Hilfreicher Impuls für Frauen

von Ben White

Wenn die ägyptische Möbeldesignerin Iman Jussri Hilfe bei der Fertigstellung eines Auftrags braucht, wendet sie sich an ihre Freunde. Die wiederum rufen ihre Freunde an, und jeder der Zeit hat, packt mit an. Oft reicht das aber nicht, zeigt ein Förderprogramm der Investmentbank Goldman Sachs.

Dann verzögern sich die Lieferungen - ein Problem, das Jussri ungemein peinlich ist. Ihre Anstrengungen in Sachen Marketing sind ähnlich rudimentär.

Sie verfügt über kein richtiges Cash-Management-System und über keine Website, auf der sie ihre Arbeit vorstellen kann, die Tische, Dekoartikel aus Holz, Kerzenständer, Untersetzer und andere Gegenstände umfasst. "Ich stehe einfach vor so vielen Problemen und Herausforderungen bei der Führung meines Unternehmens", sagt Jussri, die an der Helwan-Universität in Kairo Kunst studiert hat.

10.000 Frauen im Visier

Goldman Sachs will Frauen besser bilden, um das Wachstum anzukurbeln - hier Dorfbewohnerinnen in Mali
 Goldman Sachs will Frauen besser bilden, um das Wachstum anzukurbeln - hier Dorfbewohnerinnen in Mali

Um ihre Fähigkeiten in Management und Marketing aufzubessern, wird Jussri die erste Teilnehmerin von "10.000 Women" sein, einem neuen Förderprogramm von Goldman Sachs. Die US-Investmentbank stellt zunächst 100 Mio. $ bereit - Geld, mit dem hauptsächlich kurzfristige, praxisorientierte Kurse finanziert werden, durch die in einem Zeitraum von fünf Jahren 10.000 Frauen in Schwellen- und Entwicklungsländern ihr betriebswirtschaftliches Fachwissen auf Stand bringen können.

Jussri beispielsweise wird einen fünfwöchigen Kurs an der amerikanischen Universität in Kairo besuchen, um ihr Grundwissen in Unternehmensfragen zu verbessern. Maha El Shinnawy, Professorin an der amerikanischen Universität in Kairo, sagt, Jussri sei typisch für viele Frauen, denen mit dem Programm geholfen werden soll. "Sie hat bereits ein Unternehmen. Sie braucht einfach nur diesen Extraimpuls."

Hochschulen der jeweiligen Länder einbezogen

Zwei Jahre war das Programm "10.000 Women" in Planung, und zunächst werden sich mehr als ein Dutzend Universitäten und Institute wie die Harvard Business School und die Columbia Business School in den USA oder die Judge Business School der Universität von Cambridge beteiligen. Auch Hochschulen in Entwicklungsländern wie Kenia, Tansania, Afghanistan, Nigeria und Ruanda sind mit dabei.

Mit dem von Goldman Sachs bereitgestellten Geld werden sowohl die Kurse finanziert als auch die Ausbildung der Dozenten. Außerdem werden Mitarbeiter der Investmentbank als Mentoren der an dem Programm teilnehmenden Frauen fungieren. Auch eine begrenzte Anzahl an Stipendien wird zur Verfügung gestellt.

Ausbildung der Frauen kann Wirtschaftswachstum steigern

Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein sagt, Auslöser für das Programm war eine Studie, die Angestellte seiner Bank durchgeführt hatten. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass, wenn Frauen in Entwicklungsländern eine betriebswirtschaftliche Ausbildung erhielten, dies einen positiven Effekt auf die allgemeine Gesundheitssituation und das Wirtschaftswachstum haben könnte.

Die Studie ergab, dass das Pro-Kopf-Einkommen in Schwellenländern bis 2020 um 10 bis 14 Prozent über die Prognosen steigen könnte, wenn bei der Beschäftigung die Kluft zwischen den Geschlechtern geschlossen würde. Weiter deutete die Studie darauf hin, dass ein höheres Maß an Bildung bei Frauen die Bruttoinlandsprodukt-Wachstumsrate in Schwellenmärkten während der vergangenen zehn Jahre um 0,2 Prozentpunkte hätte steigern können.

Image-Programm und Zukunftsinvestition

Blankfein sagte, das Förderprogramm sei im langfristigen wirtschaftlichen Interesse von Goldman Sachs. Es werde dazu beitragen, das weltweite Bruttoinlandsprodukt zu steigern, und dem Image der Bank in Ländern wie Ägypten zuträglich sein.

Ziel des Goldman-Sachs-Programms ist es, Frauen in Entwicklungsländern dabei zu helfen, kleine Firmen zu florierenden Unternehmen zu machen. Diese Unternehmen würden Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen, mit denen wiederum soziale Dienste verbessert werden können.

Frauen bilden, heißt: Familien bilden

Jeanne Mujawamariya, Bildungsministerin von Ruanda, sagt, mehr als die Hälfte der Schüler in den Grundschulen ihres Landes seien Frauen. Doch viel zu wenige entwickelten Fähigkeiten über das Grundschulniveau hinaus. "Wenn man eine Frau ausbildet, bildet man auch ihre Kinder aus. Man bildet ihre ganze Familie aus", sagt Mujawamariya.

Blankfein sagt, mit dem Förderprogramm verbessere Goldman Sachs nicht nur die Geschäftsaussichten der Bank sondern halte auch Mitarbeiter bei der Stange: "Die meisten Leute verlieren wir an Wohltätigkeits- und an staatliche Organisationen. Ich muss bei diesen Dingen die Nase vorn behalten."

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FTD.de, 24.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: dpa

 
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