Air Berlin verspielt Vertrauen der Aktionäre

Die Anleger der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin werden zunehmend nervös. Der Vorstand kappte die Prognose für 2008 und korrigierte nachträglich die Zahlen der Vorjahre. Die Aktie rauschte in den Keller.

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Air Berlin hat eine am Vormittag bekanntgewordene Gewinnwarnung für das laufende Jahr bestätigt. Der Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) werde 2008 wegen erneut gestiegener Treibstoffpreise voraussichtlich nur zwischen 73 und 120 Mio. Euro liegen, sagte Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer auf der Bilanzpressekonferenz in Berlin. Bislang hatte das Unternehmen einen Betriebsgewinn von 140 bis 160 Mio. Euro in Aussicht gestellt.

Die Nachricht löste einen Kurssturz aus. Die Air-Berlin-Aktie knickte zeitweise um 14 Prozent auf 6,97 Euro ein. Die Papiere waren damit größter Verlierer im Kleinwerteindex SDax und erreichten einen neuen Tiefpunkt. Seit dem Börsengang vor zwei Jahren hat der Wert eine Berg- und Talfahrt hingelegt. Zu besten Zeiten lagen die Papiere bei rund 20 Euro.

Die Fluggesellschaft hatte ihre reduzierten Gewinnziele zunächst nur vor Analysten publiziert. Das hat die Finanzaufsicht Bafin hellhörig gemacht, die nun einen möglichen Verstoß gegen die Veröffentlichungspflicht nach dem Wertpapierhandelsgesetz überprüft: "Wir schauen uns das Vorgehen von Air-Berlin an und wollen prüfen, ob die Bekanntgabe der Gewinnziele adhoc-pflichtig war", sagte eine Bafin-Sprecherin am Montag.

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Erst vor drei Wochen hatte das Unternehmen mit vorläufigen Zahlen für 2007 seine Anleger enttäuscht: Betriebsgewinn und Überschuss sanken vor allem aufgrund der Verzögerungen und der technischen Probleme bei der Eingliederung der übernommenen Fluggesellschaft LTU. "Wir sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden", sagte Air Berlin-Chef Joachim Hunold am Montag. Dennoch habe der Konzern mit der Übernahme der LTU und der Schweizer Belair sowie mit der ein Jahr zuvor gekauften dba viel erreicht.

Der Air-Berlin-Vorstand laviert mit seinen Ankündigungen und sorgt einmal mehr für Verwirrung. Nach dem das Unternehmen vor einigen Tagen vorläufige Zahlen für das abgelaufene Jahr bekanntgegeben hatte, wurden nachträglich noch 10 Mio. Euro Steuerertrag aus 2006 ins Jahr 2007 gebucht. Damit fällt der Überschuss rechnerisch nicht mehr ganz so niedrig aus: Er liegt nun bei 21 Mio. Euro und damit knapp 20 Mio. Euro unter dem Vorjahr.

100 Mio. Euro Einsparungen reichen nicht aus

Für das laufende Jahr kündigte Hunold eine ganze Reihe von Maßnahmen an, um rentabler zu fliegen. Bis zu 100 Mio. Euro will das Unternehmen einsparen, indem unrentable Strecken gestrichen werden und Vertrieb und Management der Flugzeugflotte verbessert werden. Durch die Einsparungen werde das Betriebsergebnis in jedem Fall steigen. 2007 war der Gewinn um drei Viertel auf 21 Mio. Euro zurückgegangen.

Die gestiegenen Treibstoffkosten können jedoch 2008 nicht komplett abgefangen werden. Die Ölpreis-Entwicklung sei bei der ursprünglichen Prognose im September nicht vorhersehbar gewesen, sagte Hüttmeyer. Für 2008 habe Air Berlin drei Viertel seines Treibstoffbedarfs gesichert.

Der Air-Berlin-Vorstand kassiert seine Versprechungen nicht zum ersten Mal. Im August vergangenen Jahres musste er bereits die ursprünglich in Aussicht gestellte Gewinnmarge korrigieren. Neben den hohen Treibstoffkosten bereitet dem Unternehmen auch der rasante Expansionskurs Schwierigkeiten. Neben den Problemen bei der LTU-Eingliederung hapert es auch mit der geplanten Übernahme von Condor. Denn das Bundeskartellamt hat offenbar ernste Bedenken gegen den Kauf der Thomas-Cook-Tochter und ihn deshalb genauer unter die Lupe genommen. Air Berlin plant, die Mehrheit an Condor bis zum Februar 2009 zu halten.

Bis dahin will Hunold das Wachstumtempo zunächst etwas drosseln: Die Zahl der Flugzeuge werde sich bis Ende 2008 von derzeit 125 auf 134 Maschinen erhöhen.

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FTD.de, 31.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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