Auf der Ostseeinsel Fehmarn begann das neue Schuljahr mit einer kleinen Revolution: Erstmals lernen alle Fünftklässler der Insel zusammen in einer Gemeinschaftsschule. Für die einen ist das der Untergang des guten Gymnasiums, für Schleswig-Holstein jedoch ist es wohl der Rettungsanker angesichts sinkender Schülerzahlen.
Das Modell könnte das dreigliedrige Schulsystem in ganz Deutschland ins Wanken bringen: Bis 2010 sollen an der Ostseeküste alle Haupt- und Realschulen zu Regionalschulen zusammengeschlossen sein, kommt noch eine gymnasiale Oberstufe hinzu, wird daraus eine Gemeinschaftsschule. Das hat dem Land den Ruf eines "Bildungsvorreiters" eingebracht. Und das, obwohl der Nordstaat beim Bildungsvergleich der Bundesländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln nur auf Platz elf landet. "Auf Fehmarn wird es durch die Gemeinschaftsschule mehr Abiturienten geben als vorher", hofft die Schulleiterin der Inselschule, Michaela Schmeiser. Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave sieht in den Gemeinschaftsschulen die Chance auf "gerechte, durchlässige und leistungsfähige Schulen".
Die braucht Schleswig-Holstein dringend: Das Land hat die höchste Schulabbrecherquote aller westdeutschen Flächenländer. Fast jeder zehnte Jugendliche verlässt die Schule ohne Abschluss. Außerdem läuft jeder fünfte Schüler Gefahr, den Einstieg in die berufliche Bildung gar nicht erst zu schaffen, weil er so schlecht lesen und schreiben kann. Der Bildungserfolg ist laut Pisa-Studie besonders stark von der sozialen Herkunft abhängig. 22 Prozent der Leistungsunterschiede erklären sich so. In Bayern sind es lediglich 14 Prozent - trotz dreigliedrigem Schulsystem.
Bis 2010 investiert das Land 1,4 Mio. Euro, um seine Lehrer für die neuen Schulenformen weiterzubilden. Bislang gibt Schleswig-Holstein allerdings laut Bildungsmonitor nur 5000 Euro pro Schüler an den allgemeinbildenden Schulen aus, 650 Euro weniger als Bayern.
Immerhin leistet Schleswig-Holstein einen guten Beitrag für den Forschernachwuchs: 12,2 Prozent der Universitätsabsolventen promovieren, nur in Berlin sind es mehr. Auf 100 Professoren kommen 7,7 Habilitationen. Das Land erhielt vergangene Woche den Zuschlag für zwei Graduiertenschulen und einen Exzellenzcluster. Ob auch Schleswig-Holsteins neue Schulen an die Spitze nachziehen und damit Deutschlands Bildungssystem verändern? Auf Fehmarn hat die Gemeinschaftsschule "Austausch und Teamarbeit der Lehrer verstärkt", sagt Direktorin Schmeiser, "und das steigert auch die Qualität".
FTD.de, 26.10.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP
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