Schwache US-Einzelhandelszahlen haben die europäischen Märkte nur vorübergehend belastet. Stattdessen kam bei den Anlegern neue Hoffnung auf eine baldige Rettung von Lehman Brothers auf. Die Postbank erlebte nach dem Einstieg der Deutschen Bank eine fulminante Talfahrt.
Der Dax gewann 0,9 % auf 6234 Zähler und kehrte damit im späten Handel nach leichten Verlusten am Nachmittag wieder in die Gewinnzone zurück. Die übrigen europäischen Leitindizes legten kräftiger zu: Der Stoxx 50 gewann 1,8 %, der Pariser CAC 40 und der Londoner FTSE 100 steigen um 2 und 1,9 %.
Hoffnungen auf einen Verkauf der ums Überleben kämpfenden US-Investmentbank Lehman Brothers waren das bestimmende Thema an den Märkten: Das Unternehmen soll mit Vermittlung der US-Notenbank Fed und der Regierung komplett verkauft werden. Das könne weitere Verwerfungen durch die Finanzkrise verhindern, hoffen Marktteilnehmer. Als mögliche Käufer wurden unter anderem die Bank of America und Barclays genannt.
Am Nachmittag hatten sich die europäischen Märkte wegen schwacher US-Konjunkturdaten noch der Verlustzone genähert. In den USA war der Umsatz im US-Einzelhandel im Vergleich zum Vormonat um 0,3 % gesunken. Analysten hatten ein Plus von 0,2 % vorhergesagt. Die Umsätze im Einzelhandel gelten als wichtiger Indikator für die weltgrößte Volkswirtschaft.
Auf dem Frankfurter Parkett hielt die Aktie der Postbank die Händler in Atem: Nachdem das Papier im frühen Handel deutlich positiv tendiert hatte, stürzte es nach der Meldung der Übernahme durch die Deutsche Bank bis zu 14 % von ihrem Höchststand ab. Am Handelsende stand ein Verlust von 6,3 % zu Buche. Viele Anleger hatten spekuliert, dass der Käufer im Zuge des Geschäfts ein Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre abgeben müsste. "Die Postbank wurde in den letzten Wochen ständig durch Übernahmegerüchte getrieben, das hat heute zu Gewinnmitnahmen geführt", sagte Markus Rohmann von der Schnigge Wertpapierhandelsbank. Insgesamt könne sie von der Übernahme jedoch profitieren.
Die Übernahme drückte auch die Aktien der Deutschen Bank um 2,5 % nach unten. Händler waren der Meinung, das Geldinstitut habe mit 57 Euro pro Aktie zu tief in Tasche gegriffen. Das Papier der Postbank schloss den Handel bei knapp 43 Euro ab. Das sorgte indes für Freude bei der Deutschen Post, deren Titel mit einem Plus von 2,8 % größter Gewinner im Dax waren.
Auch die Versorger erlangten die Gunst der Anleger: Eon und RWE stiegen um 2,7 % und 2,4 %. "Es gibt keine Nachrichten, aber Versorger werden eigentlich gern als sicherer Hafen genommen, und die Titel haben zuletzt gut Federn gelassen", sagte ein Händler. Seit Monatsanfang büßten Aktien der beiden Konzerne jeweils mehr als 10 % ein.
Im Stoxx 50 waren jedoch die Minenwerte Star des Tages. Ihnen verhalfen steigende Kupferpreise den Minenwerten kräftigen Aufschlägen: BHP Billiton, Rio Tinto und Anglo American rückten zwischen 7,4 und 8,4 % vor. Der Branchenindex der Rohstoffwerte im Stoxx 600 legte insgesamt 6,2 % zu.
Die asiatischen Börsen verzeichneten am Freitag Gewinne. Händler verwiesen zur Begründung ebenfalls auf die Verkaufsgerüchte um Lehman. Vor allem japanische Finanzwerte profitierten. Der Nikkei schloss um 0,9 % im Plus bei 12.214 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index legte 1,3 % auf 1177 Zähler zu. Auch die Aktienmärkte in Hongkong, Taiwan, Südkorea und Singapur verzeichneten Gewinne. Die Aktie der japanischen Bank Sumitomo Mitsui Financial Group gewann bis Handelsschluss in Tokio 5,5 %. Mizuho Financial Group legten ebenso über 5 % zu.
Kursinformationen
Name | Aktuell | % | abs. | ||
---|---|---|---|---|---|
DAX PERFORMANCE-INDE.. | 6.234,89 Punkte | 0,91 % | 55,99 | ||
DOW JONES EURO STOXX.. | 3.278,02 Punkte | 1,74 % | 55,92 | ||
CAC 40 INDEX | 4.332,66 Punkte | 1,97 % | 83,59 | ||
FTSE 100 INDEX | 5.416,70 Punkte | 1,85 % | 98,30 |
FTD.de, 12.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
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Dax | 6.235 |
0,91% | [55,99] |
Dow | 11.422 |
-0,10% | [-11,72] |
€ / $ | 1,4221 |
0,00% | [0,00] |
Nasdaq | 1.767 |
-0,37% | [-6,52] |
Stoxx 50 | 3.278 |
1,74% | [55,92] |
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