Von Michael Westerhoff
"Die Luftfahrt wird die letzte Branche sein, die sich vom Öl trennt", prophezeit Prof. Jeschke von der RWTH Aachen. Doch auch diese Industrie sucht nach Möglichkeiten, die hohen Kerosin-Kosten zu senken.
Laute Turbinen drehen sich in einer 2.500 Quadratmeter großen Halle. An acht Prüfständen forscht das Institut für Strahlenantrieb der RWTH Aachen mit 20 Mitarbeitern an den Turbinen der Zukunft. "Fünf Prozent Kerosin-Ersparnis sind auf jeden Fall noch drin", verspricht Institutsleiter Prof. Peter Jeschke. Hier wird Forschung für den deutschen Triebwerkshersteller MTU betrieben, der auch den Airbus A380 bestückt.
Während die Auto-Industrie noch vom drei-Liter-Auto träumt, ist sie bei Flugzeugen schon Realität. Denn so werden Maschinen genannt, die drei Liter Pro Passagier auf 100 Kilometern verbrauchen. Auch dank der Forschung in Aachen. "Der A380 braucht nur 2,9 Liter", erzählt Jeschke. "Die Luftfahrt-Industrie reduziert schon seit Jahrzehnten den Spritverbrauch." In den letzten 30 Jahren ist er um 20 Prozent gesunken. Jetzt ist allmählich das Ende der Möglichkeiten erreicht.
Vor alternativen Kraftstoffen warnt Jeschke allerdings: "Bei der Luftfahrt geht es auch immer um Betriebssicherheit. Der zu geringe Reinheitsgrad von Bio-Sprit ist ein großes Problem." Zudem seien größere Tanks notwenig, das mache den Spareffekt wieder zunichte. Jeschke ist deshalb überzeugt: "Erst wird alles am Boden umgestellt, dann folgt vielleicht einmal die Luftfahrt."
Tatsächlich wird bislang nur in einem einzigen Land der Welt ohne Kerosin geflogen: In Südafrika - eine Folge des Öl-Boykotts während der Apartheid. Notgedrungen haben die Machthaber auf ein Kohle-Verflüssigungs-Verfahren zurückgegriffen, das 1923 in Mülheim an der Ruhr von den Forschern Franz Fischer und Hans Tropsch entwickelt wurde. Während der Ölkrise der 70er wurden auch in Deutschland entsprechende Versuchsanlagen gebaut. Bis in die 80er-Jahre stand ein solches Labor in Bottrop, das aber als letztes von 14 Anlagen wegen sinkender Ölpreise und damit auch geringerer Nachfrage geschlossen wurde.
Weil es auf absehbare Zeit keine Alternative zum Kerosin gibt, suchen die Fluggesellschaften nach anderen Spar-Möglichkeiten. Die Lufthansa will beispielsweise dem Sprit Bio-Kraftstoffe beimischen. Schrittweise bis 2020, allerdings maximal zehn Prozent und das auch nur, wenn Bio-Sprit zu akzeptablen Preisen erhältlich ist. "Wir wollen nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion treten", sagt Peter Schneckenberger von Lufthansa, "deshalb wollen wir mit Öl, das aus Algen gewonnen wird, fliegen." Bislang hat es allerdings nicht einmal Testflüge mit Algen gegeben.
Auf die Algen will der Kölner Billigflieger Germanwings nicht warten. Er hat in diesen Tagen ein großes "Flugzeug-Entrümpelungsprogramm" gestartet. "Wir haben festgestellt, dass allein der Papierschutz auf den Kopfstützen jährlich bis zu 15.000 Liter Kerosin frisst", berichtet Unternehmenssprecher Heinz-Joachim Schöttes. Bis zu 200 Kilo Gewicht sollen Germanwings-Maschinen verlieren. Gut möglich, dass selbst das Bordmagazin demnächst am Boden bleibt.
So dreht eine ganze Branche derzeit an vielen kleinen Stellschrauben, um Verbrauch und CO2-Ausstoß zu verringern. Auch das Aerodynamik-Institut der RWTH Aachen ist daran beteiligt. Durch bessere Strömungswerte könnten nach Experten-Meinung weitere 20 Prozent Treibstoff eingespart werden. Der große Wurf lässt allerdings weiter auf sich warten. Frühestens 2030 kommt das Ein-Liter-Flugzeug, meint Peter Jeschke.
Da werden doch Äpfeln mit Birnen verglichen: Rechnet man, wie es im Flugzeugbau üblich ist mit Verbrauch auf 100km "pro Person", dann verbraucht ein drei Liter Auto auf 100km nur 0,75 Liter (bei vier Personen). Andersherum verbraucht ein A380-800 im Vollbesetzten Zustand (mögliche 853 Personen) auf 100km knappe 2500 Liter!
Immer wieder das Argument mit den Hungernden.... Wir haben immer noch massenhaft Brachflächen in der Landwirtschaft, warum baut darauf keiner irgendwas für die Hungernden an ? Weil's keiner bezahlen will! Für stillgelegte Ackerflächen gibt's immerhin Zuschüsse von der EU....
wenn es stimmt, dass ca 40% in Europa und 70% des Ölverbrauchs der USA dem Verkehr geschuldet wird, dann dürfte jedem klar sein, wo die Ideenschmiede anzusetzen ist. 3l/Passagier und 100Km hört sich noch nciht überzeugend an und scheint die Kurzstrecken vom Himmel zu holen im Vergleich zur Bahn und selbst Auto im Urlaub mit 4 Personen. Einzig die Vermutung, dass Boing und EADS noch keinen Gedanken an Alternativen verschwendet haben, dürfte diesen Verbrauch hochjubeln
Was ist denn mit dem Gas?
Geht zu Fuss!
Stand: 11.07.2008, 06:00 Uhr
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