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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 978-3-411-10060-6
149,00 € [D]

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Ägypten

Flagge, Wappen, Kraf...
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Länderstatistik
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Cheops-Pyramide von Giseh
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Cheops-Pyramide von Giseh
Porträt der ägyptisc...
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Plan der Festung Buh...
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Das Nildelta in der ...
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Wichtigste Stätten A...
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Wichtigste Stätten A...
Die Pyramiden der 3....
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zur Zeit der altägyp...
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Die politische Situa...
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Ägypten,

Fläche 1 001 449 km2
Einwohner (2006) 71,24 Mio.
Hauptstadt Kairo
Verwaltungsgliederung 26 Governorate
Amtsprache Arabisch
Nationalfeiertag 23. 7. und 6. 10.
Währung 1 Ägyptisches Pfund (ägyptisches £) = 100 Piaster (PT)
Zeitzone MEZ +1 Stunde

arabisch Misr, amtlich Djumhurijjat Misr al-Arabijja, deutsch Arabische Republik Ägypten, Staat in Nordostafrika, grenzt im Westen an Libyen, im Norden an das Mittelmeer, im Nordosten an Israel, im Osten an das Rote Meer und im Süden an die Republik Sudan.

Inhaltsverzeichnis

S T A A T · R E C H T

Nach der Verfassung vom 11. 9. 1971 (mehrfach, zuletzt 2005, revidiert) ist Ägypten eine präsidiale Republik. Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der (seit 2005) auf 6 Jahre direkt gewählte Präsident. Er bestimmt die Richtlinien der Politik, kann per Dekret regieren und ernennt die Regierung unter Vorsitz des Ministerpräsidenten. Legislativorgan ist die Nationalversammlung (Legislaturperiode 5 Jahre, 454 Abgeordnete). Der Schura-Rat (264 Mitglieder) ist ein Beratungsorgan. Das 1979 modifizierte Parteiengesetz von 1977 legalisiert das Mehrparteiensystem, das von der Nationaldemokratischen Partei (NDP) dominiert wird. Ägypten gliedert sich in 27 Governorate mit beschränkter Selbstverwaltung, an deren Spitze ernannte Gouverneure stehen. Hauptquelle der Gesetzgebung ist nach der Verfassung die Scharia, das islamische Recht.

L A N D E S N A T U R · B E V Ö L K E R U N G

Landesnatur:

Die etwa 1 550 km lange und 1 bis 20 km breite Stromoase des Nils, sein Mündungsdelta, die Senke von Faijum sowie die übrigen Oasen sind landwirtschaftlich nutzbar (das heißt bewässert) und besiedelt. Das gesamte Kultur- und Siedlungsland nimmt nur 3,5 % der Staatsfläche ein. Westlich des Niltals erstreckt sich das Tafelland der Libyschen Wüste mit einer durchschnittlichen Höhe von 1 000 m über dem Meeresspiegel. Einzelne Oasen liegen in Senken zum Teil unter Meeresniveau, wie die Kattarasenke (bis 137 m unter dem Meeresspiegel). Im Osten breitet sich die Arabische Wüste aus, die in steiler, über 1 000 m hoher Stufe zum Roten Meer abfällt. Die ebenfalls wüstenhafte Halbinsel Sinai (bis 2 637 m über dem Meeresspiegel) gehört geografisch bereits zu Vorderasien. Die Sommer sind heiß und trocken, die Winter mild mit geringen Niederschlägen im Norden. Mittlere Januartemperatur in Kairo 13,9 °C, Julimittel 28 °C; durchschnittlicher jährlicher Niederschlag 29 mm. Im Frühjahr treten zeitweise heiße Sandstürme auf.

Bevölkerung:

Die Bevölkerung besteht zu 99 % aus Ägyptern. Die Religionsgruppe der Kopten (etwa 6–10 %) lebt vorwiegend in Oberägypten und in den Städten. Die ethnische Minderheit der etwa 100 000 Nubier (mit eigener Sprache) hat ihren historischen Siedlungsraum durch die Flutung des Nasserstausees verloren und wurde zum Teil im oberägyptischen Kom Ombo neu angesiedelt. Eine größere Zahl von ihnen wohnt auch in den Städten (v. a. in Kairo und Alexandria). Weiterhin leben in den Wüstenrandgebieten Beduinen, deren nomadische Lebens- und Wirtschaftsweise sich von den sesshaften Bauern (Fellachen) des Niltals abgrenzt. Ferner sind in Ägypten kleinere Gruppen von Griechen, Italienern und Sudanesen sowie Berber (Siwaoasen) ansässig.

Die jährliche Bevölkerungszunahme ist mit (2003) rund 1,96 % hoch, die Bevölkerungsdichte beträgt im Landesdurchschnitt 70 Einwohner je km2, im kultivierten und bewohnten Land rd. 1 966 Einwohner je km2. Viele Ägypter ([2004] etwa 1,9 Mio.), v. a. mit qualifizierten Berufen, arbeiten im Ausland, besonders in den reichen arabischsprachigen Ländern. 42 % der Einwohner lebten 2003 in Städten. – Rund 90 % der Bevölkerung sind sunnitische Muslime (der malikitischen und schafiitischen Rechtsschule). Die nach nichtamtlichen Schätzungen 6–7 Mio. Kopten sind ganz überwiegend koptisch-orthodoxe Christen (koptische Kirche). Allgemeine Schulpflicht besteht im Alter von 6 bis 14 Jahren. Die Alphabetisierungsrate (2004) wird auf 56 % (alle über 15 Jahre) beziehungsweise 73 % (15- bis 24-Jährige) geschätzt; es gibt 13 staatliche (darunter die islamische Al-Ashar-Universität, Ashar-Moschee) und mehrere private Universitäten (u. a. Deutsche Universität in Kairo, gegründet 2001).

W I R T S C H A F T · V E R K E H R

Ägypten ist eines der ärmeren nordafrikanischen Mittelmeerländer. Es rangiert (2004) nach Libyen, Tunesien und Algerien, allerdings vor Marokko, an 120. Stelle des 177 Länder umfassenden Entwicklungsindexes der Vereinten Nationen. Wichtigste Wirtschaftsbereiche sind Erdölindustrie, Landwirtschaft und Tourismus. Bedeutende Einnahmen stellen weiterhin die Sueskanalgebühren und die Überweisungen der ägyptischen Gastarbeiter dar. Die wichtigsten Entwicklungsprobleme, die Ägypten zu bewältigen hat, bestehen neben der Außenabhängigkeit der Wirtschaft und einem überlasteten öffentlichen Sektor v. a. in der Armut großer Teile der Bevölkerung. Mit der Privatisierungspolitik und dem Subventionsabbau vergrößern sich die Einkommensdisparitäten zusehends.

Der Agrarsektor, dessen Bedeutung in den vergangenen Jahren immer weiter abnimmt, ist noch immer durch Kleinbauern geprägt, die neben der Marktproduktion auch für den Eigenbedarf wirtschaften. Aufgrund günstiger klimatischer Verhältnisse und der Umstellung von Flut- auf kontinuierliche Bewässerung sind in Ägypten mehrere Ernten im Jahr möglich. Negative Folgen dieser Regulierung sind die zunehmende Bodenversalzung, der gebietsweise steigende Grundwasserspiegel und das Ausbleiben des fruchtbaren Nilschlamms, der früher als natürlicher Dünger diente. Angebaut werden u. a. Weizen, Mais, Reis (v. a. im Nildelta), Futterklee, Baumwolle (ehemals Hauptexportprodukt, seit den 1970er-Jahren zugunsten von Weizen und Mais massiv zurückgefahren) und Zuckerrohr (v. a. im Niltal ); in den Neulandgebieten dominieren Obst, Gemüse (besonders Tomaten) und Erdnüsse; Viehhaltung durch Fellachen und Beduinen. Der Nahrungsmittelbedarf der Bevölkerung wird nicht aus eigenem Aufkommen gedeckt, sodass Nahrungsmittel (v. a. Getreide) eingeführt werden müssen. Erdöl und -gas sind die wichtigsten Rohstoffe und eine der Haupteinnahmequellen des Landes, daneben werden Phosphat, Eisenerz, Buntmetalle, Manganerz und Meersalz gefördert. Weitgehend ungenutzt sind die Vorkommen von Asbest, Kaolin, Titanerz, Schwefel, Talk, Steinkohle, Uranerz. Die verarbeitende Industrie, im Nildelta und um die größeren Städte konzentriert (Textil-, Nahrungsmittel- und Genussmittel-, chemische, pharmazeutische, Schwer-, Maschinen-, Zement-, Glasindustrie, Erdölraffinerien u. a. Betriebe), wurde zwischen 1952 und 1963 weitgehend verstaatlicht; 1991 begann eine Privatisierung der Staatsbetriebe. Ein Hauptproblem der wirtschaftlichen Entwicklung ist die Versorgung mit Energie bei steigender Nachfrage. Im Jahr 2000 deckte die Produktion den Eigenbedarf; es wurden etwa 70 Mrd. Kilowattstunden produziert (23 % durch Wasserkraft und 77 % durch fossile Brennstoffe [Erdöl]). Zudem sollen bis 2010 3 % der benötigten Energie aus Wind, Sonne und Biomasse gewonnen werden. Ein weiterer Schwerpunkt der Industriepolitik ist der Aufbau neuer Industriestädte in der Wüste, um die knappen landwirtschaftlichen Ressourcen und die dicht besiedelten städtischen Zentren wie Kairo und Giseh zu schonen. – Ägypten ist nach Marokko und Tunesien das beliebteste Reiseland Afrikas. 2003 kamen rund 5,2 Mio. Auslandsgäste in das Land. Mit Einnahmen von zirka 3,8 Mrd. US-$ ist der Tourismus neben dem Erdölexport eine der wichtigsten Devisenquellen. Ägypten bietet sowohl Möglichkeiten für den Erholungstourismus (Mittelmeer, Rotes Meer) als auch zahllose Sehenswürdigkeiten (Pyramiden von Giseh, Königsgräber bei Luxor).

Die jahrelang defizitäre Außenhandelsbilanz Ägyptens scheint sich in den letzten Jahren etwas zu konsolidieren. Erdöl und Erdölprodukte sowie Fertigprodukte (v. a. Baumwolle, Textilartikel) sind die wichtigsten Exportgüter, Weizen, Mais, Holz und Stahl die wichtigsten Importgüter. Haupthandelspartner sind nach den EU-Ländern die USA, Australien und Japan.

Verkehr:

Die Hauptverkehrslinien sind auf das Niltal und -delta konzentriert. Eisenbahn: 5 063 km; Straßen: 64 500 km, davon etwa die Hälfte befestigt; Straßentunnel unter dem und Brücke über den Sueskanal (1980 bzw. 2001 eingeweiht); Wasserstraßen rund 3 100 km. 1987 wurde in Kairo die erste Untergrundbahn Afrikas eröffnet, das (2005) rd. 65km lange Netz sowie eine 113 km lange Ringstraße um Kairo sollen eine Entlastung der im Autoverkehr erstickenden Stadt bringen. Haupthäfen: Alexandria, Port Said, Sues. Neben den internationalen Flughäfen Kairo, Alexandria und Luxor dienen Port Said, Scharm el Scheich, Abu Simbel und Assuan dem Inlandverkehr. Die 320 km lange Sumed-Pipeline verbindet den Golf von Sues mit Alexandria.

G E S C H I C H T E

Funde aus der frühen Altsteinzeit (Altpaläolithikum), die um 500 000 v. Chr. einsetzte (verstärkte Ansiedlung von Menschen im Niltal), sind in Ägypten bisher nur vereinzelt zutage getreten. Sichere Spuren, die die aus dem Süden vorgedrungene Kultur des Acheuléen repräsentieren, stammen aus den höheren Nilterrassen in Oberägypten. Weiter verbreitet sind Kulturreste des Mittelpaläolithikums (Moustérien und Atérien) aus der Zeit von 50 000 bis 24 000 v. Chr. Das Jungpaläolithikum ist durch mehrere regionale Kulturgruppen vertreten, die durch Ausgrabungen beim Bau des Assuanhochdamms (Kom Ombo) aufgedeckt wurden. Die jungsteinzeitliche und kupfersteinzeitliche Periode Ägyptens (um 5500–3200 v. Chr.) weist zwei Hauptzweige auf, die Niltalkulturen Oberägyptens (Badari, Negade I und II) und die Deltakulturen Unterägyptens (Faijum A und B, Merimde, El-Omari, Maadi). Eine Beschleunigung des kulturellen Fortschritts (u. a. Vervollkommnung der Kupfergeräte, Schminkpaletten in Tiergestalt) kennzeichnet die Negade-II-Kultur, die sich seit etwa 3300 v. Chr. auch über den Norden ausbreitete und schließlich in die Negade-III-Kultur mündete.

Altertum: Altes und Mittleres Reich: Die allgemein übliche Einteilung in 31 Dynastien von der Reichsgründung bis zu Alexander dem Großen geht auf den ägyptischen Geschichtsschreiber Manetho zurück. Sie wird heute aufgrund neuerer Funde ergänzt durch eine vorausgehende »Dynastie 0 (Null)«. Die Abschnitte Altes, Mittleres und Neues Reich wurden anscheinend schon im späten Neuen Reich ähnlich zusammengefasst. Die Ägypter bezogen sich in ihren Zeitangaben seit dem Ende des Alten Reiches auf die Regierungsjahre der einzelnen Könige. Für die älteste Zeit sind die Angaben jedoch unzuverlässig.

Am Beginn der geschichtlichen Zeit, um 3200 v. Chr., standen die politische Einigung des Landes und die Erfindung der Schrift. Die Vereinigung von Ober- und Unterägypten zu einem gesamtägyptischen Staat fand nach neueren Erkenntnissen etwa 150 bis 200 Jahre vor der 1. Dynastie statt, also bereits zur Zeit der Negade-III-Kultur und der ihr folgenden Zeit der Dynastie 0, deren letzte Könige wohl schon über ganz Ägypten herrschten. Auf den frühesten Schriftdenkmälern erscheinen die Könige »Skorpion«, Narmer und Aha, während in späterer Überlieferung der legendäre Herrscher Menes als Reichseiniger und Gründer von Memphis genannt wird. Die Heimat der 1. und 2. Dynastie (um 3007–2682 v. Chr.; Thiniten) war Thinis bei Abydos. In der 3. Dynastie wurde unter König Djoser die Stufenpyramide von Sakkara errichtet, die als erster monumentaler Steinbau der Welt gilt. Mit der von Snofru begründeten 4. Dynastie setzte die große Zeit der ägyptischen Geschichte ein. Snofrus Nachfolger Cheops, Chephren und Mykerinos errichteten die drei bis heute erhaltenen Pyramiden von Giseh, die mit dem umliegenden Friedhof der königlichen Familie und der höchsten Reichsbeamten die unbeschränkte Macht des an der Spitze eines straff zentralisierten Beamtenstaates stehenden Königs widerspiegeln. Dieser wurde zum »Sohn« des Sonnengottes, für den in der 5. Dynastie große Sonnenheiligtümer errichtet wurden. Unter der 6. Dynastie sank die Macht der Könige, die von oberägyptischen Gaufürsten abhängig wurden. Nach dem Zusammenbruch des Alten Reiches gelang einem Fürsten aus dem oberägyptischen Theben die erneute Reichseinigung. Unter der um 1976 v. Chr. einsetzenden 12. Dynastie erlebte Ägypten eine zweite Blüte. Nach Verdrängung der Gaufürsten wurde die absolute Macht des Königs gefestigt, das Reich nach Süden bis zur zweiten Stromschnelle erweitert. Die 13. und 14. Dynastie mit ihren rasch wechselnden Herrschern stellte eine Zeit des Niedergangs dar. Um 1648/1645 v. Chr. drangen die asiatischen Hyksos in das Nildelta ein und errichteten die erste Fremdherrschaft über Ägypten (15. und 16. Dynastie, Zentrum Auaris im Nildelta). Eine in Theben beheimatete Familie von Unterkönigen (17. Dynastie) nahm den Befreiungskampf auf, König Amosis (um 1550–1525 v. Chr., Begründer der 18. Dynastie) vertrieb die Hyksos endgültig.

Neues Reich und Niedergang: Unter Amenophis I., Thutmosis I., Thutmosis II. und Thutmosis III. stieg Ägypten zur Weltmacht auf (Neues Reich) und drang bis zum Euphrat vor. Großartige Baudenkmäler wie die Tempel von Luxor, Karnak und Theben-West entstanden, die inneren Verhältnisse wurden durch eine streng einheitliche Verwaltung gefestigt, die Gaufürsten zurückgedrängt. Unter Amenophis IV./Echnaton (um 1351/1350–1334 v. Chr.; Gemahl der Nofretete) kam es zu einer tief greifenden Revolution in Religion (alleinige Verehrung der Sonnenscheibe Aton), Kunst und Politik. Sethos I., der 2. König der 19. Dynastie, stellte in Syrien die ägyptische Herrschaft wieder her. Sein Sohn Ramses II. (um 1279–1213 v. Chr.) verlegte die Residenz in den Osten des Deltas und ließ zahlreiche Bauten (Ramesseum, Abu Simbel) errichten. 1259 v. Chr. schloss er mit den Hethitern einen Friedensvertrag ab. Nach dem Tode von Ramses' Sohn Merenptah begann der wirtschaftliche und politische Zerfall des Reiches, das von nun an von fremden Herrschern regiert wurde, zunächst von Libyern (22. bis 24. Dynastie). Ägypten löste sich bald in kleine Fürstentümer auf und wurde erst von den nubischen (kuschitischen) Königen der 25. Dynastie (um 753–664 v. Chr.) erneut geeint. 671 v. Chr. unterwarfen die Assyrer den Norden und regierten ihn durch Vasallen, bis der libysche Fürst Psammetich I. von Sais 664 v. Chr. das Land befreite und wieder vereinigte. Unter den Herrschern der 26. Dynastie (»Saiten«) erlebte Ägypten noch einmal eine Blütezeit. Aber bereits 525 v. Chr. wurde es von den Persern unterworfen, deren Herrschaft durch die 28.–30. Dynastie unterbrochen wurde. 332 eroberte Alexander der Große das Land. Er gründete Alexandria, das sich schnell zum Mittelpunkt des griechischen Welthandels und der griechischen Bildung entwickelte. Nach seinem Tod fiel Ägypten an den Makedonen Ptolemaios I. (seit 305 König). Unter den Ptolemäern wurde es zum reichsten Staat der damaligen Welt, doch führte die Unfähigkeit der späteren Ptolemäer zum Niedergang des Landes; 51 v. Chr. kamen Ptolemaios XIV. und Kleopatra VII. unter die Vormundschaft des römischen Senats. Nach der Schlacht bei Aktium war Ägypten von 30 v. Chr. bis 395 n. Chr. römische Provinz, dann Teil des Oströmischen (Byzantinischen) Reiches.

Mittelalter und Neuzeit:Bis 20. Jahrhundert: 640/642 eroberten die Araber das Niltal, aber erst im 8. Jahrhundert wurde Ägypten islamisiert. Besonders seit der Eroberung durch die Fatimiden (969) war Ägypten unabhängig vom Kalifen von Bagdad; die Fatimiden gründeten Kairo und die Azhar-Moschee. Sultan Saladin aus dem Geschlecht der Aijubiden (1171–1250) brachte Ägypten zu neuer Machtstellung. 1250 rissen die Mamluken die Herrschaft an sich. 1516/17 wurde das Land von den Türken unter Selim I. erobert und blieb bis 1798 türkische Provinz, die von den Mamlukenbeis weitgehend selbstständig verwaltet wurde. Der ägyptische Feldzug Napoleon Bonapartes (1798–1801) scheiterte trotz mehrerer Siege über die Mamluken und Türken. Der türkische Statthalter Mehmed Ali (1805–49) vernichtete 1811 die Mamlukenbeis und schuf sich eine fast unabhängige erbliche Herrschaft als Pascha; seit 1867 trugen die Statthalter den Titel »Khedive« (Vizekönig). 1869 Eröffnung des Sueskanals; 1882 britische Besetzung des Landes; 1883 Aufstand des Mahdi im Sudan; 1898 Niederwerfung der Mahdisten durch die Engländer und Abtrennung des Sudans von Ägypten. Im Ersten Weltkrieg wurde Ägypten britisches Protektorat. Unter dem Druck besonders des Wafd hob die britische Regierung dies 1922 auf und erkannte Fuad I. als König an; Ägypten behielt aber eine britische Besatzung, die jedoch nach Abschluss des britisch-ägyptischen Bündnisvertrags (1936) auf die Sueskanalzone beschränkt wurde. 1945 war Ägypten Mitbegründer der Arabischen Liga und wandte sich mit anderen arabischen Staaten im Palästinakrieg (1948/49) gegen die Gründung des Staates Israel. 1952 stürzte die Armee König Faruk (Regierung seit 1936). Nasser: Nach Ausrufung der Republik (1953) übernahm 1953 General M. Nagib, 1954 Oberst G. Abd el-Nasser das Amt des Staatspräsidenten. Die Parteien wurden verboten. Aufgrund des britisch-ägyptischen Suesabkommens (1954) räumten die britischen Truppen in der Folgezeit die Kanalzone. Die Verstaatlichung der Sueskanalgesellschaft löste den Sueskrieg (1956) aus; Ägypten, 1958–61 mit Syrien in der »Vereinigten Arabischen Republik« (VAR) verbunden, rückte immer stärker in den Brennpunkt des Nahostkonflikts. 1962–67 kämpften ägyptische Truppen im Bürgerkrieg im Jemen auf republikanischer Seite.

Gestützt auf die Einheitspartei »Arabische Sozialistische Union« (gegründet 1961), suchte die ägyptische Regierung einen »arabischen Sozialismus« zu verwirklichen. Mit (steigender) Militärhilfe besonders der UdSSR wollte Nasser den Nahostkonflikt zugunsten der arabischen Staaten entscheiden. Mit der Sperrung des Golfes von Akaba für israelische Schiffe löste er 1967 den israelisch-arabischen Sechstagekrieg aus; dabei besetzte Israel u. a. die Halbinsel Sinai und den Gazastreifen (Gaza). Durch einen »Abnutzungskrieg« gegen Israel (August 1967 bis August 1970) sowie durch die verstärkte Unterstützung der palästinensischen Guerillaorganisationen versuchte Ägypten die Folgen der Niederlage im Sechstagekrieg zu mildern.

Sadat und Mubarak: Nach dem Tode Nassers (1970) setzte Präsident A. as-Sadat dessen Politik fort, schränkte aber allmählich den Einfluss der UdSSR zugunsten der westlichen Industriestaaten ein. Im Oktober 1973 griffen Ägypten und Syrien Israel an (Jom-Kippur-Krieg), mussten aber nach anfänglichen Erfolgen in einen Waffenstillstand einwilligen. 1974 schloss Ägypten mit Israel ein Truppenentflechtungsabkommen. Im November 1977 leitete Präsident Sadat eine Friedensinitiative (gegenüber Israel) ein; er verhandelte 1978 in Camp David (USA) unter Vermittlung des amerikanischen Präsidenten J. E. Carter mit dem israelischen Ministerpräsidenten M. Begin über Rahmenbedingungen zur Lösung des Nahostkonflikts und schloss einen Friedensvertrag mit Israel (26. 3. 1979). Mit dem Austritt aus der Arabischen Liga (1979) kam Ägypten einem Ausschluss zuvor (Mai 1989 wieder aufgenommen). Bis April 1982 zog sich Israel von der Halbinsel Sinai zurück. – Gestützt auf die »Nationaldemokratische Partei« (NDP; 1978 als Nachfolgerin der »Arabischen Sozialistischen Union« gegründet), suchte Sadat seine innenpolitische Machtstellung zu festigen. Nach seiner Ermordung (Oktober 1981) wurde H. Mubarak sein Nachfolger (1987, 1993 und 1999 sowie, nach Wahlrechtsänderung erstmals mit Gegenkandidaten, 2005 wieder gewählt). Bei den Parlamentswahlen vom November/Dezember 2005 errang die regierende NDP erneut die Zweidrittelmehrheit; starke Zugewinne erreichte die nur zum Teil legalisierte Muslimbruderschaft, die mit unabhängigen Kandidaten antrat.

Im 2. Golfkrieg 1991 beteiligte sich das Land als regionale Führungsmacht an der antiirakischen Koalition. Daraufhin verstärkten islamische Fundamentalisten ihren Kampf für die Errichtung eines islamischen Gottesstaates. Mit Attentaten u. a. auf hohe Staatsfunktionäre und öffentliche Einrichtungen sollte die innere Sicherheit erschüttert und die Wirtschaftskraft beeinträchtigt werden. Die Regierung reagierte 1992 mit einer drastischen Verschärfung der Strafgesetze gegen Terroristen und radikale Kräfte. Im Nahostkonflikt förderte Ägypten eine schrittweise Annäherung zwischen PLO und Israel und unternahm seit 1996 zahlreiche diplomatische Initiativen, um den Friedensprozess in Gang zu halten.

Vor- und frühdynastische Zeit

Ägypten: Geschichte bis 1517
(um 3200–2682):
Negade-III-Kultur: Schaffung des Einheitsreiches. Dynastie 0 (etwa 150 Jahre): Erste namentlich bekannte Könige (Skorpion, Narmer); 1.–2. Dynastie: Thinitenzeit, Frühzeit.
Altes Reich (um 2682–2191):
3.–6. Dynastie: Djoser, Snofru, Cheops, Chephren und Mykerinos erbauen Pyramiden. Der Sonnenglaube wird Staatsreligion.
I. Zwischenzeit (um 2191–2025):
7.–10. Dynastie: Dynastische Wirren.
Mittleres Reich (um 2025–1794/93):
11.–12. Dynastie: Erneute Einigung, Blüte unter den Königen Amenemhet und Sesostris.
II. Zwischenzeit (um 1794/93–1550):
13.–17. Dynastie: Niedergang unter schnell wechselnden Herrschern. 15./16. Dynastie (um 1648/45–1539/36): Fremdherrschaft der Hyksos, Beginn des Befreiungskrieges unter König Kamose.
Neues Reich (um 1550–1070/69):
18.–20. Dynastie: Vertreibung der Hyksos unter Amosis, Ägypten wird Weltmacht.
Bedeutende Könige:
Amenophis I., II., III., IV. (Echnaton; Residenz Amarna), Königin Hatschepsut, Thutmosis III., Ramses II., III.
III. Zwischenzeit (um 1070/69–664):
21.–25. Dynastie: Unter den libyschen Königen der 22./23. Dynastie Auflösung des Reiches, unter der 25. Dynastie (Kuschiten) Einfall der Assyrer (Zerstörung Thebens).
Spätzeit (664–332):
26.–31. Dynastie (u. a. Perser).
Griechische Zeit (332–30):
Alexander der Große, die Ptolemäer (zuletzt Kleopatra).
Römische Zeit (30 v. Chr.–395 n. Chr.):
römische Provinz, Christianisierung.
Byzantinische Zeit (395–640/642)
Arabische Zeit (640/642–1516/17):
Kairo zeitweise Sitz von Kalifen. Herrschaft der Fatimiden, Aijubiden, Mamluken.

Sekundärliteratur: Lexikon der Ägyptologie, hg. v. W. Helck u. W. Westendorf, 7 Bde. (1975–92); F. Büttner u. I. Klostermeier: Ägypten (1991); W. Westphal: Pharaos Erben. Die alten Ägypter gestern u. heute (1992); A. Gardiner: Geschichte des alten Ägypten. Eine Einführung (aus dem Englischen, 1994); Staat u. Zivilgesellschaft in Ägypten, hg. v. F. N. Ibrahim (1995); derselbe: Ägypten. Eine geographische Landeskunde (1996); B. Rieger: Überleben ohne Staat. Soziale Sicherung u. die islamischen Parallelstrukturen in Ägypten (1996); Das alte Ägypten. 3 000 Jahre Geschichte u. Kultur des Pharaonenreiches, hg. v. A. Eggebrecht (Neuausgabe 1998); E. Brunner-Traut: Kleine Ägyptenkunde (42000); W. Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit. 332–30 v. Chr. (2001); J. Assmann: Ägypten. Eine Sinngeschichte (32003); derselbe: Stein u. Zeit. Mensch u. Gesellschaft im alten Ägypten (32003); E. Hornung: Grundzüge der ägyptischen Geschichte (52005).

Weiterführende Artikel aus dem Archiv der Wochenzeitung DIE ZEIT

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