Barack Obama hat schwierige Wochen hinter sich. Noch bevor die Affäre um seinen Pastor aufkam, verlor er seine außenpolitische Beraterin Samantha Power, die amateurhaft ihren Mund nicht halten konnte und Hillary Clinton in einem Interview als "Monster" bezeichnete. Dann wurde Thema, dass sein wichtigster Wirtschaftsberater, Austan Goolsbee, der kanadischen Regierung signalisiert habe, dass Obamas Position zur Nafta-Freihandelszone nur Wahlkampfrhetorik sei.
In der Aufregung ging aber verloren, dass diese außenpolitischen Episoden mehr über Hillary Clinton als über Obama sagen. In Clintons Antwort auf diese Pannen - etwa einem Angriff auf Obama, weil er seine Berater so "mit ausländischen Journalisten und Regierungen" sprechen lasse - zeigte sich eine Unterströmung ihrer gesamten Kampagne: kunstvoll verpackte Xenophobie.
Impliziert werden soll offenbar, dass wir als aufrechte Amerikaner Obama nicht trauen können. Wenn man es recht überlegt, können wir es uns überhaupt leisten, jemanden zum Präsidenten zu wählen, dessen verstorbener Vater aus Kenia stammte, einem Land, das in den vergangenen Wochen barbarische Gewaltakte auf unsere TV-Schirme gebracht hat? Im Fall Goolsbee ist der Vorwurf ähnlich: Obama und seine Leute sind versessen darauf, hart arbeitenden, ehrlichen Amerikanern das Messer in den Rücken zu stechen - und mit Kanada gemeinsame Sache zu machen.
Die taktisch geschickte, massive Nutzung gegnerischer Dummheiten (à la Powers) oder Naivitäten (à la Goolsbee) macht natürlich den Kern des üblichen politischen Spiels aus. Sie soll bei einem amerikanischen Wahlvolk Anklang finden, das über seine wirtschaftliche Zukunft verunsichert ist. Unter solchen Umständen funktioniert es fast immer, die Wagenburg zu schließen und zu behaupten, es gehe darum, Ausländer von der US-Politik fernzuhalten.
Die Episoden wären kaum ein Thema, wenn die Senatorin aus New York nicht gleichzeitig so viel Aufhebens um ihr Netzwerk von Kontakten zu den Führern der Welt gemacht hätte (das in Wahrheit ziemlich dünn gestrickt ist). In einem Moment ist sie die wahre Madam of the World - und im nächsten voller Misstrauen gegenüber der Welt. Was denn nun, Frau Clinton?
Ganz gleich ob die US-Regierung von den Republikanern oder den Demokraten geführt wird, die Weltgemeinschaft bemerkt sehr genau, ob sie als echter Partner behandelt wird (wie etwa unter Bush senior) oder als bloße Staffage.
Es gibt viele führende Politiker in der Welt, die lieber einen Demokraten an der Spitze sehen würden, aber trotzdem glauben, dass der Republikaner John McCain ein größerer und geistig offenerer Internationalist ist, als Clinton es je sein wird.
Diese Leute merken es sich, wenn sie die Zusammenarbeit mit Ausländern im Wahlkampf kategorisch ablehnt. Sie sehen darin eine misstrauische, leicht dominierende, verdeckt fremdenfeindliche Haltung.
Aus der FTD vom 30.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de
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