» Dreiecksverhältmis mit Jungfrau «

von Matthias Lambrecht und Heimo Fischer

Multiunternehmer Richard Branson dient sich der Lufthansa als Partner an. Er will seine schwächelnde Airline Virgin Atlantic in eine rettende Ehe mit der britischen Lufthansa-Tochter BMI führen.

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Willie Walsh dürfte derzeit andere Sorgen haben. Nach der Pannenserie am neuen Terminal 5 in London-Heathrow hat der British-Airways-Chef alle Hände voll zu tun, das lädierte Image seiner Fluggesellschaft wieder aufzupolieren. Da bleibt wenig Zeit, sich über die künftige Verteilung der Start- und Landerechte auf dem weltweit größten Flughafen Gedanken zu machen.

Eine gute Gelegenheit für Walshs Rivalen Richard Branson, sich erneut mit seinem Nordatlantik-Flugdienst Virgin Atlantic in Stellung zu bringen. Um die schwächelnde Airline zu stärken, hat der britische Unternehmer schon seit Längerem ein Auge auf den Wettbewerber BMI geworfen, an dem auch Walsh kürzlich Interesse anmeldete. Jetzt versucht Branson, den BMI-Großaktionär Deutsche Lufthansa auf seine Seite zu ziehen: "Wir sind sehr an einer Fusion mit BMI interessiert", teilt Virgin-Atlantic-Lobbyist Barry Humphreys über die "Süddeutsche Zeitung" mit - und lädt die Lufthansa ein, als Anteilseigner dabeizubleiben.

Virgin Atlantic Airways-Besitzer Richard Branson
 Virgin Atlantic Airways-Besitzer Richard Branson

In Frankfurt sieht man den Vorstoß gelassen. Die Lufthansa hält bereits 30 Prozent der Anteile an BMI und kann in den kommenden Monaten noch zukaufen. Dem bisherigen Mehrheitseigner Michael Bishop hatte die Lufthansa 1999 beim Erwerb ihrer Beteiligung von der skandinavischen Fluggesellschaft SAS ein Verkaufsrecht eingeräumt: Danach kann Bishop bis Mitte 2009 seinen Anteil von 50 Prozent plus einer Aktie an die Lufthansa abgeben - nach aktuellen Berechnungen der Analysten von Unicredit für rund 410 Mio. Euro. Im ersten Halbjahr 2009 hat dann auch die Lufthansa eine Kaufoption. Die noch verbleibenden 20 Prozent der Anteile könnte der deutsche Konzern von SAS erwerben. Die Skandinavier streben einen Verkauf ihrer Beteiligung bis Jahresende an.

BMI hält in Heathrow eine interessante Position: Mit 13 Prozent der Start- und Landerechte liegt die Gesellschaft am weltweit größten Flughafen auf dem zweiten Rang hinter British Airways. Zwar fliegt BMI von London bislang nur britische und europäische Städte an, die Start- und Landerechte könnten aber im Zuge der Liberalisierung durch das Open-Skies-Abkommen genutzt werden, um Ziele in Übersee anzusteuern. "BMI ist ein strategisches Pfand, um das alle buhlen", sagt Uwe Weinreich. Der Analyst von Unicredit veranschlagt den Wert der 83 BMI-Slots auf bis zu 2,5 Mrd. Euro.

Kursinformationen + Charts

95,00 USD 1,06 % [1,00]
BP PRUDHOE BAY.. 95,00 USD 1,06 %
DEUTSCHE LUFTH.. 17,49 EUR -0,85 %
SAS AB NAMN-AK.. 5,96 EUR -3,09 %
BRITISH AIRWAY.. 235,00 GBp -1,36 %
JETBLUE AIRWAY.. 3,63 EUR -1,36 %
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Branson käme in einer Ehe mit BMI - neben Start- und Landerechten - zu britischem und europäischem Zubringerverkehr, um seine Langstreckenjets zu füllen. Das könnte dem Unternehmer helfen, in seinem Fluggeschäft die Margen zu sichern, die bei Erlösen von 2,14 Mrd. Pfund und einem Gewinn von gerade mal 47 Mio. Pfund im vergangenen Jahr derzeit deutlich unter denen von Lufthansa oder British Airways liegen. "Branson steht unter Zugzwang", sagt Axel Boss, Luftfahrtexperte der Beratung Arthur D. Little. Dabei gehört Virgin Atlantic noch zu den rentableren Teilen des Firmenimperiums, das unter anderem Buch- und Musikgeschäfte sowie einen Anbieter privater Weltraumflügen umfasst. Die rund 200 Firmen zählende Gruppe soll stärker auf Rendite getrimmt werden. Aus eigener Kraft könnte Branson eine Akquisition von BMI aber kaum stemmen: "Da Virgin nicht sehr profitabel ist, wäre eine Finanzierung schwierig", sagt Howard Wheeldon vom Londoner Brokerhaus BGC Partners.

Bislang gibt es noch keine Gespräche zwischen Virgin und Lufthansa. Doch manchem Branchenkenner erscheint ein Zusammenschluss auch aus Sicht des deutschen Konzerns als interessante Option, um den Anteil am umkämpften Nordatlantikgeschäft auszubauen: "Virgin ist in Großbritannien eine starke Marke", sagt Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. "Die Lufthansa bekäme damit einen schnelleren und direkteren Zugang zum britischen Markt."

Auch nach Einschätzung von Unternehmensberater Boss macht eine Mehrmarkenstrategie Sinn: Um British Airways im Nordatlantikgeschäft anzugreifen, wäre etwa ein Zusammenspiel von Virgin und Jetblue denkbar, der US-Gesellschaft, an der sich die Lufthansa kürzlich beteiligt hat. "Unter diesen Marken könnte die Lufthansa als Billigflieger in Großbritannien und den USA Marktanteile gewinnen", so Boss. Dabei dürfte sich Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber aber kaum mit Minderheitsbeteiligungen an einer mit BMI fusionierten Virgin Atlantic zufriedengeben. Eher schon sei vorstellbar, dass die Lufthansa den zum Verkauf stehenden 49-Prozent-Anteil an Bransons Unternehmen vom derzeitigen Miteigner Singapore Airlines übernehme, um sich den Zugriff zu sichern.

Allerdings hat sich Mayrhuber mit Zukäufen stets zurückgehalten. Analyst Weinreich favorisiert denn auch ein anderes Szenario: Die Lufthansa solle die Mehrheit an BMI erwerben, das Unternehmen samt der begehrten Slots schnell weiterverkaufen - und den auf rund 1 Mrd. Euro veranschlagten Buchgewinn teilweise ausschütten: "Das würde aus Sicht der Aktionäre mehr bringen als eine Integration."

Kursinformationen

Name Aktuell
% abs.
BP PRUDHOE BAY ROYAL.. 95,00 USD 1,06 % 1,00
DEUTSCHE LUFTHANSA A.. 17,49 EUR -0,85 % -0,15
SAS AB NAMN-AKTIER S.. 5,96 EUR -3,09 % -0,19
BRITISH AIRWAYS PLC .. 235,00 GBp -1,36 % -3,25
JETBLUE AIRWAYS CORP.. 3,63 EUR -1,36 % -0,05
- - % -
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Aus der FTD vom 03.04.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AFP

 

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