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FINANCIAL TIMES DEUTSCHLANDFINANCIAL TIMES DEUTSCHLANDAlles über Konjunktur und Economics
09.12.2007 15:06
       Wirtschaftswunder    ftd.de  

Monetary Thursday

 
Das Logbuch aus der Welt der großen Notenbanken. An dieser Stelle schreiben aus Frankfurt Mark Schieritz und Mark Schrörs, die FTD-Experten für alles, was Notenbanker tun und nicht tun. Donnerstags gibt es das Wochen-Update zu den jüngsten Gerüchten um Personalien, Zinsentscheide, Streits mit Regierungen oder Wechselkurstrends.

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Lasst den Dollar fallen

14. November 2007 10:59 Uhr
Mark Schieritz
Die Zentralbanken sollten die Abwertung des Greenback nicht aufhalten – denn sie ermöglicht einen dringend nötigen Strukturwandel in der Weltwirtschaft

 

Die Abwertung des Dollar ist der wahrscheinlich gravierendste Trend in der jüngeren Geschichte der Weltwirtschaft. Der Greenback hat seit 2000 gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner 36 Prozent verloren, gegenüber dem Euro gab er um 43 Prozent nach.

 Das ist eine gewaltige Verschiebung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Sie beeinflusst allmählich die politische Diskussion. Japans Premierminister Yasuo Fukuda droht Interventionen am Devisenmarkt für den Fall an, dass der Yen weiter zulegt. Die Finanzminister der Euro-Zone wollen die Chinesen dazu bringen, ihre Währung aufwerten zu lassen – in der Hoffnung, dass dieser Schritt Druck vom Euro nimmt. Und viele Schwellenländer stemmen sich mit strengeren Vorschriften für den Kapitalverkehr gegen ausländische Zuflüsse, die die Währung nach oben treiben.

Für die Amerikaner ist die Abwertung des Dollar hilfreich – sofern sie nicht in einen regelrechten Crash ausartet, der den Finanzmarkt zusammenbrechen lässt. Die Krise am Immobilienmarkt bremst den Konsum und raubt der Konjunktur damit ihre bislang wichtigste Stütze. Wenn Wachstum und Beschäftigung einigermaßen stabil gehalten werden sollen, muss der Nachfrageausfall ausgeglichen werden. Die Dollar-Abwertung kann dies leisten, weil die schwächere Währung den Export ankurbelt.

Für den Rest der Welt ist die Lage weniger angenehm, weil die Exportwirtschaft leidet. Eine Aufwertung des Euro um knapp 50 Prozent bedeutet ja nichts anderes, als dass sich europäische Waren in den Vereinigten Staaten um eben diesen Prozentsatz verteuern. Schon häufen sich die Klagen von Unternehmen, die um ihre Marktanteile in den Vereinigten Staaten fürchten.

Die Frage ist, wie die Welt mit dieser Situation umgeht. Eine Variante ist es, sich gegen den Kursverfall des Greenback zu stemmen – mit Interventionen am Devisenmarkt oder eben Kapitalkontrollen. Das ist theoretisch ein gangbarer Weg. Interventionen, zumal wenn sie international abgestimmt sind, können durchaus erfolgreich sein.
Doch ob diese Strategie sinnvoll ist, darf bezweifelt werden. Wenn sie die Unterstützung aus dem Export nicht erhält, könnte die amerikanische Wirtschaft in eine tiefe Rezession abgleiten. Europäer und Japaner können sich dann zwar rühmen, die Amerikaner am Devisenmarkt geschlagen zu haben. Ob das allerdings der Exportwirtschaft hilft, ist offen. Denn wenn die US-Bürger knapp bei Kasse sind, weil die Arbeitslosigkeit steigt, werden sie weniger Waren aus dem Ausland kaufen – auch wenn diese, in Dollar gerechnet, erheblich billiger sind.

Vielversprechender ist deshalb Variante zwei: Der Rest der Welt akzeptiert eine gewisse Abwertung des Dollar und sorgt dafür, dass sich die Wirtschaft an die neue Lage anpassen kann. Insbesondere in den bislang stark exportorientierten Ländern wie Deutschland und Japan müssten die inländische Nachfrage und der Konsum eine gewichtigere Rolle spielen. Das bedeutet, dass die Europäische Zentralbank mit Zinserhöhungen vorsichtig sein muss und dass die Regierungen von Maßnahmen Abstand nehmen sollten, die den Exportsektor ankurbeln und den privaten Verbrauch belasten. Dazu gehört eine Anhebung der Mehrwertsteuer.

Solange nicht Mars oder Mond als Handelspartner zur Verfügung stehen, ist es nun einmal so, dass nicht jedes Land auf der Erde zugleich einen Überschuss in der Handelsbilanz erzielen kann. Bislang haben die Amerikaner die Waren von Staaten wie Deutschland – das 2006 ein Rekordplus im Außenhandel erwirtschaftete – aufgenommen. Das zeigt sich in dem enormen Leistungsbilanzdefizit der USA. Da dieser Fehlbetrag früher oder später sinken muss, muss ein anderes Land seine Überschüsse abbauen und vielleicht sogar ein Defizit zulassen – auch wenn das in Deutschland, wo eine positive Handelsbilanz als Zeichen nationaler Stärke gesehen wird, schwer zu vermitteln ist.

Natürlich hat auch China eine Rolle bei der Anpassung zu spielen. Das Land weist ebenfalls einen Handelsbilanzüberschuss auf. Und die Europäer werfen Peking zu Recht vor, diesen Überschuss aufzublähen, indem der Renminbi künstlich niedrig gehalten wird. Nur hat sich die deutsche Politik von der chinesischen in den vergangenen Jahren nicht allzu sehr unterschieden. China hat seine Währung an den Dollar gekoppelt und damit eine Aufwertung der Währung verhindert, Deutschland hat Kosten gekürzt und indirekte Steuern gesenkt, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen – ökonomisch macht das keinen großen Unterschied.

Die Weltwirtschaft hat lange vom amerikanischen Konsumboom profitiert. Es war klar, dass sich die Gewichte irgendwann verschieben müssen. Jetzt ist es so weit. Aufgabe der Zentralbanken und Finanzministerien ist es zu gewährleisten, dass dies mit möglichst geringen Verwerfungen einhergeht. Das schließt Deviseninterventionen ein, die nötig werden können, um Übertreibungen an den Märkten zu bekämpfen. Aufhalten sollen die Behörden den Prozess nicht.

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