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Jahrmarkt Cannes

Brangelina, Kung-Fu-Tierchen und die Russenfete.

Jack Black, der Kung Fu-Panda Po und Angelina Jolie Dreimal rund: Jack Black, der Kung Fu-Panda Po und Angelina Jolie DruckenSenden


Cannes hat mich wieder. Da war man erst ein einziges Mal da und doch fühlt es sich an, als ob man die hübsche Kleinstadt mit kurzfristig großer Filmdichte schon ewig kennen würde. Das mag auch daran liegen, dass sich die beruflichen Wege wenig ändern. Und möglicherweise auch daran, dass man schon am Flughafen auf die üblichen Verdächtigen aus Österreich trifft (voriges Jahr war es noch Mickey Rourke – hat das etwas zu bedeuten?). Nach Inbetriebnahme der kleinen, abgewohnten sagen wir mal "Villa" in Super Cannes und einer ersten Runde via Croisette, Film-Markt und durch das Palais des Grauens kann es also losgehen. Das berühmte Palais du Festival wurde nämlich in den architektonisch bekanntlich nur mäßig wertvollen Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts gebaut und bekam von den französischen Festivalbesuchern sofort den liebevollen Spitznamen "Le Bunker". Eine Kollegin aus Bulgarien erklärte, sie fühle sich im Palais wie zuhause, es erinnere sie so sehr an die heimatliche größenwahnsinnige und verlebte Diktaturen-Architektur. Das Palais du Festival versprüht also den Charme eines vierstöckigen Volkshaus Dornach mit Rolltreppen und man braucht schon mal eine Weile, um alle Filmsäle, Schleichwege und Lifte zu kennen. Besonders spannend wird die Angelegenheit durch die rigorose Absperr- und Umleitungspolitik während der großen Filmgalas am Abend – sollte also in ein paar Jahrzehnten beim Abriss der baulichen Monstrosität eine mumifizierte Online-Journalistin gefunden werden (erkennbar durch den Kabelsalat für Aufnahmegerät, Kamera und PC in ihrer Handtasche) – ich bin’s.

Blinde & Pandas

Die Sache mit den üblichen Verdächtigen lässt sich heuer übrigens auch auf die anwesenden Stars umlegen. Nach dem Eröffnungsfilm "Stadt der Blinden" – einhellig für mäßig befunden – waren gestern Angelina Jolie und Brad Pitt angesagt. Die sahen letztes Jahr deutlich besser aus, was auch daran liegen mag, dass George Clooney neben ihnen am roten Teppich herumblödelte. Lucy Liu löste jedenfalls größeres Fan-Getöse aus als Brangelina – der dicke Winzling Jack Black ebenfalls. Und alle waren eigentlich nur da, um den Film Kung Fu Panda zu bewerben, einen Animationsfilm, bei dem sie ihre Stimmen flauschigen Kampfsporttieren leihen. Ein Film, der also nur aus Marketing-Gründen hier vertreten ist. Eher nur indirekter Starfaktor – es gilt also weiterhin, auf Penélope Cruz und ihren hübschen Javier Bardem zu warten. Gewartet wird derzeit hier leider im Regen – es hat also nichts geholfen, den gepunkteten Schirm mitzunehmen und dabei ist Schirm dabei haben sonst immer die allerbeste Regen-Prävention.

Reiche Russen

Sachen gibt’s, die sieht man normalerweise nur im Kino. Aber der Jahrmarkt Cannes hält schon, was er verspricht. Während also für große Angeber-Partys Feuerwerke erstrahlen, reicht das für die russische Party noch lang nicht. Die fand gestern in einer Villa am Ende der Bucht von Cannes statt, mit Live-Auftritt von Miss Kittin – mit rigoroser Unterteilung von VIPS und Nicht-VIPS. Ein Club, vor dem Hummer-Limos Schleifen fahren und gelbe Spielzeugautos mit sich nach oben öffnenden Türen von livrierten Menschen eingeparkt werden, in dem an den Tischen nur Grey Goose-Vodka und allenfalls Red Bull inhaliert wird.
Und dort hab ich sie auch zum ersten Mal in meinem Leben gesehen – die Mädchen aus den Musik-Videos, es gibt sie wirklich. Zwischen potentiell reichen und definitiv wenig geschmackssicheren Russen treiben sie sich herum, perfekte Figur, alle Haut-und Haarfarben, herrlich wenig Stoff am Leib, immer lächelnd, immer interessiert, fast immer zu zweit. Schon beim Anstellen vor der Party ein großartiges Exemplar á la Angelina für (sehr) Arme. "Ich weiß nicht, warum die normalen Leute sich immer so aufregen, dass man sich anstellen muss. In Hollywood schafft man es auch nicht sofort". Allein schon die Parallele zwischen Hollywood und Partybesuch war etwas suspekt – die Frau mit den auffälligen Pupillen benützte zudem den Ausdruck "common people" für alle, die ihr zu minder waren. Dabei hätte sie den Nachmittag mit einem "engen Freund" verbracht, auf seiner Jacht, er sei Produzent und besitze fünf Millionen Dollar. There’s no business like showbusiness…

PS: Ja, ich war auch im Kino. Mehr dazu demnächst.


1 Kommentar zu "Jahrmarkt Cannes"
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  1. Romana s.

    Ein Beitrag zu einem großen Festival abseits des name-droppings der ohnehin sattsam bekannten, eingeflogenen VIPs ... großartig!

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Artikel vom 16.05.2008, 18:23 | KURIER | Julia Pühringer

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