Modul 3R    Schmerz Autor: Paul Flecknell
Erkennen von postoperativen Schmerzen bei Tieren? A A A
Diese Einführung in die Schmerzerkennung bei Tieren macht auf die möglichen Schwierigkeiten aufmerksam und ermöglicht es, eine adequate Schmerzlinderung nach Operationen bei Tieren und Versuchstieren anzustreben
Inhaltsverzeichnis
Warum Schmerz erkennen?
Es ist wichtig, dass nach einer Operation die Tiere eine genügend hohe Dosis eines geeigneten Schmerzmittels (Analgetikum) erhalten, um die Schmerzen zu lindern. Gleichzeitig muss eine Überdosierung verhindert werden, weil damit schädliche Nebeneffekte ausgelöst werden können.
Wie können wir Schmerzen bei Tieren erkennen?
Obwohl Schmerz zahlreiche Veränderungen im Körper und im Verhalten der Tiere auslöst, kann es sehr schwierig und zeitaufwendig sein, diese zu erkennen und zu messen.
Verhaltensänderungen als Mass für Schmerz
Die am häufigsten verwendete Methode zum Erkennen von Schmerz beruht auf Beobachtungen des Verhalten und der äusseren Erscheinung der Tiere.
Erkennen von Schmerz bei Nutztieren
Von Nutztieren, welche schmerzhaften "Routine" Eingriffen unterzogen worden sind, wie z.B. das Stutzen von Schwänzen oder Kastrationen, lernte man, wie Tiere sich bei Schmerzen verhalten.
Schmerzerkennung bei Hunden und Katzen
Studien bei Hunden und Katzen zeigten, dass allein durch das Beobachten des Verhaltens, die Wirksamkeit und die optimale Dosis eines Schmerzmittels beurteilt werden kann.
Schmerzerkennung bei Labortieren
Die Wirksamkeit und Sicherheit eines Schmerzmittels für den Gebrauch beim Menschen wird zuerst an Versuchstieren gemessen. Daraus folgt, dass wir gute Methoden haben müssen, um den Schmerz gut zu erfassen. Wäre dem nicht so, wie könnten wir denn sonst die Wirksamkeit zuverlässig messen?
Schmerzen erfassen im Experiment: einfach und schnell
Obwohl zahlreiche verschiedene, durch Schmerz verursachte Verhaltensänderungen beschrieben wurden, sind nur wenige brauchbar, um in der Praxis den Schmerz bei Versuchstieren quantitativ zu beschreiben.
Und was ist mit andern Spezies?
Wenn es uns gelingt, bei Nutztieren und Labortieren den postoperativen Schmerz mit Hilfe von definierten Kriterien zu erfassen, dann sollte dies auch für andere Spezies möglich sein.
Verstecken von Schmerz
Schmerz bei Kanninchen zu erkennen war eher erfolglos. Das Verhalten der Tiere zeigt eine grosse Variabilität. Mit grösster Wahrscheinlichkeit ist dies darauf zurück zu führen, dass Kanninchen versuchen keinen Schmerz zu zeigen, um nicht eine leichte Beute für die Raubtiere (auch für den Menschen?) zu werden.
Was kann ich dazu beitragen, um Schmerz bei meinen eigenen Versuchstieren zu erkennen?
Welches sind die nächsten Schritte um die Situation zu verbessern? Unsere Fähigkeit Schmerz zuverlässig zu erkennen ist für die meisten Spezies immer noch limitiert. Dies erschwert zwar die korrekte Beurteilung der optimalen Dosierung von Schmerzmitteln oder die Wirkung von Schmerz lindernden Massnahmen. Es hindert uns aber nicht daran, das Bestmöglichste für die uns anvertrauten Tiere zu tun.
Analgetika, schmerzstillende Medikamente
Von Analgetika wird allgemein angenommen, dass sie den Schmerz zum Verschwinden bringen. Dies ist aber eine zu vereinfachte Betrachtungsweise. Analgetika können an verschiedenen Stellen in der Reizleitung und Verarbeitung eingreifen.
Opioide als Analgetika im Tierversuch
Opioide sind Analgetika der Wahl bei mittleren und schweren Schmerzen. Ihre schmerzstillende Wirkung beruht auf einer direkten Interaktion mit Rezeptoren im zentralen Nervensystem. Sie besitzen auch eine gewisse Aktivität in peripheren Regionen.
Nichtsteroidale Antiphlogistika
Nichtsteroidale Antiphlogistika (engl. NSAIDs) sind Medikamente, mit antiphlogistischen, analgetischen und antipyrogenischen Eigenschaften. Sie reduzieren den Schmerz indem sie die Schmerz-Verstärkung unterdrücken.
Lokale Anästhetika und lokale Analgesie
Lokale Anästhetika unterbrechen die Weiterleitung der Reize in den Nervenfasern zum Rückenmark (afferente Reizleitung). Sie können somit eine komplette Analgesie in einem betroffenen Körperteil / Region bewirken.
Alpha-2 Adrenozeptor Agonisten und weitere Medikamente
Alpha-2 Adrenozeptor Agonisten wirken bei vielen Spezies als potente Analgetika. Allerdings geht damit eine dosisabhängige Sedierung der Tiere einher. Diese Kombination schränkt ihren Einsatz als Analgetika wesentlich ein.