Seit Hans Magnus Enzensberger 1965 das Kursbuch begründete, hat man die Verlage mehrfach gewechselt: Von Suhrkamp ging’s zu Wagenbach, Rotbuch und 1990 dann zu Rowohlt. Für die späte Rettung durch die gute alte Tante Zeit musste ein hoher Preis gezahlt werden: Man änderte das Erscheinungsbild. Die Hefte, einst Büchern gleichend, ähnelten nun Magazinen. Genützt hat es wenig, zumal Werbung und Engagement des neuen Verlags zurückhaltend blieben. Jede Zeitschrift hat ihre Zeit, und das Kursbuch hatte seinen Zenit wohl überschritten und - wie die Achtundsechziger, die hier einst Frantz Fanon, Gisela Elsner, Roland Barthes oder Heiner Müller lesen konnten -, den Ruhestand wohl verdient. Große Erfolge in der Vergangenheit, zuletzt mit dem Heft über die "Dreißigjährigen", bedeuten für die Gegenwart nicht allzu viel. Der Kulturzeitschriftenliebhaber mag sich mit dem Merkur oder Sinn und Form behelfen, oder beobachten, wie es Ästhetik & Kommunikation gelingt, trotz seiner 38 Jahre frisch zu wirken. Man mag sich über den Holtzbrinck-Verlag ärgern, der die erforderliche Summe doch wohl aufbringen könnte. Aber ist ein so großes Unternehmen überhaupt die richtige Adresse für eine Zeitschrift, die mit höchstens fünf- bis zehntausend Käufern rechnen kann? Im ersten Heft des Kursbuchs konstatierte dessen späterer Herausgeber Karl Markus Michel eine "neue Aporie", die "der sprechenden doch sprachlosen Intelligenz". Der stehen heute viele Kanäle offen, Dutzende Organe zur Verfügung. Es ist für Augenblicke erhebend, von einem kleinen, feinen Blatt abseits des publizistisch-pädagogischen Komplexes zu träumen. Das Kursbuch war diesem am Ende wohl zu sehr verbunden, um noch einzig, dem Leser unentbehrlich zu erscheinen.
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