Chinas Blogger empört über Tibet-Berichte

von Claudia Wanner (Hongkong)

Die Wut vieler Chinesen über die Berichterstattung westlicher Medien nach den Aufständen in Tibet wächst. Die Darstellung sei einseitig und parteiisch, klagen Blogger und Teilnehmer in Internetchatrooms.

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Vielfach sei sie eindeutig falsch, bemängeln Chinesen. Kritisiert wird vor allem, dass Bilder fehlerhaft verwendet würden: So seien zur Illustration der Aufstände in Lhasa immer wieder Fotos von der Festnahme tibetischer Demonstranten in Nepal und Indien gezeigt worden.

Der 23-jährige Rao Jin, ein IT-Unternehmer, hat dazu vergangene Woche die Website Anti-cnn.com eröffnet. Der US-Sender wird darin als "weltweit führender Lügner" bezeichnet. Aber Rao betont in Zeitungsinterviews, dass es ihm um alle westlichen Medien gehe, durch deren "himmelschreiende Fehler und parteiische Berichterstattung" er sich angegriffen fühle. Auch zahlreiche deutsche Medien - von der "Bild"-Zeitung über RTL bis zum "Spiegel" - werden dort kritisiert. Zahlreiche Medien hätten sich inzwischen entschuldigt, wird auf Raos Seite berichtet. Im Internet machen zahlreiche Videos die Runde, in denen Medien Fehler nachgewiesen werden und die Einmischung westlicher Politiker verurteilt wird.

Chinesische Medien haben nach einem anfänglichen Bann überraschend ausführlich über die Krise in Tibet berichtet. Die offizielle Darstellung berichtete vor allem über gewaltsame Übergriffe auf in Tibet lebende Chinesen. Relativ gut war in den vergangenen Tagen auch der Zugriff auf westliche Websites möglich, die ansonsten häufig blockiert sind, wenn die Berichte der Regierung zu kritisch erscheinen.

"Die Meinung innerhalb Chinas zu den Vorfällen ist eine völlig andere als außerhalb", sagt Paul Mottram von der Kommunikationsberatung Upstream Asia. Eine größere Unabhängigkeit Tibets ist für viele Chinesen unvorstellbar. Tibet habe seit Jahrhunderten zum Reich der Mitte gehört, argumentieren sie. Die Tibeter gelten als undankbar, die Investitionen der Zentralregierung in die Infrastruktur und Bildungseinrichtungen wüssten sie nicht zu schätzen.

Der Konflikt in Tibet könnte die erste ernsthafte internationale Propagandaschlacht von Internetnutzern werden, vermutet Jeremy Goldkorn, der einen Newsletter über Chinas Medien publiziert.

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Aus der FTD vom 28.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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