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Hertha BSC fordert den Neubau eines reinen Fußball-Stadions

Qualifikationsspiel gegen die Türkei abgesagt / Hoeneß warnt

25.02.1998

Lokales - Seite 23

Christine Richter

Der Berliner Fußball-Verband (BFV) und der Bundesligist Hertha BSC haben sich am Dienstag für den Neubau eines reinen Fußball-Stadions in Berlin ausgesprochen. Das Olympiastadion solle erhalten und so saniert werden, daß es künftig für Leichtathletik- und andere Veranstaltungen genutzt werden könne, erklärte Hertha-Manager Dieter Hoeneß. "Es muß endlich eine Entscheidung gefällt werden, sonst wird es auch mit der Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2006 nichts", sagte Hoeneß und verwies auf das "baufällige Olympiastadion".

Wie am Dienstag bekannt wurde, hat der Deutsche Fußball-Bund es abgelehnt, das Qualifikationsspiel Deutschland Türkei für die nächsten Europameisterschaften nach Berlin zu vergeben. Grund: Für internationale Fußballspiele sind aus Sicherheitsgründen einzelne Sitzplätze für die Zuschauer vorgeschrieben. Nach Ansicht von BFV-Geschäftsführer Reiner Gentz drohen auch Absagen, sollte Hertha BSC in der Bundesliga weiter erfolgreich sein und künftig um den UEFA-Cup mitspielen. "Wenn es keine Übergangslösung gibt, werden wir bei einem internationalen Wettbewerb in Berlin keine Heimspiele von Hertha erleben", sagte Gentz.

Noch vor der Sommerpause soll die Entscheidung über die Zukunft des Olympiastadions fallen, kündigte Staatssekretär Klaus Löhe (SPD) nach einem Spitzengespräch mit dem Berliner Fußball-Verband und Hertha BSC an. Löhe geht davon aus, daß sich der Bund an der Instandsetzung der denkmalgeschützten Sportarena beteiligen werde. Schließlich habe sich Berlin im Mai vergangenen Jahres als Austragungsort der Fußballweltmeisterschaft 2006 in München vorgestellt. "Der Bundeskanzler unterstützt unsere Bewerbung", sagte Löhe.

Einen Abriß des Olympiastadions, wie dies die Unternehmensberatung Seebauer als eine von vier möglichen Varianten vorschlägt, lehnt der Senat ab. Löhe: "Das Olympiastadion gehört zu Berlin wie der Eiffelturm zu Paris." Dies sieht auch Hertha-Manager Hoeneß so. Nach Ansicht der Fußball-Vertreter benötigt Berlin aber eine neue, moderne Arena mit 80 000 Plätzen nach dem Vorbild Amsterdams. Auch wenn das Olympiastadion saniert und modernisiert würde, werde es nicht dem neusten internationalen Standard entsprechen. Außerdem sieht Hoeneß den laufenden Betrieb während der Umbaumaßnahmen gefährdet. Bei einer zweijährigen Bauphase stünden nur 28 000 Plätze, bei einer vierjährigen Bauzeit 44 000 Plätze zur Verfügung. "Hertha BSC würde diese vier Jahre nicht überstehen", sagte Manager Hoeneß. Die grundlegende Instandsetzung des Olympiastadions sei "teuerer und schlechter" als der Bau eines zweiten Stadions nur für den Fußball.