Die letzte große Übernahme hat Air Berlin noch nicht richtig verdaut. Die Fluggesellschaft hatte ohnehin schon einräumen müssen, dass sie die technischen Schwierigkeiten bei der Zusammenführung der elektronischen Systeme von Air Berlin und LTU unterschätzt hat. Die Kosten hatten bereits im dritten Quartal das Ergebnis belastet. Seinerzeit hatte das Unternehmen sein ursprüngliches Ziel, den Gewinn zu steigern, aufgegeben und zumindest noch ein stabiles Ergebnis angekündigt. Das sollte mit der Auflösung von Rückstellungen erreicht werden.
Aber das ging dann doch nicht. Nun muss Air Berlin-Chef Joachim Hunold eingestehen, dass seine Rechnung nicht aufgeht. "Die Berater haben uns erklärt, dass die Einmalerträge aus den Rückstellungen nicht in die Gewinn- und Verlustrechnung verbucht werden können, sondern ergebnisneutral", erklärte ein Air-Berlin-Sprecher. Die erwartete Kompensation hätte "auf Grund einer aktualisierten Bewertung nicht als Sonderertrag realisiert" werden können, teilte das Unternehmen am Mittwoch zweieinhalb Wochen vor der Bilanzpräsentation mit.
Bei seinem ehrgeizigen Expansionsplan stößt Hunold damit auf ein Problem. In den vergangenen zwei Jahren hat er erst den Börsengang in London, wenige Monate später die Übernahme der DBA und kurz darauf den Kauf der LTU gestemmt. Der nächste Deal steht mit der bereits verabredeten Integration von Condor bereits an. Bei dem Tempo und der Komplexität der Transaktionen ist nicht immer alles reibungslos und nach außen nachvollziehbar verlaufen.
Die Anleger sind skeptisch: Am Mittwoch fiel der Kurs zwischenzeitlich um mehr als fünf Prozent auf 8,90 Euro. Seit dem Börsengang im Mai 2006 haben die Papiere damit ein Viertel ihres Wert eingebüßt.
7,80 EUR | -9,73 % | [-0,84] |
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AIR BERLIN PLC.. | 7,80 EUR | -9,73 % |
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DEUTSCHE LUFTH.. | 15,18 EUR | -3,44 % |
Der zuversichtliche, aber unkonkrete Ausblick für das laufende Geschäftsjahr milderte die Stimmung an der Börse nicht. Die LTU-Integration sei jetzt auf einem guten Weg, erklärte Hunold. Für 2008 gebe es Anlass zum Optimismus. Er verwies auf die guten Passagierzahlen im Januar und Februar. Die Auslastung der Flugzeuge und der Durchschnittserlös sei deutlich gestiegen. "Auch die aktuelle Buchungslage ist erfreulich", sagte Hunold. Diese zuversichtlichen Worte fehlten in der am Mittwochmorgen veröffentlichten Mitteilung zunächst aus technischen Gründen bei einigen Aussendungen. Der Absatz wurde eine knappe halbe Stunde später nachgeliefert.
Die endgültige und detaillierte Bilanz präsentiert Hunold am 31. März. Vorab ist nun bekannt, dass der Nettogewinn auf ein Fünftel zusammengeschrumpft ist: von 50 Mio. Euro in 2006 auf elf Mio. Euro in 2007. Der Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) verringerte sich auf 21,5 Mio. Euro nach gut 64 Mio. Euro vor Jahresfrist. Die Gewinnentwicklung steht im Gegensatz zum Umsatzanstieg: Der legte einen Sprung von 61 Prozent auf 2,54 Mrd. Euro zu.
Ärgerlich zudem für Hunold: Der größte Wettbewerber Lufthansa präsentierte am Mittwoch gleichzeitig starke Geschäftszahlen, eine optimistischen Prognose und wurde dafür von den Anlegern mit satten Kursaufschlägen gefeiert.
Name | Aktuell | % | abs. | ||
---|---|---|---|---|---|
AIR BERLIN PLC REGIS.. | 7,80 EUR | -9,73 % | -0,84 | ||
DEUTSCHE LUFTHANSA A.. | 15,18 EUR | -3,44 % | -0,54 |
FTD.de, 12.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
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