Japans Notenbank droht Machtvakuum

Die Welt in ihrer schwersten Finanzkrise seit Jahrzehnten und eine der wichtigsten Notenbanken ohne Chef. Das klingt unvorstellbar. Am Mittwoch könnte es in Japan dennoch Realität werden. Amtsinhaber Toshihiko Fukui tritt dann wie geplant zurück. Über den Nachfolger gibt es ein beispielloses politisches Hickhack - bislang ohne Ergebnis.

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Es gebe Befürchtungen, dass der von der Regierung vorgeschlagene Tanami nicht in der Lage sei, angesichts der internationalen Finanzmarktkrise Entscheidungen zu treffen, sagte Yukio Hatoyama, der Generalsekretär der oppositionellen Demokratischen Partei, zur Begründung. Außerdem sei es anmaßend von der Regierung, die Nominierung erst in letzter Minute voranzutreiben und auf ein Abnicken der Opposition zu setzen, sagte Parteichef Ichiro Ozawa. Die Nominierung des Zentralbankchefs muss vom Oberhaus des japanischen Parlament abgesegnet werden. Am Mittwoch soll die Abstimmung stattfinden. Der jetzige Notenbankgouverneurs Toshihiko Fukui wird sein Amt am Mittwoch um Mitternacht (Ortszeit) verlieren.

Führungslos: Die Bank of Japan findet keinen Nachfolger für das Amt des Notenbankchefs
 Führungslos: Die Bank of Japan findet keinen Nachfolger für das Amt des Notenbankchefs

Damit droht nur einen Tag vor Fukuis Amtsende die Nachfolge ungeklärt zu bleiben. In ihrer Not wird Japans Regierung woraussichtlich einen Interims-Gouverneur einsetzen. Beobachter rechnen allerdings damit, dass die Zentralbank in dem Fall zunächst keine langfristigen Entscheidungen treffen würde. Der japanische Ministerpräsident Yasuo Fukuda gibt die Hoffnung nicht auf - er setzt vor der entscheidenden Parlamentsabstimmung noch auf ein positives Votum. "Ich bin mir sicher, dass die Oppositionsparteien eine verantwortungsvolle Entscheidung treffen", sagte er.

Der 68-jährige Tanami ist eine Kompromisslösung. Er führte bislang die Japan Bank for International Cooperation (JBIC). Genau wie beim ersten Kandidaten, dem Vize-Notenbankchefs Toshiro Muto, gibt es bei Tanami Bedenken, er stünde der Regierung zu nahe. Er hatte zuvor als Vize-Finanzminister gearbeitet. "Es ist schwer, irgendeinen Grund zu finden, um ihn zu unterstützen", sagte der oppositionelle Abgeordnete Kenji Yamaoka.

Analysten reagieren mit Unruhe auf die drohende Führungslosigkeit. "Investoren, insbesondere ausländische Investoren, können es nicht leiden, dass die Regierung sich in diesem Marktumfeld nicht für einen neuen Gouverneur der Zentralbank entscheiden kann," sagte Yumi Nishimura von Daiwa Securities.

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FTD.de, 18.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP

 

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