Städtepartnerschaften - kommunale Außenpolitik im Wandel der Jahrzehnte
In der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts haben zwei verheerende Kriege furchtbares Leid über die Menschen in Europa und der Welt gebracht und unvorstellbare Verwüstungen angerichtet. Nach Beendigung des zweiten Weltkrieges war es der sehnlichste Wunsch aller, jegliche Anstrengung zu unternehmen, um künftig Kriege unmöglich zu machen.
Partnerschaften; Verschwisterungen; Jumelagen und Twinnings waren deshalb von Anfang an als Möglichkeit gedacht, die Menschen in Europa friedlich zusammenzuführen.
Wer heute durch den Süden Deutschlands fährt, findet daher am Ortseingang vieler Städte Hinweise auf Partnerschaften mit ausländischen Kommunen. Was heute als selbstverständlich gilt, war vor 50 Jahren eine Pioniertat, ein mühsames Geschäft, bei dem es vielerlei Hindernisse zu überwinden galt.
Trotz oder gerade wegen schmerzlicher historischer Erfahrungen waren Partnerschaften darauf ausgerichtet, ein Forum zu bilden, um unterschiedliche Erfahrungen, Gefühle und Urteile artikulieren zu können. Es galt von Anfang an, das Verständnis füreinander zu fördern.
Die Hypothek der Vergangenheit wog schwer, und es bedeutete bei der Anbahnung grenzüberschreitender Kontakte, Ressentiments und Vorurteile abzubauen; dies traf in besonderem Maße auf das deutsch-französische Verhältnis zu. Der Erfolg diese Bemühens hat sich inzwischen in über 1240 Partnerschaften mit kommunalen Gebietskörperschaften in Frankreich niedergeschlagen.
Von West nach Ost
Von den 4000 Partnerschaften deutscher Städte, die derzeit weltweit bestehen, entfallen allein 3650, also ca. 90 %, auf Europa und hier wiederum auf Westeuropa. Mit dem Fortgang der europäischen Integration eröffnete sich der Partnerschaftsarbeit eine neue Dimension, zu den bilateralen Beziehungen trat der multilaterale Ansatz.
So muss auch die Umorientierung der kommunalen Außenpolitik in das Konzept der neuen politischen Architektur Gesamteuropas passen: Städtepartnerschaften als Multiplikatoren und Basisarbeit auf dem Weg zu einem erlebbaren Europa der persönlichen Beziehungen.