Rainer Koch ist als diplomatischer Funktionär bekannt, doch in diesem Fall muss selbst er direkt werden: "Wie der Hallesche FC gegenüber den Sportrichtern auftritt, ist nicht akzeptabel." Jurist Koch ist Vizepräsident des DFB und zuständig für Rechts- und Satzungsfragen. Für gewöhnlich mischt sich der Verband nicht in regionale Angelegenheiten ein, doch in diesem Fall blieb ihm keine andere Wahl.
Was war passiert? Im Heimspiel des Halleschen FC (Oberliga Süd) gegen die zweite Mannschaft des FC Carl Zeiss Jena (1:1) vor zweieinhalb Wochen hatten Hallenser Fans die gegnerischen Anhänger wiederholt als "Juden Jena" beschimpft. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) hatte dies aufgezeichnet, auch Jenaer Spieler und Offizielle bestätigten die antisemitischen Tiraden. Das Sportgericht des Nordostdeutschen Fußballverbands (NOFV) verurteilte den HFC, dessen Fans - zumindest ein Teil von ihnen - nicht zum ersten Mal auf diese Weise aufgefallen waren, daraufhin zum Abzug von drei Punkten. Die Mannschaft verlor ihre Tabellenführung. Zudem durften im nächsten Heimspiel nur 1000 Zuschauer ins Stadion.
Der HFC ging in Berufung - und gegen den NOFV in die Offensive. "Wir werden uns mit allen zur Verfügung stehenden juristischen Mitteln wehren", sagte Geschäftsführer Ralph Kühne. Klubpräsident Michael Schädlich, sein Stellvertreter Jörg Sitte und Kühne drohten sogar mit Rücktritt. "Wir suchen die Schuldigen und werden sie mit Stadionverbot und Vereinsausschluss belegen, sofern sie Mitglied sind", ergänzt Jörg Sitte. Auf der Webseite des Vereins wird der Ton schärfer. Der HFC bezeichnet den NOFV als "konzeptionslos, opportunistisch, und inkompetent". Er habe unter medialem sowie sport- und vereinspolitischem Druck ein bereits im Vorfeld feststehendes Urteil sprechen lassen, "welches ohne Schuldnachweis an unserem Verein ein Exempel statuieren soll". Darüber hinaus wurde den Spielern nach dem Vorfall ein Medienboykott auferlegt, einige Fans pöbelten während des Auswärtsspiels bei Sachsen Leipzig gegen den MDR.
Holger Fuchs, Geschäftsführer des NOFV, erreichen seit Tagen boshafte Zuschriften von Hallenser Fans. Es ist davon auszugehen, dass DFB und NOFV sich diese Art der Einschüchterung nicht gefallen lassen werden. Schon wird von weiteren Sanktionen gesprochen. Andernfalls könnte der Verband noch mehr Glaubwürdigkeit verlieren, schließlich hatte er nach früheren Fällen wie nach den körperlichen Angriffen von Hallenser Fans gegenüber dem nigerianischen Spieler Ogungbure Anfang 2006 eine klare Haltung und konsequente Aufarbeitung vermissen lassen.
Jetzt droht der Konflikt die Liga zu spalten. Am Wochenende veröffentlichte der HFC einen Brief von Uwe Täschner, dem Präsidenten des VFC Plauen. "Es kann nicht sein, dass ehrenamtliche Vorstände kriminalisiert werden, um das Gewissen einiger Verbandsverantwortlicher zu beruhigen", schreibt Täschner. "Vielleicht sollten einige oder besser alle Präsidenten der Oberligavereine ihr Amt für vier Wochen ruhen lassen, um gegen dieses Urteil zu protestieren." DFB-Vize Rainer Koch wehrt sich: "Sport und Gesellschaft dürfen nicht getrennt werden. Wir müssen die Vereine für ihre Fans in Haftung nehmen."
Auch die Staatsanwaltschaft Halle ermittelte, leitete jedoch keine Anklage ein. Deren Sprecher Klaus Wiechmann erklärte, die Formulierung "Juden Jena" sei strafrechtlich irrelevant. Das wiederum wertete der Rechtsausschuss des Bundestages als unsensibel, es könnte als Freibrief für Antisemitismus angesehen werden.
Aus der FTD vom 17.04.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
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