Körperbehaarung bei Männern ist ja eigentlich nicht so wichtig. Die Natur verteilt sie mal mehr, mal weniger großzügig. Werden gewisse ästhetische Grundregeln eingehalten, akzeptieren in der Regel auch die Frauen die Schöpfung so, wie sie nun mal wächst. Mit den Gesichtshaaren jedoch verhält es sich anders. Sie sind nicht nur Ausdruck des Zeitgeists, sondern auch der Persönlichkeit ihres Trägers - und seiner Potenz.
Es gibt Künstler-, Trachten, Kaiser-Wilhelm- oder Menjoubärte, aber keiner ist männlicher als der Klassiker, der Vollbart. Wie ein hübsches Pelztierchen fordert er uns augenblicklich auf, ihn zu streicheln und herauszufinden, was sich hinter ihm verbirgt. Frauen lieben Männer - und mit einem Vollbart sieht sogar ein Bubi nach Kerl aus.
"Beim Vollbart kommt selbst die größte Emanze nicht mit", sagte der amerikanische Schauspieler und Ladykiller George Hamilton. Und hatte recht. Denn das weitgehend naturbelassene Gesichtsfell, dieses Überbleibsel aus Höhlenzeiten, appelliert bei Frauen direkt an die Urinstinkte. Bei seinem Anblick holt die Evolution die zivilisierte Weiblichkeit ein, die heimliche Sehnsucht nach natürlicher Ordnung bekommt im wahrsten Sinne ein Gesicht.
Ein Mann mit Vollbart hat etwas vom Jäger: ein bisschen ungezähmt, aber gemütlich, wüst und doch kuschelig. Er hat den Charme eines Naturburschen und die Aura eines Alphamännchens. Bei ihm fühlt man sich sicher. Er ist einer, der beim Fußball grölt und zu Hause säuselt und immer ein bisschen aussieht wie ein ungemachtes Bett - nicht perfekt, aber wunderbar verwegen. Bei ihm ist sofort klar, dass es sich um keinen Langweiler handelt, keinen Banker, keinen gegelten, glatten und entsprechend angepassten Typen. Eher um einem Revoluzzer - zumindest optisch. Er erinnert uns an einen romantischen Helden, der auf der Seite der Schwachen kämpft, die Welt bewegt und unsere Herzen, auch wenn er kein Robin Hood ist und nicht so attraktiv wie Che Guevara. Karl Marx war auch kein Beau und schrieb nicht immer Manifeste, sondern verewigte sich ebenso im Poesiealbum einer seiner Töchter. Er zeugte übrigens acht Kinder.
Der Glamour des wilden Wuchses überträgt sich natürlich nicht immer auf seien Träger. Kurt Beck etwa macht zwar gern auf Rebell, taugt jedoch nicht als Schönheitsideal. Aber ohne Bart möchte man sich den Mann schon gar nicht vorstellen.
Wer ohnehin eine coole Sau ist, den entstellt selbst ein Schnurrbart nicht, daran zweifelt seit der TV-Serie "Magnum" keiner mehr. Und wenn sich die gesamte Riege der zeitgenössischen Sexsymbole - von George Clooney über Leonardo DiCaprio bis Brad Pitt - gelegentlich mit Bart das Antlitz eines Underdogs verleiht, entsteht kollektive Atemnot. So viel prächtige und urwüchsige Virilität wie heute war selten in Hollywood. Die neue Männlichkeit propagierte auch auf der vergangenen New Yorker Modewoche der Designshootingstar Adam Kimmel - mit seiner Mode wie mit seinen Models, zum größten Teil Vollbartträger.
FTD.de, 18.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Combe Pharma , Dovo
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