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30.05.2008    14:34 Uhr Drucken  |  Versenden  |  Kontakt
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Aufbau-Verlag, Berlin, dpa
Große Werkausgaben von Brecht bis Fontane: Der Aufbau-Verlag am Hackeschen Markt in Berlin.
Foto: dpa

Streit um Eigentumsrechte

Aufbau-Verlag meldet Insolvenz an

Der früher bedeudendste Verlag der DDR geht in Konkurs. Hintergrund ist ein jahrelanger Rechtsstreit mit der früheren Treuhandanstalt um die Eigentumsrechte beim Verkauf des Verlags nach dem Ende der DDR.

Die Berliner Aufbau-Verlagsgruppe geht in Insolvenz, obwohl die Geschäftsführung diesen Schritt des Verlegers Bernd F. Lunkewitz für vermeidbar hält.

Der früher bedeutendste Verlag der DDR mit großen Werkausgaben von Brecht bis Fontane werde beim Amtsgericht Charlottenburg Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens wegen Überschuldung stellen, teilte ein Sprecher des Verlegers mit.

Hintergrund ist ein jahrelanger Rechtsstreit mit der früheren Treuhandanstalt um die tatsächlichen Eigentumsrechte beim Verkauf des Aufbau-Verlags nach dem Ende der DDR.

Vorwürfe der Geschäftsführung an den Verleger

Die Geschäftsführung hat Lunkewitz unterdessen vorgeworfen, nicht zu früheren Zusagen über die Finanzierung des Verlages stehen zu wollen.

Dabei gehe es auch um eine "Freistellung des Verlages von den Ansprüchen gegen die Treuhand“, heißt es in einer Presseerklärung der Aufbau-Verlagsgruppe.

Die Insolvenz-Ankündigung des Verlegers sei nicht abgestimmt gewesen, betonten die Geschäftsführer Tom Erben und René Strien.

Über die Fortführung der Geschäftstätigkeit soll jetzt der Insolvenzverwalter entscheiden. Laut Geschäftsführung solle der "traditionsreiche und operativ erfolgreiche Verlag“ erhalten werden.

"Hochkarätige Rechte"

Die Aufbau-Verlagsgruppe ist nach ihrer Auffassung "keineswegs eine leere Hülle, sondern besitzt sämtliche hochkarätigen Rechte, die sie im Laufe ihrer 17-jährigen Tätigkeit am Markt erworben oder selbst geschaffen hat.“

Der Verlag setze daher auf die Solidarität seiner Autoren, Mitarbeiter und Partner, „um aus dieser vom Verleger durchaus abwendbaren Insolvenz möglichst unbeschädigt hervorzugehen.“ Der Verlag beschäftigt zurzeit etwa 60 Mitarbeiter.

Lunkewitz dagegen zieht aus seiner Sicht die Konsequenz aus einem jüngsten höchstrichterlichen Urteil des Bundesgerichtshofs, nach dem der Aufbau-Verlag in der DDR nie zum Volkseigentum gehörte. Damit sei er auch nie Eigentum der Treuhandanstalt gewesen, die ihn an eine Investorengruppe um Lunkewitz 1991 verkauft hatte.

Dem Bund drohen Schadenersatzklagen

Tatsächlicher Eigentümer sei bis zuletzt der Kulturbund, die frühere Massenorganisation der DDR, gewesen, der den Verlag seinerseits an Lunkewitz verkaufte. Damit könnten für Lunkewitz nun Investitionen von rund 50 Millionen Euro verloren gehen.

Die Bundesregierung allerdings hatte erst in der vergangenen Woche noch bekräftigt, dass der Verkauf nicht rechtswidrig oder unwirksam gewesen sei. Zudem habe die Treuhandanstalt "erhebliche finanzielle Mittel bereitgestellt“.

Diese unterschiedlichen Standpunkte haben jetzt möglicherweise juristische Folgen: Lunkewitz könnte die Bundesregierung auf Schadenersatz verklagen, auch andere Verlage, die von Aufbau Lizenzrechte erworben haben, könnten vor Gericht ziehen.

Er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, betonte Lunkewitz am Freitag. Er wirft dem Bundesfinanzministeriums als Rechtsaufsicht der abgewickelten Treuhand vor, sich seiner Verantwortung zu entziehen.

"Rummelplatz" und "Die Päpstin" unter den Bestsellern

"Ich habe alles getan, um den Verlag am Leben zu erhalten. Weitere Mittel aus meinem privaten Vermögen werde ich nicht zur Verfügung stellen.“ Im Jahr 2007 hatte die Aufbau-Verlagsgruppe, zu der auch der Verlag Rütten und Loening gehört, nach Angaben der Geschäftsführer einen Umsatz von 14,2 Millionen Euro erzielt.

Zu den meistverkauften Büchern zählten zuletzt Werner Bräunings postumer Überraschungserfolg "Rummelplatz“ und die Autobiografie des Schauspielers Winfried Glatzeder. Frühere Bestseller waren "Die Päpstin" und die Tagebücher von Victor Klemperer.


(sueddeutsche.de/dpa)

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