07.06.2008
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Ein amerikanischer Tourist bringt beim Brunnerwirt das Thema Weißwurst auf den Tisch. Am Set wird deshalb diskutiert, wie man dem Mythos im Schweinsdarm am besten auf die Pelle rückt. Schneiden oder zuzln, das ist hier die Frage.
Die Auseinandersetzung um den "richtigen" Verzehr der Weißwurst geht unter die Haut. Michael "Xaver" Schreiner ist bekennender Zuzler und antwortet auf die Frage, was er denn von Wurst-Aufschneidern halte, gewohnt hintersinnig: "Was kann ich dafür, wenn die anderen keine Ahnung haben." Zum Glück hat Peter "Hochwürden" Rappenglück das nicht gehört! Er ist Angehöriger der Glaubensgemeinschaft der Messer und Gabel-Benutzer, schneidet seine Weißwurst aber keineswegs lieblos irgendwie, sondern setzt den schrägen, auch "Kreuzschnitt" genannten, Enthäutungsritus an. Sein Kollege und Brunnerwirt-Darsteller Wilhelm Manske öffnet den Schweinedarm längs zur Wurstrichtung und gelangt so zum köstlichen Inneren. Beide gemeinsam beklagen den Niedergang der Weißwurstkultur: "Eingeschweißt in Plastik liegen die armen Dinger manchmal wochenlang in Kühlregalen herum, statt noch vor dem Mittagsläuten ihrer eigentlichen Bestimmung zugeführt zu werden."
Viel Mitgefühl mit der Wurst hat auch Brigitte "Rosi" Walbrun, eine "begeisterte Weiß- und Stockwurstfrühstückerin". Auch sie zuzlt und zwar am liebsten im Gasthof "Hepting" in Massenhausen. Tolerierte Beilagen - auch da ist sie orthodox - sind eine ofenfrische Brezn, süßer Senf "und natürlich ein frisches Weißbier."
Daniela "Maria" März, ansonsten ein Herz und eine Seele mit ihrer Kollegin, kann die Begeisterung für die inzwischen sogar zum Patent angemeldete Kulinarie nicht ganz teilen. Zwar isst sie sie gern, doch bleiben bei ihren Häutungsversuchen "die kleinen Fitzerl immer hängen." Das mopst sie derart, dass die sonst so heilige Maria aus Lansing zu Protokoll gibt: "Eine frische Weißwurst hat der Deifi g'sehn!"
Ganz leicht hat es beim Glaubenskrieg der Wurstverzehrer Joyce Ilg. Nicht nur weil sie das Licht der Welt jenseits des Weißwurstäquators erblickt hat, sondern auch weil sie als Vegetarierin "weder schneidet noch zuzlt." Michael A. Grimm ist als Lansinger Fleischereihandwerker eigentlich die berufene Instanz, um ein letztgültiges Urteil zu fällen. Metzger Brunner äußert sich salomonisch: "Beim Weißwurstessen wende ich selbst vier verschiedene Techniken an, von denen mir jeweils versichert wurde, dass sie richtig sind." Die Umgebung entscheidet über die angewandte Technik, sprich: im Salon wird seziert, am Imbissstand gezuzlt. Viel wichtiger findet er die Frage, "wie halte ich die Weißwurst möglichst lange warm?". Und weil nur eine wohltemperierte Weißwurst auch eine wohlschmeckende ist, rät der Metzger von Lansing dringend, sie so spät wie möglich aus ihrem warmen Wasserbad zu holen und "auf gar keinen Fall gleichzeitig, sondern eine nach der anderen."
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Folge 127: Wurstgeschäfte mit Amerika
[Dahoam is Dahoam]
