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17.04.2007    13:18 Uhr Drucken  |  Versenden  |  Kontakt
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Power of Politics

Vom Bezirksrat zum Bundeskanzler

Auf die richtigen Themen setzen, gute Berater auswählen, die Ressourcen richtig verteilen. Wer es im Online-Browser-Spiel ins Kanzleramt schaffen will, muss ein hervorragender Manager sein.
Von Bernd Oswald


Die Schaltzentrale eines jeden Power of Politics-Teilnehmers: das Büro mit der SZ auf dem Tisch
Screenshot: Power of Politics

 

Stellen Sie sich vor, Gerhard Schröder wäre nach seiner Abwahl als Bundeskanzler in die Niederungen der Landespolitik zurückgekehrt, um von dort einen neuen Anlauf aufs Kanzleramt vorzubereiten. Ausgeschlossen? Was in der Realität undenkbar erscheint, ist im Browser-Spiel Power Of Politics kurz „POP“ kein Problem.

Nikolai Kuhn war dort Bundeskanzler. Zwölf Wochen am Stück. Dann brach ihm die Mehrheit weg und er zog sich ins virtuelle Baden-Württemberg zurück. Dort bastelt der 28-jährige jetzt an seinem Comeback.

Doch die Konkurrenz ist groß: 31.000 Mitspieler hat das in Österreich entwickelte Browser-Game, das seit Juni 2006 auch in Deutschland angeboten wird. Man fängt klein an als Kommunalpolitiker, der es auf einen Sitz im Bezirksparlament abgesehen hat. Aus 10.000 Euro und 30 Energiepunkten muss man seine politische Karriere basteln.

Nach oben kommt nur, wer sich als gewiefter Manager entpuppt: auf die richtigen Themen setzen, überzeugend diskutieren, die richtigen Helfer und Berater einstellen, in der Presse vertreten sein. So steigt die Popularität des eigenen Politikers. Wer damit gut eingesäumt ist, hat die besten Chancen bei den Wahlen, die jeden Sonntag stattfinden, ein Mandat zu bekommen.

"Jugendliche User diskutieren sehr radikal"

Allerdings wählen nicht die Mitspieler, sondern der Computer, der alle Aktivitäten auswertet und in Öffentlichkeits- und Wissenspunkte umrechnet. Die Punkte der Parteimitglieder werden gewichtet und in Prozente und Sitze für die Partei umgerechnet. Die Mandate gehen dann an die jeweils beliebtesten Politiker.

Wer drin ist, kann in Koalitionsverhandlungen eintreten. Entweder reicht es nur zu einer Minderheitenregierung. Wenn auch das klappt, können eine Woche lang Gesetze gemacht werden. Dabei einigt man sich aber nur nach der Devise „drei im Bereich Arbeit, zwei zur Natur und Umwelt und eines zu Sicherheit und Recht“. Um konkrete Inhalte geht es dabei nicht, denn „jugendliche Internet-Nutzer diskutieren sehr radikal und emotional. Da würde es zu viel Streit geben“, sagt Peter Merschitz, der POP 2004 gemeinsam mit Tim Preuster erfunden hat.

Sonntag für Sonntag werden die Karten neu gemischt. Regierungserfahrung ist wiederum nötig, um auf die Länderebene aufsteigen zu dürfen. Und erst, wer in einem Land regiert hat, darf in den erlauchten Kreis der Bundespolitiker vordringen.

Die erste Fusion ist immer die schwierigste

So wie Nikolai Kuhn. Sein Erfolgsgeheimnis: Kommunikation. Man muss seine Parteimitglieder mobilisieren, Nachwuchs heranführen, sich bei den kommenden Themen in Szene setzen – und dabei immer flexibel bleiben. Flexibel bis hin zur Fusion – wenn es dem Machterhalt dient. Kuhn begann in der Studenten Partei Europas, die er selbst gegründet hatte. Aus taktischen Gründen fusionierte er mit der Partei europäischer Politiker: „Die erste Fusion ist immer die schwierigste“, erzählt er, „weil man da noch seine selbst gegründete Partei aufgeben muss.“

Das ganze Spiel geht er „strategisch-taktisch“ an, bemüht sich bei den Mitspielern um „vertrauensschaffende Maßnahmen“. Da spricht er schon ganz wie die realen Politiker. Auch selbst sieht er Paralllelen zum politischen Geschäft: „Man kann es sich nicht lange leisten, außen vor zu bleiben. Wer kein Mandat hat, verschwindet schnell von der Bildfläche.“

Ganz und gar real sind die Schlagzeilen der Zeitung, die auf dem Schreibtisch jedes POP-Spielers liegt. Für Bayern und Baden-Württemberg ist das die Süddeutsche Zeitung. Wer auf das virtuelle SZ-Exemplar klickt, kommt auf die sueddeutsche.de-Homepage und kann sich dort über das aktuelle Geschehen informieren. Ein bisschen Erdung für den virtuellen Wahlkampf.

(sueddeutsche.de)


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Kommentare


30.08.2007 21:21:58

lydian: Grausam & Unsäglich.

Was bringt eine Zeitung wie die SZ dazu, seine Leser auf dermaßen erbärmliche Spielereien ("Stellen Sie sich vor, Gerhard Schröder wäre...") aufmerksam zu machen?

Das Interview mit Herrn Prantl auf Frontal 21 im zdf hörte sich jedenfalls ganz anders (also verhältnismäßig klug) an.


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24.06.2007 10:00:35

thevern: allen gut gefallen,

dann schafft man das schon bis zum bundestagsabgeordneten.

dieses spiel könnte auch einfach "parteien" heissen.


1 Besucher hat diesen Kommentar bewertet



18.06.2007 11:01:13

ghizmo:

Na klar heißt dieses neue Lifestyleprodukt POP, man hört sich selbst ja schon Unterhaltungsindustrie sagen. Aber eins muß man zugeben; für Tittytainment ganz schön anspruchsvoll. Aber wird schon nicht gefährlich werden, darf ja keiner was selbst entscheiden! Da ist ja sogar Fußballmanager demokratischer und sozialkompetenzbildender.

Sorry, aber sinnvoll oder gar bildend kann das nicht sein!


1 Besucher hat diesen Kommentar bewertet



12.02.2007 21:44:15

volker11119: PoP und ich

Also soviel Zeit habe ich nicht investierren müssen, um Ministerpräsident von Bayern zu werden. Es reichten mir oft 10 Minuten pro Woche. Kurz meine Termine erstellen, Meeting mit Parteikollegen und Sonntag Live-Wahl gucken.

Wenn also Fr. Merkel das gleiche Arbeitspensum an den Tag legt, dann gute nacht Deutschland.


2 Besucher haben diesen Kommentar bewertet



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