Nein, das nervt mich nicht", sagte Kurt Beck auch am Wochenende, als er zum etwa 138. Mal die K-Frage gestellt bekam. Aber sein angewiderter Blick wollte nicht recht zu den hochgezogenen Mundwinkeln passen.
Wo der SPD-Chef geht und steht, muss er Auskunft geben: Sollten die Sozialdemokraten in einer Urwahl darüber abstimmen, wer im Jahr 2009 gegen die CDU-Kanzlerin Angela Merkel antritt? Hält Beck sich selbst für den besten Kandidaten? Hat er die Kraft, die Partei aus der Krise zu führen, an der er selbst zumindest eine Teilschuld trägt? Und immer gibt Beck eine stereotype Antwort: "Ich werde zu gegebener Zeit, also Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres, einen Vorschlag für die Kanzlerkandidatur machen." Alles andere seien "Debatten zur Unzeit".
In diesen Tagen zeigt sich: Die SPD hat ein Problem mit der Disziplin, mit ihren Personen und ihren Inhalten. Es ist schon bemerkenswert, dass es weder Beck noch seinem Generalsekretär Hubertus Heil bisher gelungen ist, das Feuer auszutreten, das in Form der Urwahldebatte wieder auflodert. Nach dem Rückschlag in Hessen, wo eine aufrechte Abgeordnete die Machtträume der SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti vorerst zerstörte, war es einige Tage etwas ruhiger geworden um Kurt Beck.
Aber dann nutzten seine Gegner, wie der Hamburger Spitzenkandidat Michael Naumann, die Idee einer Urwahl als Brandbeschleuniger. Wenn der angeschlagene Parteichef sich seiner Sache nicht sicher sei, könne er sich ja dem Votum der Sozialdemokraten stellen, um sich zum Kanzlerkandidaten küren zu lassen. Ein vergifteter Vorschlag: Selbst unter den SPD-Anhängern wünschen sich nach einer Umfrage vom Wochenende 54 Prozent einen neuen Parteichef, in der Gesamtbevölkerung sind es 65 Prozent. Und in der Kanzlerkandidatenfrage ist Beck jetzt mit lediglich 16 Prozent sogar hinter Finanzminister Peer Steinbrück zurückgefallen, den sich 19 Prozent wünschen. Mit deutlichem Abstand führt Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der auf 30 Prozent kommt.
Da könnte man Beck leicht den Rat geben: Zeig Größe und lass es Steinmeier machen. Die Frage ist nur, ob der Parteivize das überhaupt will. Aus heutiger Sicht spricht alles dafür, dass auch Steinmeier nur ein Zählkandidat wäre, der sich bei Merkel eine Niederlage abholt.
Natürlich, die aktuellen Umfragewerte von 23 bis 29 Prozent werden nicht das Wahlergebnis der Sozialdemokraten im Herbst 2009 sein. Und es wird immer wieder gerne auf die Wahl 2005 verwiesen, als die SPD aus schier aussichtsloser Position noch beinahe mit der Union gleichzog. Aber damals hatte Merkel als Oppositionskandidatin noch nicht ihren Amtsbonus, und die SPD verfügte mit Gerhard Schröder über einen der besten Wahlkämpfer, den sie in ihrer Geschichte je hatte.
Aus der FTD vom 31.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: dpa
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