"Bei der Überwachung und Lösung der eigenen Schwierigkeiten sind zunächst einmal die Banken selbst gefordert", sagte Bundesbankpräsident Axel Weber dem "Handelsblatt". "Den Staat als Krisenhelfer anzurufen, geht zulasten des Steuerzahlers", sagte der Präsident des Volksbankenverbandes BVR, Christopher Pleister. Bayerns Finanzminister Erwin Huber hält den Ruf nach dem Staat im Euro-Raum für "nicht gerechtfertigt". Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums, sprach von einem "Offenbarungseid".
Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger dagegen ermutigte die Politik zu Eingriffen in die Finanzmärkte - notfalls auch gegen den Willen der Banken. Zugleich forderte er ein globales Kreditregister der Aufsichtsbehörden, um Bilanzrisiken besser beurteilen zu können. Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise forderte ebenfalls ein Eingreifen - aber "möglichst ohne Einsatz von Steuermitteln". Bundesfinanzminister Peer Steinbrück betonte die enge Zusammenarbeit von Politik, Bundesbank, Verbänden und Banken - ohne konkreter zu werden.
Seit jeher ist umstritten, welche Rolle dem Staat im Fall eines Marktversagens zukommt. Vor allem in der Wirtschaft hatten in den vergangenen Jahren jene die Oberhand gewonnen, die den völligen Rückzug des Staats fordern. Dass nun mit Ackermann einer der prominentesten Fürsprecher dieser Denkschule nach dem Staat ruft, belegt, wie gravierend die Krise ist. Ackermann hatte Montagabend in Frankfurt Maßnahmen gefordert, die über die von ihm begrüßten Liquiditätsspritzen der US-Notenbank Fed wie bei der Rettung der Investmentbank Bear Stearns hinausgehen. "Ich glaube nicht mehr an die Selbstheilungskräfte der Märkte. Banken allein können die Situation nicht retten."
Damit stellte er sich indirekt hinter die Forderungen nach dem Aufkauf fauler US-Hypothekenkredite durch den Staat - eine Maßnahme, die in den USA diskutiert und von vielen Bankstrategen gefordert wird.
Die Unterstützung seines Chefvolkswirtes hat Ackermann indes nicht: Norbert Walter kritisierte das Eingreifen der Fed bei Bear: "Sie hat den Eindruck erweckt, dass sie für alles zuständig ist. Das ist nicht klug", sagte er Reuters TV.
Ackermanns Aussagen dürfte auch die "Moral Hazard"-Debatte anfachen. Kritiker fürchten, dass die Rettung durch den Staat die Banken bestärken könnte, riskante Investitionen einzugehen, ohne dabei selbst für die Verluste gerade stehen zu müssen.
Zumindest die Spitzenbanker der Schweizer UBS, die 2007 mit 4,4 Mrd. Franken den ersten Verlust ihrer zehnjährigen Firmengeschichte eingefahren hatte, trifft die Krise allerdings hart - für ihre Verhältnisse: So muss Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel für 2007 mit einem Basislohn von 2,6 Mio. Franken zurecht kommen. Im Jahr davor hatte er noch das Zehnfache verdient. Die Gesamtentschädigung der UBS-Topmanager sinkt um 67 Prozent.
Aus der FTD vom 19.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Getty Images
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