Die Zahlen, die die italienische Designschmiede am Dienstag vorlegte, belegen dies: Pininfarina schloss das Jahr 2007 mit 114,9 Mio. Euro Nettoverlust ab. Und doch zeigt sich der 50-jährige Vorstandschef auf einmal wie verwandelt. Er gibt wieder Interviews und nimmt sich Zeit - speziell für ein Thema. Eine Geldspritze soll die Turiner Firma langfristig retten, Pininfarina plant eine Kapitalerhöhung. Der französische Investor Vincent Bolloré steht bereit einzusteigen.
Das Kommando darf die Gründerfamilie behalten, auch wenn der Anteil von heute knapp 55 Prozent sinkt. "Aber er wird weit über 30 Prozent bleiben, sodass wir eine relative Mehrheit behalten", versichert Pininfarina.
Der Vorstandschef lebt für seine Firma. 1981, er ist gerade 24, schließt er sein Studium der Ingenieurwissenschaften in Turin ab. Ein Jahr lang geht er danach für einen Job in den USA und kehrt schließlich zurück in die Firma, die sein Großvater 1930 gegründet hat und die schon damals über enge Kontakte zur Politik verfügt. So durfte Gründer Battista "Pinin" Farina - auf Vorschlag des damaligen Staatspräsidenten - seinen Spitz- dem Familiennamen anfügen.
Seitdem ist Pininfarina eines der namhaftesten italienischen Designunternehmen. Die Kreativen entwarfen die wohl schönsten Ferraris aller Zeiten. Alfa Romeos erster Spider entstand bei Pininfarina und auch der Maserati Quattroporte. Pininfarina arbeitete für Volvo und auch für Amerikaner, für Japaner und Chinesen - der größte Kunde aber war stets der große Nachbar aus dem heimischen Turin, Fiat.
Doch seit dort 2005 der Sanierer Sergio Marchionne die Macht übernahm, wird keine Rücksicht mehr auf historische Partnerschaften genommen. Die Auslastung der eigenen Fabriken kommt zuerst, lautet das Credo bei dem Autokonzern. Das traf Pininfarina schwer, zumal das Unternehmen auch Zulieferer ist und lange Zeit sogar einige Fiat-Modelle fertigte.
Ein Elektroauto soll nun die Rettung bringen, wenn das nötige Geld da ist. "Sintesi" heißt das Projekt, ein batteriebetriebener Stadtwagen der Luxusklasse, der die Produktion im Stammwerk vor den Toren Turins auslasten soll. Bis zum Jahr 2010 soll das Modell marktreif sein, 15.000 Einheiten sollen danach jährlich vom Band laufen. "Wir können die Kapazitäten auch erhöhen, wenn der Markt es fordert", sagt Pininfarina in alter Frische.
Auch der französische Investor Bolloré hat etwas von dem Deal. Er setzt nicht nur die Firma unter Strom, seine Gruppe liefert die Batterien für den neuen Wagen.
Aus der FTD vom 12.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg
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