Wenn zweitklassige Fußballvereine einen neuen Sponsor gefunden haben, wird dies meist weitgehend unkommentiert zur Kenntnis genommen. Es sei denn, es handelt sich um einen Gönner der besonderen Art. Beim österreichischen Zweitligisten FC Gratkorn ist das der Fall. Neuerdings prangen auf den Trikots der Mannschaft drei Buchstaben: Pax. Und auch der Verein heißt nun FC Pax Gratkorn. Das lateinische Wort für Frieden kommt vom neuen Hautsponsor des Vereins – einem Bestattungsunternehmen.
Zwar sucht man im deutschen Fußball noch vergeblich nach Sponsoren, die das Geschäft mit dem Tod pflegen. Doch auch hierzulande hat es bereits Versuche gegeben, den Vereinssport mit der Bestattungsbranche zu verbinden: Seit Juli 2007 bietet ein Hamburger Bestattungsinstitut HSV-Bestattungen an. Wer einen Sarg in den Farben des Fußballbundesligisten präferiert und auf seiner Trauerfeier statt Orgelmusik lieber Fangesänge gespielt wissen will, kann sich diesen Wunsch inzwischen erfüllen. Groß ist die Nachfrage nach den HSV-Särgen allerdings nicht – das Bestattungsunternehmen hat bislang noch keinen einzigen Auftrag erhalten.
Der Vorteil der Branche liegt auf der Hand: Das Geschäft mit dem Tod ist sicher – und es gibt noch weitere Besonderheiten: Um Bestatter zu werden, muss lediglich ein Gewerbeschein beantragt werden. Zudem dominieren eigenständige Familienbetriebe, die sich gegen größere Firmen behaupten können. Die Ahorn AG hält von den etwa 3800 Bestattungsunternehmen als größte Kette einen Marktanteil von etwa vier Prozent. Nach Ansicht des Bundesverbandes Deutscher Bestatter lassen sich die Deutschen eine Bestattung im Schnitt 2500 bis 3500 Euro kosten.
Aber es geht auch günstiger: Immer mehr Unternehmen drängen mit Billigpreisen auf den Markt. Der älteste von ihnen ist Sargdiscount in Berlin. Vor fast 25 Jahren hat Hartmut Woite das Unternehmen gegründet. Eine Urnenbestattung ist ab 888 Euro zu haben, für Internetnutzer gibt es sogar noch einen 15-prozentigen Rabatt auf die angebotenen Särge. Derzeit kauft Woite in der Ukraine ein, da dort die Särge am günstigsten sind. "Wir kaufen nur LKW-weise – das drückt den Preis", sagt Woite.
Pro Jahr bekommt Sargdiscount mehr als 1000 Aufträge aus ganz Deutschland, auch wenn sich das Unternehmen weiterhin auf Berlin konzentriert. Woite verhandelt derzeit mit Bestattern, die im gesamten Bundesgebiet Franchise-Filialen eröffnen könnten. Auch das Internet will der Berliner Geschäftsmann verstärkt nutzen. "Wir wollen die Internetbestattung auf Dauer parallel zum normalen Geschäft etablieren", sagt Woite. Noch in diesem Jahr soll Angehörigen die Möglichkeit gegeben werden, eine Bestattung komplett über das Internet in Auftrag zu geben.
FTD.de, 21.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP
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