgenommen, teilte die Fed mit. Am Markt war mit 100 Punkten gerechnet worden. Dennoch legten die Börsen nach einem kurzen Schock deutlich zu.

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Die Senkung der sogenannten Fed Funds Rate auf 2,25 Prozent und damit den niedrigsten Stand seit Ende 2004 soll die von der Hypothekenkrise verunsicherte US-Wirtschaft mit billigerem Geld versorgen und der drohenden Rezession entgegenwirken.

Indizes klettern um mehr als vier Prozent

Die US-Börsen gaben kurz nach der Zinsentscheidung zwar einen Teil ihrer Gewinne ab - stiegen später aber umso stärker. Bis Handelsschluss stiegen der S&P; 500 und der Nasdaq Composite um jeweils 4,2 Prozent. In Deutschland hatte - vor der Zinssenkung - der Dax 3,4 Prozent im Plus bei 6393 Zählern geschlossen.

Die erneute Lockerung der Zinszügel war allgemein erwartet worden, dennoch fiel der Schritt überraschend moderat aus. Denn die Wahrscheinlichkeit eines 100-Basispunkte-Schritts hatte laut entsprechenden Terminkontrakten zuvor bei 78 Prozent gelegen, einer Zurücknahme um 125 Basispunkte war eine Chance von 22 Prozent eingeräumt worden.

Die Einschätzung von Händlern, Analysten und Volkswirten hatte sich innerhalb einer Woche deutlich geändert. Ursprünglich waren 50 bis 75 Basispunkte als wahrscheinlich angesehen worden, doch wegen des Beinahe-Kollaps von Bear Stearns revidierten viele Experten ihre Prognosen.

Teuerung im Fokus

Fed-Chef Ben Bernanke greift tief in die Trickkiste, um die Kreditkrise in den Griff zu bekommen
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Die Aussichten für die Wirtschaft hätten sich weiter eingetrübt, hieß es in der Mitteilung der Notenbank. Insbesondere die Belastungen durch die prekäre Lage am Immobilienmarkt - auf dem die mittlerweile globale Krise im Sommer vergangenen Jahres ihren Anfang genommen hatte - und die Lage an den Kreditmärkten würden die Konjunktur stärker als gedacht schwächen.

Der Konsum sei gedrosselt und der Arbeitsmarkt sei schwächer. Die Finanzmärkte stünden unter signifikantem Druck. Es sei nötig, die Inflation genau zu beobachten. Derzeit rechne die Fed damit, dass der Druck von Seiten der Teuerung in den kommenden Quartalen etwas nachlasse, da bei den Energie- und Rohstoffpreisen mit einer leichten Entspannung gerechnet werde.

Im August 2007, vor Beginn der Krise, hatte der Leitzins in den Vereinigten Staaten noch 5,25 Prozent betragen. Seitdem hat die Federal Reserve die Zinsen mehrfach aggressiv gesenkt, um dem angeschlagenen Bankensystem und der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Alleine im Januar tat sie es innerhalb weniger Tage zweimal um insgesamt 125 Basispunkte.

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FTD.de, 18.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP

 

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