Kaufhof-Manager soll Karstadt retten

von Katja Wilke (Düsseldorf)

Arcandor zieht personelle Konsequenzen aus der Misere seiner Karstadt-Warenhäuser. Anfang März übernimmt Stefan Herzberg, der frühere Verkaufsvorstand von Kaufhof, den Vertrieb für die Arcandor-Tochter Karstadt.

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In dieser neu geschaffenen Position soll Herzberg für den Umbau der Warenhäuser verantwortlich zeichnen, teilte Arcandor-Chef Thomas Middelhoff am Donnerstag bei der Präsentation der Zahlen des ersten Quartals 2007/08 mit. Karstadt hatte wegen des schwachen Weihnachtsgeschäfts im vergangenen Jahr ein Viertel seines Gewinns eingebüßt. Das operative Ergebnis (Ebitda) sank auf 136 Mio. von 181 Mio. Euro. "Oktober und November waren enttäuschende Monate für uns", sagte Middelhoff.

Die Verpflichtung von Herzberg sehen Branchenkenner als einen letzten Versuch Middelhoffs, bis zu seinem Ausscheiden Ende des Jahres doch noch das Ruder bei Karstadt herumzureißen. Viele Karstadt-Filialen bieten Experten zufolge noch immer eine trostlose Optik. Attraktiver gestaltete Verkaufsflächen sollen die Kunden zurückholen. "Wir wollen mehr Druck auf der Verkaufsfläche", sagte Middelhoff. Herzberg, der zurzeit noch bei dem kürzlich von Arcandor mehrheitlich verkauften Versandhändler Neckermann unter Vertrag ist, übernimmt damit eine Aufgabe, um die sich bislang Karstadt-Chef Peter Wolf gekümmert hat. Aus Unternehmenskreisen verlautete, dass sich Wolf künftig verstärkt strategischen Aufgaben widmen solle.

Großreinemachen: Der ehemalige Kaufhof-Manager Stefan Herzberg soll ab März bei Karstadt aufräumen
 Großreinemachen: Der ehemalige Kaufhof-Manager Stefan Herzberg soll ab März bei Karstadt aufräumen

Wolf, der bis zu seinem Wechsel zu Karstadt als Tchibo-Konzernvorstand die Nahrungsmittelsparte verantwortete, gilt intern als umstritten. Noch vor Kurzem kursierten Spekulationen, wonach seine Absetzung bevorstehe. Die von ihm eingeführten monatlichen Themenwelten erwiesen sich als Flop. Im Weihnachtsgeschäft spitzte sich die Lage bei Karstadt zu: Der Umsatz der Warenhäuser brach ein - obwohl Middelhoff noch Anfang Dezember Erlöse auf Vorjahresniveau vorausgesagt hatte.

Gleichzeitig konnte Konkurrent Kaufhof, eine Tochter des Metro-Konzerns, seine Umsätze nahezu halten. "Was Wolf gemacht hat, reicht nicht", sagte Hans-Peter Wodniok, Handelsexperte beim Analystenbüro Fairesearch. "Das zeigt sich daran, dass Arcandor nun mitten im Rennen die Pferde wechselt." Herzberg wird allerdings direkt an Wolf berichten.

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Konzernchef Middelhoff macht unter anderem den derzeit an vielen Standorten laufenden Umbau der Verkaufsflächen für den Umsatzeinbruch verantwortlich. Die bereits fertig umstrukturierten Filialen erwiesen sich als Erfolg. "Deutliche Verbesserungen der Flächenproduktivität" seien hier zu beobachten. Genaue Angaben hierzu machte Arcandor aber nicht. Erfreulich entwickelten sich nach Konzernangaben auch die Premiumhäuser. Bislang zählten dazu das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg, das Oberpollinger in München und Karstadt auf der Zeil in Frankfurt. Im kommenden Jahr soll ein Haus in Dresden dazukommen. Die europaweite Expansion mit der Premiumgruppe werde derzeit nicht vorangetrieben, so Middelhoff. Zunächst wolle er den Verkauf der Karstadt-Immobilien abschließen. Nach wie vor besteht nur ein Vorvertrag mit einem Konsortium unter Beteiligung der Deutschen Bank und Pirelli.

Die Verpflichtung des früheren Kaufhof-Managers Herzberg sorgte am Donnerstag erneut für Spekulationen über eine Fusion von Karstadt mit Kaufhof. "Dies ist besonders interessant vor dem Hintergrund der Ankündigung von Arcandor, die Marktkonsolidierung in den Kerngeschäftsfeldern aktiv vorantreiben zu wollen", sagte Martina Noß, Analystin bei der Nord/LB.

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Aus der FTD vom 15.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Kaufhof Warenhaus AG

 

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