In diesem Kompromiss hat sich Verdi durchgesetzt, und die Kommunen werden die paar Minuten, die sie an Arbeitszeitverlängerung durchgesetzt haben, teuer bezahlen müssen. Oder deutlicher gesagt - der Steuerzahler wird dafür geradestehen.
Acht Prozent hatte Verdi für die 1,3 Millionen Beschäftigten gefordert, mindestens aber 200 Euro. Die acht Prozent hat die Gewerkschaft zwar nicht ganz erreicht, aber die nun vorliegende Lohnerhöhung von 3,1 Prozent für das Jahr 2008 und 2,8 Prozent für 2009 sind ein stolzes Ergebnis. Damit hat die Dienstleistungsbranche nach drei Jahren Durststrecke zu äußerst erfolgreichen Industriebranchen wie Metall und Stahl locker aufgeschlossen.
Und nicht nur das: Verdi ist es auch gelungen, wie gewünscht die unteren Löhne durch den Sockelbetrag von 50 Euro pro Monat überproportional zu erhöhen. Wer 1200 Euro brutto verdient, für den sind 50 Euro mehr im Monat und 5,9 Prozent ein sehr guter Batzen Geld mehr.
Und die Gegenseite? In fünf Bundesländern gab es noch eine Arbeitszeit für die kommunalen Beschäftigten von 38,5 Stunden. Nur für diese wird nun die Arbeitszeit um eine halbe Stunde erhöht - und auch da nicht für alle, denn die hoch belasteten Berufe werden ausgenommen. Mit dem Kompromiss fallen die Kommunen sehr weit hinter dem Schlichterspruch zurück, der immerhin 39,5 Stunden vorgesehen hatte.
Immerhin: Den angedrohten Streik haben die Kommunen den latent streikmüden Deutschen damit erspart. Nicht erspart bleiben Kommunen wie Verdi dagegen voraussichtlich weitere Personaleinsparungen im öffentlichen Dienst, vor allem in den nun kräftig teurer gewordenen Niedriglohnsektoren. Spätestens der zu erwartende konjunkturelle Abschwung wird das Ausmaß zeigen, zu dem die Kommunen dann zu Einsparungen gezwungen sein werden.
FTD.de, 31.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: www.genuggespart.de
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