Kommt der Dollarcrash? Steht uns ein Bärenmarkt bevor? Ist die Google-Aktie überbewertet. "Das Kapital", die führende Kolumne für Finanzmarktthemen, gibt darauf pointierte Antworten.


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Das Kapital

Die Fed wird mächtig nachlegen müssen

Die Fed ist mittlerweile so aggressiv, dass eine Wende von Konjunktur und Finanzmärkten zum Greifen nahe scheint. Sie wird ausbleiben, weswegen sich auch die zweistelligen Kursgewinne der US-Broker als Zwischenerholung erweisen werden. Am Ende wird die Fed daher geradezu rasend werden.

Stanley Fischer von der Bank von Israel hat keine Zweifel daran, dass die Fed die Wirtschaft in den Griff kriegt. "Dafür braucht sie nur zusätzliche Liquidität in das System zu pumpen, und was das anbetrifft, ist Ben Bernanke zum Glück ein Experte." Richtig, das weithin als stabilste erachtete US-Geldmengenaggregat "Money of Zero Maturity" liegt um 16 Prozent über dem Vorjahr. Über die vergangenen sechs Monate ist es aufs Jahr hochgerechnet um 19,5 Prozent gestiegen, über die vergangenen drei Monate um 25 Prozent.

ZUM THEMA

Selbstredend gibt die Fed sich damit nicht zufrieden. Sie hat ihren Leitsatz daher gleich um einen Dreiviertelprozentpunkt gestutzt, womit der Realzins bei einer Inflationsrate von vier Prozent auf minus 1,75 Prozent gesunken ist. Schon mit Blick auf die jüngsten Zahlen zu Einzelhandel, Industrieproduktion und Baugenehmigungen sind weitere Zinssenkungen ausgemacht. Aber auch damit nicht genug.

Die Fed gibt ihr Geld jetzt auch direkt an Institute heraus, die nicht ihrer Kontrolle unterliegen, und akzeptiert dabei allen Ramsch als Sicherheit. Mehr noch: Kippt ein Broker wie Bear Stearns um, dessen Eigenkapital 0,08 Prozent des US-BIP entspricht, gewährt die Fed eine Kreditgarantie von 30 Mrd. $, damit JP Morgan den Rivalen übernimmt. Das Signal ist eindeutig: Schmeißt mit Krediten nur so um euch, denn wenn diese faulen, nimmt die Fed sie auf ihr Buch. Im Sinne eurer Aktienoptionen müsst Ihr ohnedies Risiken eingehen, und notfalls stellt die Fed zumindest das Geld für die Vermeidung von Pleiten und für Abfindungen bereit. Und wenn schon kleine Pimpfe sakrosankt sind: die großen sind es ganz bestimmt.

Fed/Broker/Banken

Der Chef von Lehman Brothers frohlockt bereits, damit seien alle Liquiditätsschwierigkeiten vom Tisch. Wenn er da mal nicht zu früh jubelt. Im ersten Geschäftsquartal 2008 sind die Nettoeinnahmen des Brokers um 31 Prozent zum Vorjahr gefallen, bei Goldman Sachs gar um 35 Prozent. Und trotz der Hyperaktivität der Fed wird das (ganze) Finanzgewerbe vorläufig unter Druck bleiben.

Da möchte man kein Kreditgeber sein
 Da möchte man kein Kreditgeber sein

Zunächst einmal wird die Fed nicht jeden faulen Kredit der Welt aufkaufen können, wenn sie einen Dollarabsturz und damit ein Gemetzel am Markt für US-Regierungsanleihen verhindern will, die zur Hälfte von Ausländern gehalten werden. Bei den Banken wird derweil das zur Hinterlegung von neuen Krediten notwendige Kapital zusehends knapp, während der Verbriefungsmarkt auf Jahre hin stocken dürfte (auf Landesbanken als Schrottaufkäufer sollte man vorerst lieber nicht bauen). Da die defizitäre US-Wirtschaft aber auf reichlich Kredit angewiesen ist, wird das sinkende Kreditangebot die Konjunktur nur weiter dämpfen, womit Pleiten und Entlassungen zunehmen werden - und damit wiederum die Kreditausfälle. Überdies ist fraglich, ob etwa die Verbraucher, die mit satten 134 Prozent des verfügbaren Einkommens in der Kreide stehen, 52 Prozent des gesamten (!) Wohnungsbestands beliehen haben, mit fallenden Immobilien- sowie Aktienpreisen konfrontiert sind und eine Sparquote von null aufweisen, angesichts der Wirren überhaupt noch Kredit in konjunkturell hinreichendem Maße nachfragen.

Die Wahrscheinlichkeit bleibt daher hoch, dass Ben Bernanke am Ende doch die US-Regierung direkt mit Kredit versorgt, damit diese das Land ungehemmt mit neuen Ausgaben beglücken kann. Obwohl der Dollar aufgrund vermehrter Zeichen eines Abschwungs in Europa im Laufe des Jahres einen Zwischenspurt einlegen könnte, sind Kurse von 1,6 $/Euro nur ein Vorbote dessen, was noch kommt.

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Aus der FTD vom 19.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de

 

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