Mit 23,3 Mrd. $ war das Unternehmen am Montag an der Börse nur noch halb so viel wert wie vor drei Monaten. Auch die Aktien von Vermarktungspartner Merck & Co. brachen ein.
Eine Studie hatte zuvor keine besseren Ergebnisse für Vytorin als für deutlich billigere, ältere Medikamenten nachweisen können. Die Untersuchung mit dem Titel "Enhance" hatte 30.000 Bilder von rund 700 Patienten verglichen. "Diese Studie bringt uns keinerlei neue Nachweise, aufgrund derer wir die Nutzung dieses Medikaments empfehlen könnten", sagte ein Kardiologe der Universität Yale, Harlan Krumholz, am Sonntag bei einer Tagung in Chicago.
Cholesterinsenker zählen zu den lukrativsten und größten Segmenten des Pharmamarkts. Jährlich gehen weltweit Packungen für rund 35 Mrd. $ an die Patienten, die damit vor den Folgen von Arterienverengung, also etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, geschützt werden sollen. Die Gewinnprognosen der Pharmakonzerne Schering-Plough und Merck & Co. beruhen bislang stark auf einem Erfolg von Vytorin, das Mercks Wirkstoff Zetia mit einem älteren Wirkstoff kombiniert. In Deutschland wird das Präparat Vytorin unter dem Namen Inegy verkauft.
37,10 USD | -3,18 % | [-1,22] |
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MERCK & CO. IN.. | 37,10 USD | -3,18 % |
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SCHERING PLOUG.. | 13,86 USD | -6,03 % |
Die für die Vytorin-Hersteller negativen Ergebnisse der Studie seien nicht überraschend, sagten Analysten am Montag. Schon Mitte Januar waren Zweifel am Zusatznutzen von Vytorin aufgekommen. "Die große Überraschung war der Kommentar der Mediziner, die sich für eine Begrenzung der Nutzung dieses Medikaments aussprachen", notierte James Kelly, Analyst der Investmentbank Goldman Sachs. Analysten schätzen, dass 70 Prozent der Gewinne von Schering-Plough von Vytorin abhängen. Der Konzern macht mit den Präparaten Vytorin und Zetia weltweit rund 5 Mrd. $. Umsatz pro Jahr.
Kelly senkte seine Empfehlung für Schering-Plough von "Kaufen" auf "Neutral". Neben Goldman Sachs senkten auch Analysten von Lehman Brothers und mehreren anderen Investmentbanken ihre Kursziele und Gewinnprognosen für Schering-Plough. "Wir gehen davon aus, dass Schering-Plough sich für mindestens sechs bis neun Monate nicht erholen kann", schrieb der Analyst Seamus Fernandez vom Investmenthaus Leerink Swann in einer Notiz an die Kunden. Grund sei der Trend zu geringeren Verschreibungen von Vytorin und Zetia in den USA. Kelly erwartet, dass der Cholesterinsenker-Markt insgesamt davon nach unten gezogen wird. Im laufenden Jahr sei mit einem Rückgang des Markts um ein Viertel und 2009 um ein weiteres Fünftel zu rechnen.
Darunter werde auch der Vermarktungspartner leiden, erwarten Investoren. Aktien von Merck & Co. fielen daher am Montag bis zum Mittag an der Wall Street um 14,8 Prozent auf 37,91 $.
Merck & Co. stoppte am Montag zudem eine Studie zu einem weiteren Cholesterinsenker, Cordaptive. Begründung des Konzerns: Die Forschung benötige mehr Zeit. Der nach Pfizer zweitgrößte US-Pharmahersteller will offenbar einen weiteren Reinfall wie bei Vytorin vermeiden. Ein Sprecher spielte die Empfehlung von Krumholz, die er im Namen eines Kardiologenteams ausgesprochen hatte, herunter. Es handele sich um "einen normalen Prozess", zudem seien keinerlei Sicherheitsbedenken geltend gemacht worden.
Kritiker werfen den beiden Unternehmen jedoch vor, das relativ teure Vytorin wider besseres Wissen in den Markt drücken zu wollen, obwohl mehrere ebenso wirksame und weitaus günstigere Alternativen vorlägen. "Es könnte sein, dass auch Zetia nur einen teuren Placeboeffekt bietet und dadurch Schaden anrichtet, dass es wertvolle Ressourcen aus unserem Gesundheitssystem abzieht", sagte Krumholt.
Der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo hatte kürzlich von den Konzernen Unterlagen angefordert, um zu prüfen, ob sie ungünstige Studienergebnisse unterdrücken wollten. Eine 140 Mio. $ teure Anzeigenkampagne für Vytorin haben die Pharmafirmen inzwischen freiwillig eingestellt.
Name | Aktuell | % | abs. | ||
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MERCK & CO. INC. REG.. | 37,10 USD | -3,18 % | -1,22 | ||
SCHERING PLOUGH CORP.. | 13,86 USD | -6,03 % | -0,89 |
Aus der FTD vom 01.04.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
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