Nokia profitiert in Schwellenländern

von Andrew Parker (London) und Guido Warlimont (Hamburg)

Nokia sieht trotz der wirtschaftlichen Abkühlung in einigen Teilen der Welt keine Anzeichen für eine nachlassende Nachfrage nach Handys in Schwellen- und Entwicklungsländern. Dieses Jahr soll ein besonderes werden.

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2008 werde voraussichtlich das erste Jahr, in dem mehr Menschen in Schwellenländern ein altes Handy durch ein Neugerät ersetzten, statt sich erstmals ein Handy zu kaufen, sagte der für diese Länder zuständige Nokia-Manager Alex Lambeek am Mittwoch in Südafrika. Er stellte dort neue Modelle für die aufstrebenden Märkte vor. Alle Zeichen stünden dort weiterhin auf Wachstum, sagte er.

Mit den optimistischen Aussagen unterstreicht der weltweite Marktführer die Ausnahmestellung unter den Herstellern von Mobilfunkgeräten. Nokia gelingt es allem Anschein nach, sowohl in den etablierten Mobilfunkmärkten als auch in den aufstrebenden Volkswirtschaften, die eigene Position zu sichern oder auszubauen.

Der angeschlagene US-Konkurrent Motorola gab ebenfalls am Mittwoch bekannt, dass er ein Handywerk in Singapur mit 700 Stellen am Jahresende schließt, um Kosten zu sparen. Der Schritt sei Teil einer angekündigten "strategischen Neuausrichtung des Geschäfts", die zu einer Kostenersparnis von 500 Mio. $ jährlich führen soll. Motorola hatte Marktanteile an Nokia und Samsung verloren und erst kürzlich die Aufspaltung des Konzerns in eine Handy- und eine Netztechniksparte angekündigt. Handy-Produzent Sony Ericsson hatte im März ein Nachlassen der Handynachfrage in Europa beklagt und die Gewinnprognosen zurückgenommen. Das japanisch-schwedische Gemeinschaftsunternehmen belegt gegenwärtig weltweit Platz vier unter den Mobiltelefonherstellern.

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21,61 EUR -0,09 % [-0,02]
NOKIA CORP. RE.. 21,61 EUR -0,09 %
MOTOROLA INC. .. 9,67 USD -1,02 %
SAMSUNG ELECTR.. 149,76 EUR -2,44 %

Auf die Frage, ob Nokia in den Schwellenländern Folgen der sich abschwächenden Konjunktur spüre, antwortete Nokia-Manager Lambeek: "Die einfache Antwort ist: Nein. Wir sehen einen sehr starken Trend zur Mobilität in den Schwellenländern, und die Wachstumstreiber dafür sind weiterhin vorhanden."

Nokia stellte in Johannesburg Handy-Modelle für Schwellenländer vor, die vor allem als Ersatz für ältere Geräte vermarktet werden sollen und dem Konzern höhere Margen versprechen dürften. So soll zum Beispiel das Nokia 5000, ein Gerät mit Kamera, UKW-Radio, Email- und Kurznachrichten-Funktion, für einen Ladenpreis von 90 Euro angeboten werden. Basismodelle kosten bisher rund 30 Euro je Gerät.

In den entwickelten Märkten - vor allem in Europa - richtet sich Nokia derzeit vor allem in Richtung mobiler Internetdienste aus, die als künftiger Wachstumstreiber gesehen werden. Nach Lambeeks Aussagen wird eine solche Strategie auch für die Schwellenländer erwogen. Manche Analysten sehen dort noch größere Wachstumsmöglichkeiten, weil es häufig an Festnetzverbindungen mangelt und erst der Mobilfunk vielen Menschen den Weg ins Internet eröffnet.

Das große Interesse in den Schwellenländern am Mobilfunkgeschäft unterstrich gerade auch Videocon, Indiens größter Hersteller von Unterhaltungselektronik. Chairman Venugopal Dhoot sagte, der Konzern prüfe ein Übernahmeangebot für Motorolas Handysparte. Den Wert der derzeit unprofitablen Sparte schätzt die Investmentbank Merill Lynch auf mindestens 3,8 Mrd. $. Mit deren Übernahme würde der nicht börsennotierte indische Konzern als drittgrößter Anbieter nach Nokia und Samsung aus Korea in den Handymarkt einsteigen. Videocon bereitet sich derzeit auf den Start eines Mobilfunkangebots in Indien vor.

"Wir sind im Markt für langlebige Konsumgüter und im Einzelhandel aktiv und haben Mobilfunklizenzen in Indien", sagte Dhoot. "Wir sind sehr, sehr interessiert." Finanzielle Details ließ er aber offen. Von Motorola war dazu zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Kursinformationen

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NOKIA CORP. REGISTER.. 21,61 EUR -0,09 % -0,02
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Aus der FTD vom 03.04.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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