Die Finanzmärkte stehen an einem gefährlichen Scheideweg.
Ich rede jetzt nicht davon, dass die USA und die Bankenbranche in der schwersten Krise seit Jahrzehnten stecken. Es geht vielmehr darum, dass inzwischen jeder darauf besteht, dass etwas getan wird, damit sich eine solche Krise nicht wiederholt. Alle meinen, mehr Regulierung sei notwendig, damit die Fed nicht noch einmal eine Investmentbank wie Bear Stearns retten muss.
Bitte jetzt alle erst mal tief durchatmen. Das letzte Mal, als sich alle rechtgläubigen Amerikaner darauf verständigten, dass schnellstmöglich mehr Regulierung nötig sei, war das Ergebnis der Paragraf 404 des Sarbanes-Oxley Act. Die Wirtschaftsprüfer bekamen ein schwammiges und belastendes Mandat, und im nächsten Moment fiel New York als Finanzzentrum gegenüber London zurück.
Was also ist zu tun? Und, ebenso wichtig, was ist zu unterlassen? Erstens sollte man langsam vorgehen. Der Schaden ist angerichtet und lässt sich nicht rückwirkend beheben. Der Harvard-Finanzprofessor Hal Scott sagte es so: "Veränderungen des regulatorischen Klimas werden enorme Folgen für unsere Wirtschaft haben. Und aus Sarbanes-Oxley sollten wir gelernt haben, nichts zu überstürzen."
Die USA könnten beginnen, indem sie die dumme Praxis aufgeben, sich einen eigenen Regulierer, nämlich die SEC, für gerade einmal fünf große Investmentbanken (beziehungsweise vier ohne Bear Stearns) zu halten. Das ist ein Überbleibsel aus der vermasselten Rücknahme des Glass-Steagall-Gesetzes von 1933, das Bankgeschäft und Investmentbanking trennte. Statt die Regulierung zu bündeln, ließen die USA die Banken von der Zentralbank kontrollieren, während die SEC für die Broker-Dealer-Geschäfte der Investmentbanken zuständig ist. Die Holdings der Investmentbanken nutzten ihre neue Freiheit, um Kreditsparten zu gründen (in Utah - eine lange Geschichte), und blieben unreguliert.
Aus der FTD vom 28.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
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