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ICE-Unfall: Zwei Griffe zur Notbremse

Nach der Entgleisung weiter Störungen im Bahnverkehr

Der in Köln entgleiste ICE ist wohl durch zwei Notbremsen gestoppt worden. Das bestätigte die Kölner Staatsanwaltschaft am Dienstag (15.07.08). Danach griffen sowohl ein Reisender als auch ein Zugbegleiter ein. Offene Fragen gibt es jedoch immer noch.

Eine Hand zieht an der Notbremse; Rechte: WDR/GiessenBild vergrößern

Zwei Mal gezogen

Die Frage, ob es ein Reisender oder ein Bahnangestellter war, der die Notbremse zog, hatte in den vergangenen Tagen zu widersprüchlichen Aussagen geführt. Mehrere Mitreisende sind sich sicher, dass es ein Fahrgast war, der den Notstopp einleitete. Die Bahn dagegen erklärte, "dass der ICE 518 durch das Personal am vergangenen Mittwoch um 16.11 Uhr bei der Ausfahrt aus dem Kölner Hauptbahnhof gestoppt und somit möglicher Schaden abgewendet wurde".

Die Staatsanwaltschaft in Köln geht inzwischen davon aus, dass beide Versionen stimmen. Denn wie ein Sprecher dem WDR gegenüber bestätigte, griff sowohl ein Mitreisender als auch ein Zugbegleiter zur Notbremse, wahrscheinlich fast gleichzeitig. Außerdem habe es sich auch bei dem Reisenden um einen Bahnmitarbeiter gehandelt, der jedoch nicht im Dienst war. Nähere Einzelheiten wollte die Staatsanwaltschaft nicht nennen.

Zeugen berichten von zwei Notbremsungen

Entgleister ICE in Köln; Rechte: WDR/StriewskiBild vergrößern

Der entgleiste ICE in Köln

Inwieweit Zugbegleiter zunächst Warnungen ignorierten, ist damit noch nicht geklärt. Der Fahrgast Walther Fritsch erklärte dem WDR, er habe gleich beim Anfahren des Zuges gemerkt, "dass ein Rad über die Schwellen rumpelte." Dann habe er dem vorbeikommenden Zugbegleiter zugerufen, dass der Zug entgleist sei. Der habe aber nichts unternommen. "Dann kam zum Glück dieser Fahrgast und zog diese Notbremse."

Ein anderer Augenzeuge, Lothar Wehling, beobachtete dagegen die Bremsung durch einen Zugbegleiter. Zwei in seiner Nähe stehenden Zugbegleitern sei "sofort dieses große Gerumpel" bei der Ausfahrt aufgefallen. "Mensch, zieh die Notbremse", habe daraufhin der eine zum anderen gesagt. Kurz darauf, so Wehling zu WDR.de, habe der ICE mit einem Ruck gestoppt.

Sorgte Dienstanweisung für verzögerte Notbremsung?

Eine weitere Frage ist bislang unbeantwortet: Bei WDR.de meldete sich ein Bahnmitarbeiter, der ungenannt bleiben wollte, und berichtete von einer internen Richtlinie der Deutschen Bahn. Danach muss ein Bahnangestellter vor einer Notbremsung über die Sprechanlage "Kontakt mit dem Triebfahrzeugführer" aufnehmen. Der wiederum hätte zuerst Rücksprache mit der für den Gleisabschnitt zuständigen Bezirkszentrale halten müssen, bevor dann ein Notstopp veranlasst worden wäre.

Ob eine solche bahninterne Anweisung, die im Ernstfall eine enorme Zeitverzögerung bis zur Notbremsung bedeuten würde, tatsächlich existiert, wollte ein Sprecher der Deutschen Bahn weder dementieren noch bestätigen. "Wenn es sie gibt, ist sie nicht öffentlich", so Jürgen Kornmann zu WDR.de. Bislang habe man aber kein Fehlverhalten der Mitarbeiter feststellen können: "Wir haben geprüft, ob sie sich untereinander ausgetauscht haben, und das haben sie."

Intervall für Sicherheitsprüfung wird geändert

Ein einfahrender ICE; Rechte: WDRBild vergrößern

Bahnverkehr "weitgehend planmäßig"

Am Mittwoch (09.07.08) war ein ICE der modernsten Baureihe 3 bei der Ausfahrt aus dem Kölner Hauptbahnhof mit einer gebrochenen Achse aus den Gleisen gesprungen. Die daraufhin erfolgte Überprüfung aller 67 Züge gleicher Bauart hatte in den vergangenen Tagen zu teils erheblichen Einschränkungen im Bahnverkehr geführt. Auch wenn bei dem Sicherheits-Check bislang keine Mängel festgestellt wurden, hat die Bahn erste Konsequenzen gezogen: Künftig sollen Fahrzeuge der Baureihe 3 nicht mehr nur alle 300.000 Kilometer, sondern alle 60.000 Kilometer überprüft werden.

Eingeschränkter ICE-Verkehr bis Freitag

Die Bahn rechnet damit, dass sie die Überprüfung ihrer ICE-3-Flotte bis Freitag (18.07.08) abschließen kann. Bis dahin ist vor allem in Westdeutschland mit weiteren Behinderungen im Fernverkehr zu rechnen. Die ICE-Linie Amsterdam - Frankfurt verkehrt nur zwischen Amsterdam und Köln. Weil die Bahn außerdem auf verschiedenen Strecken die Waggonzahl halbierte, um andere Strecken bedienen zu können, müssen sich Reisende auf überfüllte Abteile einstellen. Wer durch die Zugverkürzungen seine Reservierung einbüßt, erhält die Gebühr zurück.

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Kommentare zum Thema: 42

  • Nico schrieb am 16.07.2008, 19.58 Uhr:

    Schlimm ist eigentlich nur, dass solcher Art Ereignisse immer die gleichen Mechanismen in der Reaktion der Menschen auslöst. Da sprechen Menschen plötzlich von Dingen, die sie weder verstehen noch einschätzen können und basieren ihre vagen Theorien und ihr Halbwissen auf der allg. Polemik der die Bahn sondersgleichen ausgesetzt ist. Verspätungen werden mit Inkompetenz gleichgesetzt. In Falle eines Unfalles dann auf diese Inkompetenz verwiesen. Armes, ganz ganz armes Deutschland. Und zuletzt wird, sofern das Thema durch den Einzelnen nicht durchdrungen werden kann, eine Verschwörungstheorie produziert, die dann in letzter Instanz "beweist", dass allen Entscheidungsträgern klar war, das die Achse bricht, es aber aus Profit- und Machtgier ignoriert wurde. Schöne neue Welt!

  • befremdlich schrieb am 16.07.2008, 17.13 Uhr:

    Warum wird wegen eines entgleisten Zuges so ein Wind gemacht? Wieviele Abermillionen KM sind die Züge in Deutschland seit Eschede gefahren ohne dass auch nur irgendein Unfall passiert ist? Ist das nicht ein Zeichen für Sicherheit? Für mich schon. Das wird nun vergessen, nun ist eine Achse eines ICE gebrochen, nun hat man Gelegenheit auf die Bahn draufzuhauen, das ist in Deutschland ein beliebtes Spiel. 82 Millionen Deutsche wissen alles besser und können alles. Nur wirkliches Fachwissen, das haben nur wenige, und genau darauf kommt es an.

  • Mattes schrieb am 16.07.2008, 15.41 Uhr:

    @ge: hahaha, na du bist ja ein ganz lustiger Mensch. Köstlich, was du da für einen Blödsinn geschrieben hast! @Christoph: Glaub ich nicht, dass die Bahnliebhaber in der Mehrzahl sind, sonder eher, dass die BILD-Leser hier eingesehen haben, dass sie mit ihrer unsachlichen Panikmache gegen nüchterne Fakten nicht mehr weit kommen... Wenn ich aber hier sowas lese wie "Das Material taugt nichts für schnelle Züge" oder "es wird an der Sicherheit gespart", dann sind die BILD-Leser unter uns aber immernoch vertreten...

  • Christoph schrieb am 16.07.2008, 15.30 Uhr:

    Ja wie jetzt, sind nun etwa die Bahnliebhaber in der Mehrzahl ? Ach ja, die Entgleisung ist ja schon eine Woche her und damit langweilig, und die Bild-Leser haben jetzt sicher schon die nächste Riesenschlagzeile zum Fraß vorgeworfen bekommen...

  • QM schrieb am 16.07.2008, 14.52 Uhr:

    Na gut, dann lassen wir eben bei allen technischen Konstruktionen Sicherheits- und Qualitätsaspekte mal völlig außen vor (ist sowieso alles nur Hysterie). Wenn alles gut geht, prima (spart auch Geld). Wenn nicht, zucken wir einfach nur mit den Achseln und sagen "Shit happens." /sarkasmus off/


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Stand: 15.07.2008, 11:47 Uhr



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