Der griechische Großvater kam einst aus Smyrna in die Vereinigten Staaten und gab sein Wissen als Broker an Sohn und Enkel weiter. Letzterer heißt Jamie Dimon und ist der Mann der Stunde an der Wall Street. Der Chef von JP Morgan glänzt in der Kreditkrise durch solide Zahlen und hat mit dem Kauf des angeschlagenen Rivalen Bear Stearns einen Coup gelandet. Doch jetzt droht dem hellenischen Heros Ungemach - und das ausgerechnet durch einen "Landsmann".
Die Greek Orthodox Archdiocese Foundation hat in New York Klage gegen Bear Stearns eingereicht. Hinter dem harmlosen Label verbirgt sich allerdings nicht - wie man meinen könnte - die griechische Erzdiözese, sondern ein professioneller Investor und erfahrener Prozessgänger namens George Keritsis, auch er ein Hellene. Keritsis hat schon gegen einige Unternehmen Front gemacht. Und er ist nicht allein: Vertreten wird Keritsis durch William Federman, Partner der Kanzlei Federman & Sherwood, die alle Unzufriedenen in einer Sammelklage bündelt.
Keritsis und die Greek Orthodox Archdiocese Foundation fühlen sich vom Bear-Stearns-Management über den Tisch gezogen. 50.000 Aktien zu einem Wert von je 64,67 $ habe man am 12. März gekauft, heißt es in der Klageschrift. An diesem Tag hatte Bear-Stearns-Chef Alan Schwartz öffentlich bestritten, dass sein Haus in Liquiditätsproblemen stecke. Doch just da die Papiere in Keritsis' Depot waren, folgte am 13. März die Hiobsbotschaft: Über die Ticker lief die Meldung, dass Bear Stearns auf eine dringende Geldspritze angewiesen sei. Um 92 Prozent fiel in den drei darauffolgenden Tagen der Aktienkurs. Dimons JP Morgan und die New Yorker Fed mussten das Investmenthaus in einer Notaktion retten - zu einem Preis von 2 $ je Anteilsschein, wie es zunächst hieß. Für Keritsis und die Greek Orthodox Archdiocese Foundation bedeutete dies einen Verlust von mehr als 90 Prozent - den sie sich nun vor Gericht ersetzen lassen wollen.
Der kürzlich noch gefeierte Dimon gerät damit zunehmend in Schwierigkeiten, schließlich hat der JP-Morgan-Chef mit Bear Stearns auch die Probleme der neuen Tochter gekauft. Nach einem Aufschrei der Bear-Stearns-Aktionäre musste Dimon bereits den Kaufpreis von den geplanten 2 $ auf 10 $ je Aktie erhöhen. Führende Mitglieder des Finanzausschusses im US-Senat fordern zudem Auskünfte über den 30 Mrd. $ schweren Risikoschirm der Notenbank, der JP Morgan erst die Finanzierung des Deals ermöglichte.
Dimon dürfte sich von seinem Ziel trotzdem nicht abbringen lassen. Einmal sagte er: "Meine Berufung ist die Finanzwelt. Ich bin ziemlich gut darin." Ob daraus eine Heldensage oder eine griechische Tragödie wird, muss sich allerdings noch zeigen.
Name | Aktuell | % | abs. | ||
---|---|---|---|---|---|
JPMORGAN CHASE & CO... | 42,71 USD | -0,35 % | -0,15 |
Aus der FTD vom 27.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg
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