Sie begann bei einem kalifornischen Hypothekenanbieter und hat inzwischen Märkte in aller Welt erfasst: Die Subprime-Krise um schlecht besicherte US-Immobilienkredite betrifft längst auch andere Branchen. Unter den Opfern sind zunehmend deutsche Unternehmen.


Diese Serie als RSS-Feed abonnieren FTD-Serie als RSS-Feed

Ackermanns Hilferuf polarisiert

von Tim Bartz (Frankfurt)

Der Ruf von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nach staatlicher Hilfe zur Beilegung der Finanzkrise zeitigt zwiespältige Reaktionen in Politik und Wirtschaft. Sogar von einem "Offenbarungseid" war die Rede.

ZUM THEMA

"Bei der Überwachung und Lösung der eigenen Schwierigkeiten sind zunächst einmal die Banken selbst gefordert", sagte Bundesbankpräsident Axel Weber dem "Handelsblatt". "Den Staat als Krisenhelfer anzurufen, geht zulasten des Steuerzahlers", sagte der Präsident des Volksbankenverbandes BVR, Christopher Pleister. Bayerns Finanzminister Erwin Huber hält den Ruf nach dem Staat im Euro-Raum für "nicht gerechtfertigt". Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums, sprach von einem "Offenbarungseid".

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger dagegen ermutigte die Politik zu Eingriffen in die Finanzmärkte - notfalls auch gegen den Willen der Banken. Zugleich forderte er ein globales Kreditregister der Aufsichtsbehörden, um Bilanzrisiken besser beurteilen zu können. Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise forderte ebenfalls ein Eingreifen - aber "möglichst ohne Einsatz von Steuermitteln". Bundesfinanzminister Peer Steinbrück betonte die enge Zusammenarbeit von Politik, Bundesbank, Verbänden und Banken - ohne konkreter zu werden.

Hat eine lebhafte Diskussion entfacht: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann
 Hat eine lebhafte Diskussion entfacht: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann

Seit jeher ist umstritten, welche Rolle dem Staat im Fall eines Marktversagens zukommt. Vor allem in der Wirtschaft hatten in den vergangenen Jahren jene die Oberhand gewonnen, die den völligen Rückzug des Staats fordern. Dass nun mit Ackermann einer der prominentesten Fürsprecher dieser Denkschule nach dem Staat ruft, belegt, wie gravierend die Krise ist. Ackermann hatte Montagabend in Frankfurt Maßnahmen gefordert, die über die von ihm begrüßten Liquiditätsspritzen der US-Notenbank Fed wie bei der Rettung der Investmentbank Bear Stearns hinausgehen. "Ich glaube nicht mehr an die Selbstheilungskräfte der Märkte. Banken allein können die Situation nicht retten."

Damit stellte er sich indirekt hinter die Forderungen nach dem Aufkauf fauler US-Hypothekenkredite durch den Staat - eine Maßnahme, die in den USA diskutiert und von vielen Bankstrategen gefordert wird.

Kritik von Norbert Walter

Die Unterstützung seines Chefvolkswirtes hat Ackermann indes nicht: Norbert Walter kritisierte das Eingreifen der Fed bei Bear: "Sie hat den Eindruck erweckt, dass sie für alles zuständig ist. Das ist nicht klug", sagte er Reuters TV.

Ackermanns Aussagen dürfte auch die "Moral Hazard"-Debatte anfachen. Kritiker fürchten, dass die Rettung durch den Staat die Banken bestärken könnte, riskante Investitionen einzugehen, ohne dabei selbst für die Verluste gerade stehen zu müssen.

Zumindest die Spitzenbanker der Schweizer UBS, die 2007 mit 4,4 Mrd. Franken den ersten Verlust ihrer zehnjährigen Firmengeschichte eingefahren hatte, trifft die Krise allerdings hart - für ihre Verhältnisse: So muss Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel für 2007 mit einem Basislohn von 2,6 Mio. Franken zurecht kommen. Im Jahr davor hatte er noch das Zehnfache verdient. Die Gesamtentschädigung der UBS-Topmanager sinkt um 67 Prozent.

Google Tausendreporter Furl YiGG Mister Wong del.icio.us Webnews

Bookmarken bei ...

 

Aus der FTD vom 19.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Getty Images

 

 FTD-Services 

Streit am Arbeitsplatz, mit Vermieter oder Finanzamt? Aktuelle Urteile aus vielen Rechtsgebieten kostenlos in dieser Datenbank.  mehr

 Nachrichten 

Dossier Koalition redet Finanzkrise klein

Finanzminister Steinbrück und Kanzlerin Merkel warnen vor Hysterie - auf Kosten der Glaubwürdigkeit. mehr

Dossier Konkurrenz für Kinderkrippen

Familienministerin Ursula von der Leyen will gewerbliche Kitabetreiber mit gemeinnützigen gleichstellen. mehr

Immer mehr Deutsche pflegebedürftig

Kurz nach Verabschiedung der Pflegereform zeigen Daten, wie dringend die Politik reagieren muss. mehr

Karlsruhe schränkt Datenspeicherung ein

Die Telekomkonzerne dürfen die Verbindungen nur noch bei schweren Straftaten an die Ermittler weitergeben. mehr

Wie in Hessen künftig regiert wird

Trotz einer Mehrheit im Parlament gegen sich ist Roland Koch nicht machtlos. mehr

Germany's next Heinrich Kieber

Ein Unbekannter hat dem baden-württembergischen Fiskus Datensätze über 30.000 Schweizer Bankkonten angeboten. mehr

Dossier Bundesländer kassieren sich reich

Die Mehrheit der Länder schreibt im laufenden Jahr schwarze Zahlen. mehr

Firmen gegen Lohnvorgaben für Praktika

Arbeitsminister Scholz will dagegen eine Vergütung festschreiben. mehr

Steinbrück: Eine der größten Krise seit Jahrzehnten

Nach Deutsche-Bank-Chef Ackermann findet auch der Finanzminister drastische Worte für das Subprime-Desaster. mehr

» Nachhilfe für CDU-Reformer «

Nichts soll den Wohlfühlwahlkampf 2009 stören. mehr

» Amerikanische Vision trifft deutschen Starrsinn «

Weshalb der US-Milliardär und Großinvestor Ronald S. Lauder an Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit verzweifelt. mehr

SPD fällt auf historisches Tief

Wenig besser sehen die Umfragewerte von SPD-Chef Kurt Beck aus - auch innerhalb seiner Partei. mehr

Mehr News aus Deutschland

Deutschland als
 


 

(€) Baden-Württemberg

(€) Sachsen

(€) Osteuropa