Marathon: Krumme Distanz auf königlichen Wunsch

Seit den Olympischen Sommerspielen 1908 in London beträgt die Marathon-Distanz 42,195 Kilometer. Ohne das britische Königshaus wäre es möglicherweise nie zu der ungewöhnlichen Längenvorgabe gekommen .

100 Jahre lang wird diese "krumme" Strecke nun schon von Läufern unter die Füße genommen und hat sich seitdem für viele Freizeitjogger zum "Mount Everest des kleinen Mannes" entwickelt. Am Sonntag steht nun in London das Jubiläumsrennen an. Ursprünglich war auch der Olympiamarathon 1908 über die damals herkömmlichen 25 Meilen bzw. 40,2 Kilometer ausgeschrieben, die seit den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit in Athen als Standard galten. Doch auf Wunsch des Königshauses sollte der Startpunkt an der Ostterrasse von Windsor Castle platziert werden, damit die "Royals" den Start miterleben konnten.

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Und auch den Zieleinlauf wollten sie in der königlichen Loge im neu erbauten Londoner Olympiastadion im Stadtteil Shepherds Bush direkt vor Augen haben. "Was das Königshaus wünschte, das war Befehl. Ein Wunsch-Befehl quasi", erzählt Gerd Steins, Chef des Sportmuseums in Berlin. Hier ist auch das "AIMS-Marathon-Museum of Running" beheimatet, das die Entwicklung des Laufsports und des Marathons dokumentiert; angefangen von der Legende des griechischen Boten Pheidippides bis hin zur Gegenwart.

Ausführlich wird auf die dramatische 42,195-km-Premiere am 24. Juli 1908 eingegangen. Der Italiener Dorando Pietri kam zwar als Erster im Stadion an, lief benommen vor Erschöpfung jedoch zuerst in die falsche Richtung. Als Kampfrichter ihm den Weg wiesen, brach er mehrfach entkräftet zusammen. Fünfmal rappelte sich Pietri wieder auf. Offizielle halfen ihm schließlich über die Ziellinie - und das alles vor den Augen der Königsfamilie.

Die Disqualifikation Pietris konnten auch die Royals nicht verhindern, als Trost schenkte ihm die Queen aber einen goldenen Pokal als besondere Auszeichnung für seine kämpferische Leistung. Irving Berlin widmete ihm einen Song und Pietri ging als "Olympic Hero" in die Geschichte ein. Der Sieg wurde John Hayes, dem Zweitplatzierten aus den Vereinigten Staaten, zugesprochen. "Der Lauf wurde in der Mittagshitze bei schwülem Wetter ausgetragen, das war brutal. Etliche Sportler haben aufgegeben oder es nicht bis ins Ziel geschafft", berichtet Sporthistoriker Steins.

Eine Meile fehlte

Erst bei Festlegung der Streckenführung 1908 stellte sich heraus, dass die ursprünglich geplanten 25 Meilen schon weit vor dem Stadion erreicht waren. Also musste 1 Meile draufgerechnet werden. Um die Läufer nicht noch weiter zu strapazieren, wurde auf die geplante zusätzliche Runde im Stadion verzichtet, aber 385 Yards vom Marathontor bis zur königlichen Loge sollten es schon noch sein.

So kam es zu der ungewöhnlichen Formel "25 Meilen 1 Meile 385 Yards", was umgerechnet 42,195 km ergibt. "Es hat bis heute einen seltsamen Reiz, mit dieser krummen Zahl zu arbeiten", sagt Steins. Die beiden Protagonisten des ersten Olympiamarathons von 1908 blieben in den Folgejahren Rivalen. In den USA wurden zahlreiche Revancheläufe für das Duo organisiert - die Distanz betrug jedes Mal 42,195 km.

Doch IOC und der im August 1913 in Berlin gegründete Leichtathletik-Weltverband IAAF konnten sich anfangs nicht auf eine Streckenlänge einigen. Erst 1921 beschloss die IAAF, den Olympischen Marathon ab sofort immer nach dem Londoner Vorbild über 42,195 km laufen zu lassen. Die Erinnerungen an das Finale 1908 in London und die prestigeträchtigen Revancheläufe wirkten lange nach.

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sid, 12.04.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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