Josef Ackermann rudert zurück

Nach harscher Kritik über seinen Ruf nach staatlicher Hilfe hat der Deutsche-Bank-Chef einen Rückzieher gemacht. Er habe nicht den geringsten Zweifel an der Stabilität des amerikanischen und des internationalen Bankensystems, betonte Josef Ackermann.

ZUM THEMA

Ackermann relativierte seine Äußerungen, dass die Selbstheilungskräfte des Marktes allein nicht mehr ausreichten, um die Finanzmarktkrise einzudämmen. In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" bedauerte der Deutsche-Bank-Chef, dass aufgrund seiner Bemerkungen eine "Systemdiskussion zur Rolle des Staates" geführt werde.

"Es geht nicht um den Ruf nach dem Staat und die Rettung von Investoren", sagte er. Mit seinen Äußerungen habe er sich auf die Stabilisierung des amerikanischen Immobilienmarktes bezogen. "Meine Meinung ist, dass es relativ lange dauert, bis Amerikas Häusermarkt zu einem neuen Gleichgewicht findet." In diesen schwierigen Zeiten sei dort eine "konzertierte Aktion von Regierung, Notenbank und Marktteilnehmern notwendig". Ackermann verwies auf das US-Konjunkturprogramm von mehr als 170 Mrd. Euro, für das Steuergelder eingesetzt würden, und den expansiven Kurs der USA in der Geldpolitik.

Deutschen-Bank-Chef Josef Ackermann fühlt sich missverstanden
 Deutschen-Bank-Chef Josef Ackermann fühlt sich missverstanden

Ackermanns Hilferufe hatte in Politik und Wirtschaft zwiespältige Reaktionen hervorgerufen. So hatte etwa Bundesbankpräsident Axel Weber Ackermanns Aussage kritisiert. "Bei der Überwachung und Lösung der eigenen Schwierigkeiten sind zunächst einmal die Banken selbst gefordert", hatte Weber gesagt. Auch Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) kritisierte Ackermanns Forderung nach einer konzertierten Aktion und mutigen Schritten von Regierungen und Zentralbanken. "Aus den gleichen Etagen, aus denen sonst weniger Staat gefordert wurde, klingt jetzt der Ruf nach mehr Staat. Zur Beruhigung der Lage tragen solche Forderungen nicht bei", sagte Glos der "Süddeutschen Zeitung".

In der "FAZ" zeigte sich Ackermann geläutert. In der Beurteilung der Lage sei er sich mit Bundesbankpräsident Weber einig. Beide hätten am Mittwoch telefoniert. Bei den Banken liege natürlich eine wichtige Aufgabe, sagte der Deutsche-Bank-Chef. So gelte es, Transparenz herzustellen. Er gehe davon aus, dass sich die Realwirtschaft in Amerika in der zweiten Jahreshälfte wieder normalisieren wird. "Das würde aber auch heißen, dass die Auswirkungen auf die reale Wirtschaft in Europa begrenzt sind."

Google Tausendreporter Furl YiGG Mister Wong del.icio.us Webnews

Bookmarken bei ...

 

FTD.de, 20.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP

 

 FTD-Services 

Streit am Arbeitsplatz, mit Vermieter oder Finanzamt? Aktuelle Urteile aus vielen Rechtsgebieten kostenlos in dieser Datenbank.  mehr

 Nachrichten 

Meister gleich Bachelor?

Das deutsche Bildungswesen steht vor einem Streit um die Frage, welcher Abschluss wie viel wert sein wird. mehr

BND-Chef warnt vor "Dschihad vor unserer Haustür"

Von einem neuen Stützpunkt des Terrornetzwerks al-Kaida geht laut Ernst Uhrlau eine erhöhte Gefahr für Deutschland aus. mehr

Linke stützt CSU bei Pendlerpauschale

Der Vorstoß des CSU-Chefs zur Wiedereinführung der Pendlerpauschale vom ersten Kilometer an sorgt für Wirbel. mehr

Steinmeier fordert Kursbestimmung von der SPD

Für den SPD-Vize muss sich die Partei in die Mitte orientieren. mehr

Energie

Lauwarme Zeiten für die Sonnenheizung

Solarthermie-Anlagen sind derzeit wenig gefragt. mehr

Das Volk würde Köhler wählen

Anders als die Parteien ist die deutsche Bevölkerung auf eine Wiederwahl des Bundespräsidenten festgelegt. mehr

Auch Ministerien beuten Praktikanten aus

Nur ein Bundesministerium zahlt Praktikanten überhaupt Geld - ganze 100 Euro. mehr

Steinbrück rappt im Netz

Peer Steinbrück kann auch lustig: Seit kurzem rappt der Finanzminister im Internet. mehr

SPD will Betriebs-Kitas fördern

Die Deutsche Kinderhilfe indes favorisiert den Vorstoß der Familienministerin. mehr

Verdächtige Informationen aus Tibet

Nach der Ausweisung aller Journalisten sind Berichte aus dem Himalaya-Land mit Vorsicht zu genießen. mehr

Neue Runde im Streit um Datenspeicherung

Karlsruhe hat die Nutzung von gespeicherten Telefon- und Internetdaten zur Strafverfolgung stark eingeschränkt. mehr

Karlsruhe stärkt Kassen-Kunden

Vorstandsmitglieder gesetzlicher Krankenkassen müssen ihre Bezüge auch weiterhin offenlegen. mehr

Mehr News aus Deutschland

Deutschland als
 


 

(€) Baden-Württemberg

(€) Sachsen

(€) Osteuropa