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Ein Fußball-Piefke in Wien Weblog

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Es gibt kein Entkommen

Zwei Tage ohne Fußball. Für die einen eine Tragödie, für andere eine willkommene Rückkehr ins normale Leben. Doch der Versuch, dem Fußball zu entfliehen, kann nur scheitern.

epa Morgens Fußball, mittags Fußball, abends…natürlich Fußball. Die Gedanken kreisen um Ballacks Wade, um Schweinis Frisur und Jogis Zigarettenkonsum. Normalerweise. Doch nun liegen zwei Tage ohne Rasen, ohne Ball und ohne die elf deutschen Freunde vor mir. Jetzt heißt es: Frei sein. König Fußball macht eine Pause bis zum großen Finale. Dachte ich zumindest. Denn beim Streifzug durch Wien wird mir bewusst: Es gibt kein Entkommen.

Schon in der U-Bahn geht es los. Mein Blick streift die überdimensionalen Plakate eines deutschen Sportartikelherstellers, auf denen längst ausgeschiedene oder auf die Bank verbannte Spieler für ein neues Schuhmodelle werben, als eine Gruppe deutscher Fans die Bahn betritt. Woher ich das weiß? Nun ja, schwer zu identifizieren sind meine Landsleute nun wirklich nicht. Über den stattlichen Bierwampen spannt sich bei jedem ein Ballack-Trikot. Während der Fahrt erheitern sie sich gegenseitig mit "Ösi-Witzen", um danach mit einem kräftigen "Deutschlaaaaaand, olé, olé" die Bahn zu verlassen. Ja, das musste auch einfach mal gesagt werden.

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Stürmische Zeiten

Es sollte ein gemütlicher Abend werden. Fern vom Trubel der Fanmeile. Fußballschauen am Donaukanal. Stattdessen: Sturm, Bildausfälle - und Oliver Kahn als Kommentator?

APA Das zieht schon vorbei.“ Sehr optimistisch ist der Kollege, als wir am Ufer des Donaukanals sitzen. Vor uns die (viel zu kleine) Leinwand, über uns dicke, dunkle (und viel zu große) Wolken. „Vielleicht macht das Gewitter ja doch einen Bogen um uns“, meldet sich der Kollege einige Minuten später erneut zu Wort, als neben uns längst Blitze den Himmel erhellen und Donnergrollen aus der Ferne zu vernehmen ist. Der Kollege ist halt Optimist. Österreicher ist er auch und jubelt zu allem Überfluss lautstark auf, als die Türken in Führung gehen! Wo bitte bin ich hier gelandet?

Lange muss ich auf die Antwort nicht warten: Mitten im Regen. Denn nun ist es mit dem Freilufterlebnis vorbei. Die 30. Minute bricht an, als dicke Regentropfen uns vom Public Viewing vor den nicht mehr ganz so öffentlichen Fernsehbildschirm einer Gaststätte zwingen. Dem Wirt sieht man die Freude über die zusätzliche Kundschaft an, während sich bei mir der Frust breit macht. Zwar ist der Fernseher in dem Wirtshaus recht groß, was allerdings den Nachteil hat, dass man nun auch mehr sieht. Und sich fragt: Was kicken sich die Deutschen da eigentlich zusammen?

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Der Dämpfer

Die Österreicher sind ausgeschieden. Sportlich gesehen kein großer Verlust. Stimmungstechnisch dagegen schon.

Es raschelt und es knistert. Geisterstunde auf der Wiener Fanmeile. Als Schutz vor dem strömenden Regen werden Plastikumhänge an der Ringstraße ausgegeben. Ein Bild, das zur Stimmung passt.

Es ist der Tag nach dem Spiel zwischen Deutschland und Österreich. Ein zweites Cor…(das Wort wird nicht mehr ausgesprochen) gab es nicht, die Deutschen haben es mal wieder geschafft. Oder besser gesagt: sie haben es wieder irgendwie hingebogen. Grund zu großer Freude gab es deshalb auch bei den zahlreichen Gästen aus der Bundesrepublik nicht. Höchstens ein Gefühl der Erleichterung, das jetzt langsam durch eine Mischung aus Nervosität und Angst abgelöst wird. Nun geht es gegen Portugal. Auweia.

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Deutschland kapituliert vor Österreich

Es ist passiert. Die Ösis haben die Piefkes aus dem Wettbewerb gehauen. Oder ist es etwa doch nur ein Traum?

dave Ich schreie. Aber niemand hört mich. Kein Wunder. Das rhythmisch gegrölte „immer wieder, immer wieder“, übertont alles andere. Mitten auf der Wiener Fanmeile tanzen die Österreicher, sie schreien, sie umarmen sich. Noch immer blicke ich ungläubig auf den überdimensionalen Bildschirm. Der Kommentator des ORF hat sich noch immer nicht eingekriegt: „I werd narrisch, i werd narrisch“, ruft er ununterbrochen. Josef Hickersberger animiert die Zuschauer im Ernst-Happel-Stadion zur La Ola, während Jogi Löw niedergeschlagen auf der Bank sitzt und weint. Es ist wahr: Österreich gewinnt. Deutschland ist draußen. Aaaaaaaahhhhhhh.

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Europameister Österreich

Nach der Niederlage gegen Kroatien und dem Unentschieden gegen Polen ist Österreich schon Europameister. Glauben zumindest die Österreicher.

REUTERS Ich stehe inmitten Tausender Österreicher. Nein, inmitten Tausender künftiger Europameister. Ort des Geschehens: die Fanmeile im Herzen Wiens. Einiges musste ich hier in den vergangenen Minuten schon ertragen. Das höhnische Gelächter der Österreicher, als Kroatien den Deutschen zwei Treffer einschenkte. „Schade Deutschland, alles ist vorbei“, sangen sie. Doch noch mehr traf mich die Gruppe von Kroaten, die neben mir gerade die Europameisterschaft im Biertrinken eröffnete. „Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen“, lallten sie im gebrochenen Deutsch, brauchten gefühlte zehn Minuten, um nach dem Spiel ihre Fahne unfallfrei zu entfalten. Als das endlich vollbracht war (natürlich hielten sie das gute Stück verkehrt herum), verbrüderten sie sich mit einer Gruppe von polnischen Anhängern, die sich ebenfalls über die deutsche Niederlage freute. Komisch.

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Martyrium Public Viewing

Der Leibesvisitation folgen die Ohrenschmerzen. Und dänische Plörre für 4,50 Euro - das ist ohnehin eine Frechheit.

Ich bin bis an die Zähne bewaffnet. Selbst Kampfmaschine John Rambo würde wohl beim Blick in meinen Rucksack Reißaus nehmen. Die Angst flackert auch in den Augen des Ordners am Eingang des offiziellen Public Viewing-Bereichs. Mein Schlüsselbund – ein Wurfgeschoss. Der Kugelschreiber – eine gefährliche Stichwaffe. Und erst die (winzige) Wasserflasche - Säure, nein, schlimmer noch: womöglich Flüssigsprengstoff.

Einst schützen dicke Mauern und Befestigungsanlagen Wien vor den Angriffen der Türken. Nun schützen kilometerlange Metallzäune und Heere von Ordnern die Fanmeile im Herzen der Stadt. Wer in den geschützten Bereich will, muss sich einer Leibesvisitation unterziehen. Und eine Menge abkönnen.

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Lukas Podolski: Krasse Tore und derbe Sprüche

Gegen die Polen traf er zweimal. Doch besitzt Lukas Podolski nicht nur wegen seiner Tore Kultstatus.

Man muss ihn einfach mögen, ja, man kann ihn geradezu lieben. Kaum ein anderer Spieler der deutschen Nationalmannschaft sorgt so vehement für Jubelstürme und Heiterkeit wie Lukas Podolski. Wenn er spricht, dann radebrechend. Wenn er trifft, dann mit Schmackes.

„Nein, ich denke nicht vorm Tor, das mach ich nie.“ „Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel." „Wir müssen jetzt die Köpfe hochkrempeln. Und die Ärmel natürlich auch.“ Es sind Sätze wie diese, die Podolski in diversen Interviews zum Besten gab und die ihn auch jenseits des Fußballstadions bekannt machten. Ehrlich, oft verwirrend und vorgetragen im derbsten Kölsch. Kabarettist Jan Böhmermann setzte Podolski mit der beliebten Radiositcom „Lukas’ Tagebuch“ ein Denkmal. Hier beendet Lukas jeden Satz mit einem herzlichen „nä“ oder „Vollidiot ey“, erzählt von den Erlebnissen mit Kumpel „Schweini, der Basti Schweini“ und den Trainingseinheiten mit dem „Jogi“.

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Ballack: Deutschlands Motor

Erst verletzt, dann geköpft, nun siegeshungrig.

Okay, die polnischen Zeitungen hauen mächtig auf den Putz. „Leo, bring uns ihre Köpfe“, titelte jüngst der Super Express und illustrierte diese Forderung mit einem Bild von Trainer Leo Beenhakker. In seinen Händen: die abgetrennten Häupter von Michael Ballack und Joachim Löw. Geschmacklos? Ja, zumindest in dieser Form der Aufmachung. Aber vielleicht steckt doch so etwas wie Respekt, vielleicht sogar gehöriger Bammel der Polen hinter der Kampagne. Denn warum musste ausgerechnet Ballack seinen Kopf verlieren? Warum nicht Frings, warum nicht Schweinsteiger, warum nicht Lehmann? Ganz einfach: Ballack ist Deutschlands einzig wahrer Star.

Nicht jeder in Deutschland mag Ballack, manch einer hält ihn gar für arrogant. Doch den Respekt der Fußballfans, den hat Ballack sicher.

31 Jahre ist er inzwischen alt, seine Sammlung an Titeln ist beachtlich. Die an verlorenen Finalspielen ebenso. Überragender Deutscher war er bei der WM 2002, fehlte aber wegen einer Gelbsperre im Finale gegen Brasilien (0:2). Vier Jahre später war er Teil des deutschen „Sommermärchens“, erzielte allerdings kein Tor im Verlauf des Turniers. Und dazwischen? Na ja, über die EM 2004 hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens, denn nicht nur Ballack blieb weit unter seinen Möglichkeiten.
Der wird sich dort niemals durchsetzen, hieß es 2006, als Ballack von München nach Chelsea wechselte. Doch Ballack setzte sich durch. Und er meisterte die wohl bitterste Zeit im Leben eines Fußballprofis - eine mehrmonatige Verletzungspause. Wieder genesen spielte er eine überragende Rückrunde, die nach der dramatischen Champions-League-Finalniederlage allerdings in einem Meer von Tränen endete. Doch Rückschläge ist Ballack gewohnt. Und eben diese Rückschläge machen ihn stärker, wie man nach dem Champions-League-Debakel im Test gegen Serbien erneut sehen konnte. Der Kapitän verwandelte einen Freistoß zum 2:1 und bereitete den Ausgleich vor. Eine starke Leistung.

Effektiv im Angriff, sicher in der Defensive – nicht umsonst erklärte Chelseas Trainer José Mourinho Ballack zum besten Mittelfeldspieler der Welt. Und gegen Polen sollte die Nummer 13 besonders heiß sein. Denn welch bessere Motivation kann es geben, als den eigenen Kopf abgetrennt in einer Zeitung zu sehen?

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Deutschland bereitet sich vor

Nicht nur in Österreich und der Schweiz bereitet man sich auf die EURO vor. In allen Teilnehmer-Ländern wächst die Fußball-Erregung. So auch in Deutschland.

Die Ramschläden machen wieder mobil. In den Innenstädten des Ruhrgebiets stapeln sich Fahnen, Gesichtsschminke, Badelatschen und abwaschbare Tattoos in den Regalen der Euro-Shops. Schwarz rot gold wohin man blickt. In Zeitungsanzeigen werben Kaufhäuser bereits mit EM-Angeboten, statt Aktenstapeln und Pokämon-Karten werden in Büros und auf Schulhöfen derzeit fleißig die Sticker für das aktuelle Panini-Klebealbum getauscht und die ersten (unglaublich schlechten) EM-Songs versuchen sich am Einstieg in die Charts. Keine Frage: Der Handel baut auf die Vorfreude der Deutschen - und die Erinnerungen an die WM 2006.

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Foto vom Autor Björn Goldmann Der deutsche Sport-Journalist Björn Goldmann betrachtet das EURO-Geschehen mit WM-geschultem Auge.

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