Die Welt verändert sich in rasantem Tempo: Wirtschaftszentren schießen weltweit aus dem Boden. Die Zeiten, in denen die USA, Europa und Japan im Wirtschaftsleben den Ton angaben, gehen dem Ende zu. Die Stimmen Indiens und Chinas werden immer lauter. Für die Konzerne ist das eine große Herausforderung. Denn sie müssen sich auf diese neue, multipolare Welt einstellen.
"Es wird keine Einbahnstraßen mehr geben, in der in die eine Richtung nur Geld und in die andere Richtung nur Arbeit fließt", sagt Stephan Scholtissek, Deutschland-Chef von Accenture. "Es wird auch nicht mehr so sein, dass wenn die USA hustet, der Rest der Welt ein Problem hat."
Vor allem die Bric-Staaten - Brasilien, Indien, Russland und China - werden laut Scholtissek spürbar dominanter. In den kommenden drei Jahren, so schätzt er, werde Brasilien mehr landwirtschaftliche Produkte exportieren als die USA. Und China werde bei dem Thema Rohstoffgewinnung aufholen.
Generell gehen Volkswirte davon aus, dass die Schwellenländer zusammen künftig einen größeren Beitrag zum globalen Bruttoinlandsprodukt leisten werden als die wichtigsten Industrieländer. Es ist also Zeit, dass auch die Beraterbranche umdenkt und internationaler wird. Schließlich müssen sich ihre Kunden mit neuen Strategien auf den Umbruch und auf ihre Präsenz in den Schwellenländern vorbereiten.
Wer deutsche Unternehmen dabei begleiten will, braucht Marktkenntnisse und sollte am besten selbst vor Ort vertreten sein. Welche Regeln gelten in den anderen Ländern? Wie können europäische Firmen mit lokalen Anbietern Netzwerke bilden?
Auf solche Fragen bereiten sich viele Consulter vor. Unter anderem Bain & Company. "Im globalen Wettbewerb kann kein Unternehmen bestehen, das nicht kostengünstig produziert und sich auf den internationalen Absatzmärkten richtig aufstellt" sagt Franz-Josef Seidensticker, Managing Director bei Bain & Company. Seit Jahren ist die Beratungsgesellschaft daher in China und Indien vertreten und analysiert den Markt.
Ein Patentrezept, wie sich Unternehmen am erfolgreichsten positionieren, gibt es laut Seidensticker aber nicht. Wichtig sei nur, dass die richtigen Segmente bedient werden. Mit Waschmaschinen oder billigen Elektrogeräten beispielsweise könnten europäische Firmen in China nicht punkten. Jedes Unternehmen müsse daher seine Rolle in der multipolaren Welt eindeutig festlegen. Entsprechend sei für jede Firma eine individuelle Strategie zu entwickeln.
Die Beraterbranche weiß: Wenn sie und ihre Kunden zu langsam agieren, dann jagen ihnen indische oder chinesische Firmen bald Marktanteile ab. Sie sollten also zeitig in den aufstrebenden Wirtschaftszentren Fuß fassen. "Die klare Empfehlung an die Unternehmen ist, das ganze Unternehmen auf Innovation auszurichten", sagt Stephan Scholtissek von Accenture. "Wir sollten die Inder oder Chinesen billige Autos bauen lassen.
Wir aus Deutschland liefern dem wachsenden Mittelstand der Inder und Chinesen dafür teure und hochwertige Wagen." Wer sich auf das Hochklasse-Segment spezialisiere und mit Marken und Innovationen trumpfe, habe gute Chancen, im Wettbewerb der multipolaren Welt zu bestehen. Im Low-Cost-Bereich hingegen könne Europa nur mithalten, wenn mithilfe technischer Neuerungen Kosten gesenkt werden können.
FTD.de, 21.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de
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