Ein neues Anzeigenblatt von Springer ist keine echte Gratiszeitung. Es ist nur das letzte Glied in der Verwertungskette.
Diese Nachricht wird die Zeitungsbranche aufheulen lassen: Der Springer-Konzern will eine kostenlose wöchentliche Zeitung herausbringen, die an eine Million Berliner Haushalte verteilt werden soll. Auf den ersten Blick legt das Verlagshaus damit eine erstaunliche Kehrtwende hin. Gerade Springer hat bisher mit allen Mitteln versucht, Gratisblätter vom Markt fernzuhalten.
Mit einer klassischen Gratiszeitung, wie es sie in anderen Ländern schon länger gibt, hat der neue Titel allerdings wenig zu tun. Die 16-seitige Postille soll lediglich eine Sammlung bereits veröffentlichter Beiträge der "Berliner Morgenpost" enthalten und damit ein brauchbares Umfeld für die erhofften Anzeigen schaffen. Eigens produzierte redaktionelle Inhalte sind nicht vorgesehen und werden, wie Springer beteuert, auch nicht kommen.
Ein solches Blatt ist kein journalistisches, sondern ein betriebswirtschaftliches Projekt. Schon lange bemühen sich Verlage darum, die Beiträge ihrer Zeitungen und Zeitschriften zweitzuverwerten, ob als Mantel für andere Blätter oder in den Onlineangeboten kooperierender Häuser. In dieser Hinsicht ist das geplante Anzeigenblatt nur das letzte Glied in einer langen Verwertungskette.
Dass die "Morgenpost" unter diesem Produkt leidet, ist unwahrscheinlich. Tageszeitungsleser werden kaum abspringen, nur weil ein paar zeitlosere Beiträge nun auch noch anderswo auftauchen. Man sollte es aber auch nicht allzu ernst nehmen, wenn Springer behauptet, mit dem neuen Blatt Leser für seine bezahlten Ableger gewinnen zu wollen.
Am ehesten Sorgen machen muss sich vermutlich ausgerechnet jenes Unternehmen, das das neue Produkt austragen wird: die Post. Dessen Schweinebauch-Blatt "Einkauf aktuell" dürfte auf dem Anzeigenmarkt nun einen echten Konkurrenten bekommen.
Aus der FTD vom 12.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
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