Sie begann bei einem kalifornischen Hypothekenanbieter und hat inzwischen Märkte in aller Welt erfasst: Die Subprime-Krise um schlecht besicherte US-Immobilienkredite betrifft längst auch andere Branchen. Unter den Opfern sind zunehmend deutsche Unternehmen.


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Gastkommentar

Lawrence Summers: Hoffen erlaubt

Das entschlossene Eingreifen der Regierung und der staatlichen Institutionen in den USA scheint die Finanzmarktkrise einzudämmen. Aber das Vertrauen ist längst nicht wiederhergestellt.

ZUM THEMA

Weder Finanzinstitutionen noch die Volkswirtschaft der USA werden derzeit an einem Mangel an Liquiditätszufuhr seitens der Zentralbank leiden. Fast wöchentlich gibt es neue Kreditfazilitäten. Das Sicherheitsnetz erstreckt sich inzwischen auch auf Primary Dealers, die keine Banken sind. Die Fed hat die Bereitschaft gezeigt, die kritischsten Teile der Bear-Stearns-Bilanz direkt zu übernehmen. Der Leitzins wurde binnen sieben Wochen um 200 Basispunkte gesenkt.

Zugleich sind Prozesse im Gang, die direkt oder indirekt zu neuer Nachfrage aus über 1000 Mrd. $ Hypothekenkrediten führen könnten. Dank des Vorgehens der Aufsichtsbehörden in jüngster Zeit können die Federal Home Loan Banks sowie die halbstaatlichen Hypothekenfinanziers Fannie Mae und Freddie Mac weitere 300 Mrd. $ und mehr an hypothekenbesicherten Wertpapieren kaufen.

Der Spielraum der Behörden ist noch nicht erschöpft, da nur ein Drittel der verschärften Kapitalanforderungen, die Fannie Mae und Freddie Mac vor Jahren auferlegt wurden, aufgehoben wurde. Zudem könnte das geforderte Gesetz zur Verringerung von Zwangsvollstreckungen dazu führen, dass die Regierung Garantien kauft oder bereitstellt, die den Kauf von Hypotheken im Wert mehrerer Hundert Milliarden Dollar erlauben.

Das aus alldem erwachsene Vertrauen hat auf den Kreditmärkten zu einer gewissen Normalisierung geführt. Renditen auf kurzfristige Schatzwechsel, die auf das niedrigste Niveau seit 50 Jahren gefallen waren, haben sich etwas erholt. Zugleich haben sich die meisten Renditeabstände stark verringert, und die Einschätzungen des Markts hinsichtlich künftiger Volatilität sind zurückgegangen.

Zum ersten Mal seit August halte ich es für möglich, dass in den USA die Finanzkrise eingedämmt bleibt. Viele Vermögenswerte haben eine ernste Rezession oder Schlimmeres eingepreist. Doch das Zusammenspiel von monetären und fiskalischen Anreizen mit den Exporten, die dank eines schwächeren Dollar steigen, kann die Abkühlung eingrenzen. Und eine neuerlich angefachte Nachfrage kann den Hypothekenmarkt stützen.

Teufelskreis aus realer und finanzieller Kontraktion

Der Anstieg der Liquidationen hat zu einem Teufelskreis aus realer und finanzieller Kontraktion beigetragen. Umgekehrt kann nun eine Erholung dabei helfen, dass sich eine bessere Finanzlage und eine positive Entwicklung der Realwirtschaft gegenseitig stärken.

Die Bereitstellung von Liquidität und die Maßnahmen der Regierung zur Stützung der Hypothekenmärkte können schwindendes Vertrauen stabilisieren. Sie können letztlich aber angeschlagene Finanzinstitutionen nicht wieder solvent machen und auch nicht verhindern, dass Vermögenspreise auf ihren wahren Wert sinken.

Zwar haben sich die Spreads etwas erholt, doch die Märkte preisen weiter ein, dass selbst augenscheinlich starke Finanzinstitutionen womöglich ihren Verpflichtungen nicht nachkommen können. Das spiegelt zum Teil Sorgen über ihre Solvenz wider. Gleichzeitig muss berücksichtigt werden, dass die US-Regierung durch ihre implizite Garantie an die staatlichen Hypothekenfinanzierer, die Kreditaktivitäten der Fed sowie den allgemeinen Rückhalt, den sie dem Finanzsystem gibt, ein außergewöhnliches Kreditrisiko trägt.

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Aus der FTD vom 01.04.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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