Thomas Middelhoff weiß, wie man Partys aufzieht: Promis, schöne Frauen, Häppchen, Champagner satt. Ob nun bei der Feier zum 100-jährigen Geburtstag des KaDeWe im vergangenen Jahr in Berlin oder vergangene Woche zur Eröffnung des neuen Karstadt im Einkaufszentrum Limbecker Platz. Richtig gute Partys, da sind sich alle einig.
Der Chef des Touristik- und Handelskonzerns Arcandor weiß auch, wie man Deals einfädelt. Ob sie allerdings gut sind - das mag selbst dann noch niemand abschließend beurteilen, wenn die Tinte unter dem Vertrag längst getrocknet ist.
Es könnte sein, dass es bald neue Verträge gibt. Denn für Thomas Middelhoff eröffnet sich eine Option, von der er schon lange geträumt hat: die Übernahme von Kaufhof.
Seit Dienstag steht die Warenhauskette offiziell auf der Verkaufsliste des neuen Metro-Chefs Eckhard Cordes. "Wir werden ohne Hektik alle strategischen Möglichkeiten für die Warenhäuser prüfen", sagte Cordes auf einer Bilanzpressekonferenz. "Eine Option ist natürlich die Abgabe des Kaufhofs." Im Klartext: Kaufhof wird in Zukunft keine Rolle mehr für die Metro spielen.
Was für eine Chance! Auf einmal ist für Middelhoff der entscheidende Baustein zur Verwirklichung seiner Pläne zum Greifen nahe. Seit Monaten hat er daran gefeilt, hat im Hintergrund Gespräche geführt. Zwar gab man sich am Dienstag in Essen zugeknöpft. "Wir haben das mit Interesse verfolgt", sagte ein Sprecher nur. Ansonsten: kein Kommentar. Doch längst machen Gerüchte die Runde: Der Arcandor-Konzern wolle seine Warenhaustochter Karstadt mit Galeria Kaufhof zusammenbringen.
Für Middelhoff hat der Countdown begonnen. Ende des Jahres wird er das Unternehmen verlassen. Bis dahin muss der Konzernumbau abgeschlossen sein. Die größte Baustelle: Karstadt.
Mit dem Kaufhof-Deal könnte er sich nun einen glanzvollen Abgang bereiten und sein zuletzt angekratztes Image als Meister des Deals wieder aufpolieren. Und nicht nur das: Es wäre ein Geschäft, das einen Schlusspunkt hinter die Konsolidierung der deutschen Kaufhauslandschaft setzt. Die Innenstädte würden sich verändern, immer hatten die Deutschen die Wahl: Kaufhof und Karstadt. Bald vielleicht nicht mehr.
Möglicherweise werden Arcandor und Metro ihre Absicht, die Warenhaussparten zusammenzulegen, bereits im April verkünden, heißt es in Unternehmenskreisen.
Cordes will Kaufhof loswerden, weil er in den Warenhäusern keine Zukunft sieht. Middelhoff hingegen möchte der Sparte zu neuem Glanz verhelfen und saniert deshalb aufwendig die Karstadt-Standorte. Kaufhof wäre aus seiner Sicht die ideale Ergänzung. Von einer Fusion erhofft er sich Synergieeffekte in dreistelliger Millionenhöhe - weit mehr als die 150 Mio. Euro, die bislang im Gespräch waren. Im Portfolio eines fusionierten Konzerns wären Analysten zufolge über 200 Filialen. Wettbewerbsfähig seien davon aber weniger als die Hälfte.
Um einen Aufschrei der Gewerkschaften zu verhindern, will Middelhoff versuchen, Schließungen nach der Fusion möglichst zu vermeiden. Das dürfte nicht leicht werden, denn in vielen Städten liegen die Kaufhof- und Karstadt-Filialen nebeneinander.
Aus der FTD vom 19.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP
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