FTD-SERIE Bildungspolitik

Im deutschen Bildungssystem liegt vieles im Argen: marode Schulen, Unterrichtsausfall und zu wenig Hochschulabsolventen. Zugleich ist die Bildungslandschaft in Bewegung geraten. Eine Serie über eines der wichtigsten Zukunftsthemen der deutschen Politik.


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Deutsche Eltern lieben Privatschulen

Privatschulen mausern sich zu einer bedeutenden Alternative zu staatlichen Schulen, deren Ruf nicht zuletzt durch die Pisa-Studie gelitten hat. Mittlerweile lernen fast eine Million Schüler an privaten Einrichtungen. Nach Ansicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) haben die Länder trotz schlechter Testergebnisse nicht die nötigen Konsequenzen gezogen.

Seit 1992 hat die Zahl der Privatschüler um 52 Prozent auf 873.000 im laufenden Schuljahr zugenommen. Von den 12,3 Millionen Schülern in Deutschland wird damit rund jeder 14. privat unterrichtet, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mit. 1992/93 war es erst jeder 20. Gleichzeitig stieg die Zahl der Privatschulen um fast 44 Prozent auf 4637.

Auf dem Vormarsch sind die Alternativen zu staatlichen Schulen, die von Vereinen oder Körperschaften wie den Kirchen getragen werden, vor allem in den neuen Bundesländern. Hier stieg die Zahl der Privatschulen auch dann noch, als die Gesamtzahl aller Einrichtungen wegen der drastisch gesunkenen Geburtenzahlen in den 1990er Jahren zurückging.

Besonders im Osten neue Privatschulen gegründet

Mädchen besuchen häufiger als Jungen Privatschulen
 Mädchen besuchen häufiger als Jungen Privatschulen

Insgesamt vervierfachte sich im Osten die Zahl der Privatschulen seit 1992, während sie in Westdeutschland lediglich um 16,4 Prozent zunahm. Nach Angaben der Statistiker ist diese Entwicklung aber auch darauf zurückzuführen, dass im Osten vor der Wiedervereinigung nur sehr wenige private Schulen bestanden.

Besonders viele Privatschüler gibt es in Sachsen und Bayern: Dort lernen mehr als elf beziehungsweise fast zehn Prozent an privaten Schulen. In Schleswig-Holstein sind es dagegen nur 3,3 Prozent. Deutliche Unterschiede bestehen auch hinsichtlich der Nationalität der Schüler: Während 7,4 Prozent aller deutschen Schüler in privaten Einrichtungen lernen, sind es bei ausländischen Kindern nur 3,8 Prozent. Auch Schülerinnen gehen mit 8,4 Prozent deutlich häufiger in Privatschulen als Jungen, von denen nur knapp sechs Prozent privat unterrichtet werden.

Die wachsende Beliebtheit privater Schulen schlägt sich aber auch in zunehmend großen Klassen nieder. Mittlerweile sitzen private Grundschulklassen durchschnittlich 21 Schüler und damit nur einer weniger als im staatlichen Pendant. Private Realschulklassen sind mit 28 Schülern sogar größer.

GEW bemängelt Rückschritt

ZUM THEMA

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zog indes fünf Jahre nach dem Pisa-Schock eine ernüchternde Bilanz. Auch wenn das Thema Bildung in der öffentlichen Wahrnehmung wichtiger geworden sei, habe man tatsächlich einen Rückschritt erlebt, sagte der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne. "Anstatt zu investieren, wie es nötig wäre, ist man genau in die entgegengesetzte Richtung marschiert."

Für die Zukunft rechnet er bei sinkenden Schülerzahlen mit weiter rückläufigen Investitionen in die Bildung: Im Osten gebe es diese Entwicklung schon länger. "Deshalb habe ich nicht unbedingt die Hoffnung, dass sinkende Schülerzahlen zur Weiterentwicklung der Qualität von Bildungsprozessen genutzt werden", sagte Thöne.

Negativ bewertet die Organisation auch jüngste Reformen. Wie in einigen Ländern praktiziert, Unterrichtsausfall mit dem Einsatz von Laien ohne Lehrerausbildung zu begegnen, hält Thöne für falsch: "Schule sollte mehr sein als Betreuung und guter Wille", sagte der GEW-Vorsitzende. Auch Pläne zur Zusammenlegung von Haupt- und Realschule stoßen bei der Gewerkschaft auf Widerstand. Sie trügen nicht zur Überwindung des gegliederten Schulsystems beitragen. Eine Zweigliedrigkeit mit einem Gymnasium für die Elite zementiere alte Teilungen noch.

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FTD.de, 28.12.2006
© 2006 Financial Times Deutschland, © Illustration: dpa

 
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