Die chinesische Propaganda hält das geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter für den Strippenzieher, der den Aufstand von seinem indischen Exil aus steuert. Doch lassen wir die hässliche Politik einmal einen Augenblick lang beiseite und beschäftigen uns mit einem rein philosophischen Aspekt des Konflikts. Weil für die Tibeter und viele Anhänger des tibetischen Buddhismus der Dalai Lama als Gottkönig gilt, müssen wir uns fragen: Wie kann Gott zurücktreten?
Manch ein Analyst in Europa meint ja, der Rücktritt (des christlichen) Gottes sei unumgänglich, wenn man sich vor Augen führt, wie das Geschäftsmodell seit der Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies vor die Wand gefahren wurde. Das gilt für das Zwischenmenschliche wie auch für das Verhältnis zwischen Mensch und Natur.
Man kann die Niederungen der Menschheitsgeschichte aber auch so deuten, dass der Allmächtige aus Enttäuschung über uns längst zurückgetreten ist, ohne dass wir es gemerkt haben - dass wir also führungslos durchs Weltall treiben. Sollte Gott jedoch noch im Amt sein, müssten dringend einige formelle Fragen geklärt werden.
Etwa diese: Wer nimmt seinen Rücktritt entgegen? Wer bestellt den Nachfolger? Muss Gott entlastet werden, und welche Mehrheit ist dazu nötig? Auf all das können wir jedoch nur Antworten finden, wenn wir wissen: Wann und wo findet die Hauptversammlung statt?
Olaf Preuss
Aus der FTD vom 19.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
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