Die Katastrophe war absehbar, überraschte dennoch in ihrem Ausmaß: Bereits am 11. Februar hatte AIGbekannt gegeben, der Wirtschaftsprüfer PricewaterhouseCoopers (PwC) habe eine "substanzielle Schwäche" bei der Bewertung von Porfoliopositionen entdeckt. Dabei geht es um Kreditderivate, sogenannte Credit Default Swaps, eine Art Ausfallversicherung für Anleihen.
Der nach Börsenwert weltgrößte Versicherer teilte nun am Donnerstag nach Börsenschluss in New York mit, dass der Verlust im vierten Quartal 5,3 Mrd. $ betrage - so viel wie noch nie in der 89-jährigen Geschichte des Unternehmens. Der Wert der Kreditderivate sei um 11,1 Mrd. $ gefallen. Dazu kämen allgemeine Wertverluste im Handelsbuch von 2,6 Mrd. $, 643 Mio. $ Wertverlust in der Finanzproduktsparte und 348 Mio. $ in der Hypothkenversicherungssparte. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte AIG noch einen Gewinn von 3,4 Mrd. $ erzielt.
Vorstandschef Martin Sullivan, Nachfolger des legendären Maurice "Hank" Greenberg, nannte das Ergebnis des abgelaufenen Quartals "klar unbefriedigend". Sein Ausblick stimmte wenig ermutigend: "Für das laufende Jahr 2008 gehen wir davon aus, dass der US-Immobilienmarkt schwach bleibt und es weiter Unsicherheit auf dem Kreditmarkt gibt. Eine weitere Verschlechterung an den Märkten würde dazu führen, dass AIG weitere, noch nicht realisierte Wertverluste und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte mitteilen müsste."
Pro Aktie betrug der Quartalsverlust 1,25 $. Das ist, trotz der Warnung zu Beginn des Monats, deutlich mehr, als Analysten erwartet hatten. Ihre durchschnittliche Schätzung lag bei 0,15 $ Verlust je Aktie. Im Frankfurter Parketthandel rutschte der Kurs zeitweise um mehr als vier Prozent ab. Allianz-Papiere notierten unter den schwächsten Dax-Werten mit einem Minus von gut zwei Prozent.
Der Fall AIG kann weitreichende Folgen über den Versicherer hinaus haben: Bislang rechnen etliche Finanzhäuser für viele ihrer Papiere mit Werthaltigkeiten, die allein auf Modellen und Annahmen beruhen, weil es für sie zurzeit keine Marktpreise gibt. Diese Praxis hatte PwC bei AIG kritisiert, was der Ausgangspunkt der Wertverluste war.
Seit dem Amtsantritt von Sullivan im März 2005 hat die Aktie bereits rund ein Fünftel ihres Wertes eingebüßt. Der heute 53-Jährige trat ein schweres Erbe an. Hank Greenberg gilt als Urgestein der Versicherungsbranche. Er hatte die Führung 1962 von Cornelius Vander Starr übernommen, der AIG 1919 in Shanghai gegründet hatte. Greenberg musste 2005 wegen Betrugsermittlungen des damaligen New Yorker Staatsanwalts Eliot Spitzer zurücktreten. Spitzer ist heute Gouverneur des Staates New York.
Name | Aktuell | % | abs. | ||
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AMERICAN INTERNATION.. | 42,80 USD | -1,52 % | -0,66 |
FTD.de, 29.02.2008
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