Schwerfällig müht sich der Fahrer aus dem alten Golfcaddy, mit dem er eben noch über das Werksgelände an der Greifswalder Marina sauste - immer Bleifuß. Lange, graue Haare, wilder Bart, ein abgewetztes Hemd aus dem Schlussverkauf, darüber eine gelbe Weste mit Reflektorstreifen. Die Hände die eines Arbeiters. Pranken.
Der Mann, der aussieht wie ein Lagerist, heißt Michael Schmidt. Seit einem Jahr ist er Vorstandsvorsitzender von Hanseyachts. Auf diesen Titel legt der Werftgründer aber keinen großen Wert. "Ich mach immer noch in die gleiche Toilette", sagt er. Typen, schick in Schale geschmissen, die mit dem Porsche beim Börsengang vorfahren, verabscheut er. Schmidt, das ist Cord- statt dicker Hose. Ausgebeult und ausgebleicht - sein Markenzeichen. "Bequem, robust und steht mir unheimlich gut", sagt der 59-Jährige.
Die Börsenwelt ist nicht seine. Schmidts Welt beginnt da, wo das Land aufhört und die See beginnt. Dort war der zweifache Vater auch am 9. März 2007 - beim Börsengang. In Frankfurt wartete man vergebens auf ihn, obwohl seine Finanzpartner bettelten. "Keinen Bock!" - die Sternstunde seiner Karriere schwänzte er. "Was sollte ich denn da?", fragt Schmidt heute. "Ein Börsengang ist doch nichts anderes als eine Kreditaufnahme. Und da stecke ich mich doch auch nicht in einen feinen Anzug und lasse mich fotografieren."
Die Börse lässt Schmidt, den Segelweltmeister, den Bootsbauer, den Querdenker, kalt. Seine Anleger nicht. Mit der Erstnotierung von 36 Euro je Aktie gestartet, hat das Papier inzwischen kräftig verloren. Zuletzt schickte eine Gewinnwarnung am Ostermontag die Aktie auf Talfahrt. 14,28 Euro - Rekordtief! Grund für die schlechteren Gewinnaussichten ist der um drei Monate verzögerte Start einer neuen Produktionsstätte in Polen. Um Lieferverpflichtungen zu erfüllen, muss Hanseyachts Teile von Fremdlieferanten einkaufen. Die Kursentwicklung stehe "im krassen Widerspruch zu unserem kontinuierlich erfolgreichen Geschäftsverlauf", sagt Schmidt Ende Januar.
Sein Ziel bleibt: Hanseyachts, Nummer fünf im Serienbootsbau, soll Weltmarktführer werden. Spätestens im Jahr 2013 strebt Schmidt das Etappenziel top drei an. Schon jetzt zählt das Unternehmen zu den am schnellsten wachsenden Jachtwerften Europas. 850 Boote ließen die Greifswalder im vergangenen Geschäftsjahr zu Wasser. 264 mehr als im Vorjahr. Mit 105 Mio. Euro erwirtschafteten die Bootsbauer fast 60 Prozent mehr Umsatz als im Jahr zuvor, das Ebit betrug 10,9 Mio. Euro.
Aus der FTD vom 28.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Hanse/Nico Krauss
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