Zahl der Abiturienten in Deutschland steigt

Deutlich mehr Absolventen mit Abitur und Fachhochschulabschluss haben im vergangenen Jahr die deutschen Schulen verlassen. Allerdings steckt hinter dieser Nachricht auch ein Sondereffekt.

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Insgesamt erhielten in Deutschland 432.500 das Zeugnis zur Hochschul- oder Fachhochschulreife, das sind 4,2 Prozent mehr als im Jahr 2006, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mit.

Allerdings beträgt die Zunahme nur 2,6 Prozent, wenn man die besondere Situation in Sachsen-Anhalt außer acht lässt und einen Jahrgang abzieht. Denn dort machten zwei Schuljahrgänge wegen der Verkürzung der Gymnasialzeit auf acht Jahre ihr Abitur. So kommt es, dass die Zahl der Absolventen in Sachsen-Anhalt um 62,2 Prozent stieg.

Abitur-Prüfungen in Bayern. Dort stieg die Zahl der Abiturienten um 3,6 Prozent
 Abitur-Prüfungen in Bayern. Dort stieg die Zahl der Abiturienten um 3,6 Prozent

Das Bundesland hatte das achtstufige Gymnasium mit Abitur am Ende der zwölften Klasse aus dem DDR-System nach der Wende zunächst beibehalten. Doch 1998 entschied sich die rot-grüne Landesregierung in Magdeburg für das Gymnasium mit neun Klassenstufen. 2003 jedoch kehrte man wieder zu G8 zurück, weil sich dieses Modell auch in den westdeutschen Ländern durchsetzte.

Als einzige Länder hatten Sachsen und Thüringen immer das achtstufige Gymnasium behalten. Mecklenburg-Vorpommern und Berlin führten G8 im Jahr 2006 wieder ein und Brandenburg 2007.

Abgesehen von Sachsen-Anhalt stiegen die Zahlen der Schulabsolventen mit Hoch- und Fachhochschulreife in Rheinland-Pfalz am stärksten - um 11,5 Prozent auf rund 19.700. In Hamburg nahmen sie um 6,0 Prozent auf rund 8600 zu, in Baden-Württemberg um 5,5 Prozent auf rund 59.800, in Niedersachsen ebenfalls um 5,5 Prozent auf 39.100, in Bayern um 3,6 Prozent auf 49.800, im Saarland um 3,2 Prozent auf 5.800, in Brandenburg um 2,6 Prozent auf 14.900. Nur geringfügig erhöhten sich die Zahlen in Nordrhein-Westfalen (um 1,5 Prozent auf 110.800), in Bremen (um 1,2 Prozent auf 3.500), in Mecklenburg-Vorpommern (um 1,1 Prozent auf 8.400) und Schleswig-Holstein (0,2 Prozent auf 12.300). In Hessen waren es wie im Jahr 2006 rund 31.700.

Rückgänge in drei Ländern

In einigen Bundesländern gab es aber auch einen Rückgang der Zahlen: in Sachsen um 4,2 auf 19.900, in Berlin um 2,9 auf 16.900 und in Thüringen um 2,2 Prozent auf 12.600.

302.200 Schüler, das sind 69,9 Prozent aller Absolventen, erhielten ein Zeugnis für die allgemeine Hochschulreife. Davon machten 258.900 an allgemeinbildenden Schulen Abitur. Die Fachhochschulreife wird mit 89,3 Prozent überwiegend an beruflichen Schulen erworben, sie wird aber auch nach erfolgreicher Beendigung des zwölften Schuljahrgangs an allgemeinbildenden Schulen vergeben.

Der Anteil der Männer unter den Absolventen mit Hochschulreife liegt bei 44,5 Prozent. Unter den Absolventen mit Fachhochschulreife stellen sie mit 51,7 Prozent die Mehrheit. Der Männeranteil verringerte sich in den 90er Jahren kontinuierlich, ist aber seit dem Schuljahr 2000/01 relativ konstant, wie das Statistische Bundesamt berichtet.

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ap, 20.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: dpa

 

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