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Kopf des Tages

Pierre-Henri Gourgeon - Jagdflieger im Aufwind

von Lutz Meier

Vieles hat sich geändert bei Air France-KLM , doch die Karrierewege sind geblieben: Auch der wahrscheinliche Nachfolger des Firmenchefs hat eine Laufbahn in der französischen Verwaltung hinter sich.

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Während der Staatskonzern Air France durch kühne Transaktionen unter dem Namen Air France-KLM zum munter agierenden Vorbildunternehmen der ganzen Branche umgebaut wurde, führte mit Jean-Cyril Spinetta ein ehemaliger Spitzenbeamter der Pariser Regierung Regie, einer der mit einem Abschluss an einer Elitehochschule begonnen hat und sich dann in den Kabinetten der sozialistischen Minister der 80er-Jahre einen Namen gemacht hat.

Wenn es so gut funktioniert hat, warum nicht mit so einem Manager weitermachen? Das könnte die Überlegung der Aufsichtsräte des Flugkonzerns sein, wenn Spinetta im Oktober wie erwartet kürzertritt und einige der Führungsämter im Konzern abgibt. Aller Voraussicht nach wird dann Pierre-Henri Gourgeon Konzernchef, jetzt schon für das operative Geschäft zuständig.

Gourgeon ist ein enger Weggefährte Spinettas. Sie trafen sich vor 20 Jahren in der Mannschaft des damaligen Ministers für staatliche Ausrüstungsplanung. Spinetta diente diesem lange als Kabinettsdirektor, Gourgeon kam als Verantwortlicher für zivile Luftfahrt dazu. 1990 organisierten sie die Neuordnung der staatlichen Fluggesellschaften. Damit legten sie die Grundlage für den heutigen Konzern Air France-KLM. Über Jahre haben sie dann gemeinsam Karriere gemacht.

Pierre-Henri Gourgeon führt das Wort bei Air France. Bald könnte er Konzernchef werden
 Pierre-Henri Gourgeon führt das Wort bei Air France. Bald könnte er Konzernchef werden

Bis heute exekutiert Gourgeon zuverlässig die Politik Spinettas. Als der Konzernchef die Fusion mit KLM ankündigte, führte Gourgeon die Idee aus. Als Spinetta zuletzt grünes Licht für die umstrittenen Übernahmepläne bei Alitalia und den nicht minder diskutierten Einstieg im US-Markt gab, war es wieder Gourgeon, der die Pläne Investoren und Öffentlichkeit geduldig erläuterte.

Beide sind sie geprägt von dem militärisch-industriellen Komplex, der das gesellschaftliche, politische und industrielle Leben in Frankreich bis heute dominiert. Beide haben sie dennoch oder deswegen beherzt und ohne große Rücksichten die Chancen der globalisierten Marktwirtschaft genutzt.

Spinetta wird im Oktober 65 - aber Gourgeon ist nur drei Jahre jünger. Während Spinetta eher Politiker war, ist Gourgeon eher Techniker. Er ist Absolvent der berühmten X, wie die École Polytechnique unter Insidern heißt, die Industrielle von André Citroën bis Bernard Arnault hervorgebracht hat. Er war auf der Eliteschule für Aeronautik und hat einen Ingenieurabschluss aus Kalifornien. Und einen Jagdfliegerschein. Das kann bei der stürmischen Expansionslust von Air France nicht schaden.

Nur einen Flecken gab es in der Karriere von Gourgeon: Als 1992 an der französisch-deutschen Grenze ein Airbus A320 zerschellte, gehörte Gourgeon zu den Beschuldigten, da er damals Direktor der staatlichen Luftfahrtaufsicht war. Erst 2006 wurde der Manager freigesprochen.

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Aus der FTD vom 11.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg

 

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