Einmal mit der Familie durch einen Elektromarkt spazieren und seine Kinder sagen hören: "Guck mal, der Bildschirm da ist von Papa" - das ist so ein Gedanke, der Karl Leo motiviert. Der 46-jährige Physiker möchte sehen, was bei seiner Forschung herauskommt. Daher gründet er einen Spin-off nach dem nächsten, der erfolgreichste ist Novaled, eine Firma, die organische Leuchtdioden (OLEDs) entwickelt, aus denen in Zukunft superflache, biegbare Displays und leuchtende Tapeten entstehen sollen. Wie viele Patente er hält, kann Leo gar nicht mehr sagen. "Aber jedes Jahr kommen etwa fünf neue hinzu."
Die Technische Universität Dresden unterstützt ihn dabei. Sie unterhält ein Patentinformationszentrum, das den Forschern die zeitraubende Arbeit abnimmt zu prüfen, für welche Ideen es bereits Anmeldungen gibt. Für jeden erfolgreichen Erfinder gibt es 2000 Euro Prämie. "Ich habe kein Problem damit, dass Professoren ihre Patente nicht mehr selbst anmelden dürfen und ich meine Gewinne mit der Hochschule teilen muss", sagt Leo, "schließlich finanziert sie die Anwälte, die Schutzrechte und nimmt mir Arbeit ab."
Forschungs- und Wissenstransfer ist eines von drei Felden, mit denen sich Universitäten zusätzlich Geld erschließen können, analysiert der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft in seiner Studie "Die deregulierte Hochschule". Hinzu kommen Spenden und Sponsoring, zudem Dienstleistungen wie Veranstaltungsmanagement oder Vermietung.
"Bislang stecken die Gesetze unternehmerischen Unis aber viel zu enge Grenzen", kritisiert Hannes Lehmann, Leiter der Arbeitsgruppe beim Stifterverband. So ist die Beteiligung an Ausgründungen oft nur über komplizierte Rechtskonstrukte möglich. "Die Hochschulen müssen einen Beitrag zu ihrer Finanzierung leisten - nicht aus der Not heraus, sondern als originäre Hochschulaufgabe und Partner auf Augenhöhe", sagt Lehmann.
Wie das funktioniert, zeigt der Fundraiser der TU München, Arnulf Melzer. Mit seinem Präsidenten Wolfgang Herrmann hat er in den vergangenen Jahren 125 Mio. Euro eingesammelt. "Naturgemäß sind uns Großspender für langfristige Projekte besonders willkommen", sagt Melzer. Wie der Autokonzern BMW, der der Exzellenzuniversität für 10 Mio. Euro ein Institut baut. "Wir haben ein unverwechselbares Hochschulprofil geschaffen, eine fakultätsübergreifende Strategie und zeigen Respekt vor den Wünschen unserer Spender", erklärt Melzer. Ganz wichtig sei aber auch: Die Spender dürfen nicht das Gefühl haben, sie müssen Haushaltslöcher stopfen. "Keiner investiert in ein Fass ohne Boden."
Auch der Stifterverband betont, dass externe Mittel "nicht für die Grundfinanzierung herangezogen werden sollen", sagt Mathias Winde, Programmleiter Hochschulreformen. "Wenn der Staat im gleichen Atemzug Geld streicht, haben die Unis wenig Anreiz, sich um Spenden oder Stiftungen zu bemühen."
Die Hochschule Karlsruhe finanziert mit den zusätzlichen Mitteln zum Beispiel Neubauten und Stipendien. "Fundraising ist zur Chefsache geworden", sagt Caroline Mattingley-Scott. Sie leitet die nach amerikanischem Vorbild gebündelte Stabstelle für Stiftungen, Career Service und Fundraising. Auch die Stiftungen sollen in den nächsten Monaten zusammengefasst werden. "Bisher hatten wir keinen Überblick, wer welches Institut unterstützt", sagt Mattingley-Scott. Eine Dachstiftung soll das ändern, zudem kann das Geld so gemeinsam angelegt werden.
Neben spendenfreudigen Firmen setzt die Uni auf ihre Absolventen, die vergangenes Jahr 46.000 Euro für einen Stipendienfonds gesammelt haben. "Man muss die Alumni bei der Stange halten", sagt Mattingley-Scott. Daher schreibt sie regelmäßig Newsletter, organisiert Workshops und Treffen. "Auch Events, die einfach nur Spaß machen." Zum Jahrestreffen im Freizeitpark Rust kamen statt der üblichen 700 Teilnehmer 1200.
FTD.de, 23.01.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: TU München, GISMA
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